Ackermann vs. Börsig Machtkampf spaltet Deutsche-Bank-Vorstand

Im Vorstand und im Aufsichtsrat der Deutschen Bank gibt es Spannungen. Das Fehlen eines Nachfolgers für Konzernchef Ackermann bezeichnen Experten als "besorgniserregend".
New York/ Frankfurt Ein Riss geht durch die Deutsche Bank. Nicht nur Aufsichtsratschef Clemens Börsig und der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann kämpfen um die Vorherrschaft in der Bank. Auch innerhalb des Vorstands kommt es nun zu Spannungen. Ein Teil des Vorstands fordert, dass Börsig - und kein anderer - die Suche nach einem neuen Bankchef weiter vorantreibt. "Der Respekt vor dem Haus Deutsche Bank gebietet es, dass wieder Ruhe einkehrt und ein geordneter Auswahlprozess abläuft", sagte ein Vorstandsmitglied dem Handelsblatt. Einen Austausch des Aufsichtsratschefs hält er für falsch. Ackermann hatte nach Informationen aus seinem Umfeld angeboten, sich "in die Pflicht nehmen zu lassen" und damit Börsig als Aufsichtsratschef zu ersetzen.
Der bisher schwelende Machtkampf in der Deutschen Bank war ausgebrochen, nachdem der ehemalige Bundesbank-Präsident Axel Weber sich Ende vergangener Woche entschieden hatte, als Verwaltungsratspräsident zur Schweizer Großbank UBS zu gehen. Er war Ackermanns Kandidat für die eigene Nachfolge gewesen, Weber sollte spätestens zur Hauptversammlung im Mai 2013 als neuer Konzernchef bestellt werden, womöglich im Rahmen einer Doppelspitze.
Aller Unmut im Vorstand hilft wenig. Zwar kann die Führungsmannschaft versuchen, den Aufsichtsrat in Gesprächen von ihrer Sicht der Dinge zu überzeugen. Am Ende sind die sieben Vorstandsmitglieder aber zum Zuschauen verdammt. Der Aufsichtsrat entscheidet, wer Nachfolger von Ackermann wird.
Im Ausland macht sich inzwischen Unverständnis breit, zumal die Griechenland-Krise keineswegs gemeistert ist. "Aus meiner Sicht ist es um die Gewinne der Deutschen Bank nicht gut bestellt, weil das Institut stark in den europäischen Peripheriestaaten engagiert ist und so stark vom Derivatehandel abhängt. Die Instabilität im Aufsichtsrat und das Fehlen eines Nachfolgers machen das Ganze noch besorgniserregender", sagt Chris Whalen, Geschäftsführer beim Researchhaus Institutional Risk Analytics.
Ähnliches ist aus dem Vorstand der Deutschen Bank zu hören. Intensive Gespräche sollen nun das Klima zwischen den streitenden Parteien entspannen. Am Ende hofft man auf eine vernünftige Nachfolgeregelung. "Die jetzt vom Zaun gebrochenen Diskussionen sind wenig hilfreich", urteilt ein Vorstand. Zwischen den Zeilen lässt er durchklingen, dass er keinerlei Verständnis für den jetzigen Machtkampf habe. Manchmal gebe es leider Probleme, wenn Vorstandschefs nicht loslassen könnten, sagte er.