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Christian Sewing, James von Moltke, und Karl von Rohr

Wie viel Geld ein Deutsche-Bank-Vorstand verdienen kann, hängt zum Teil von seinen Aufgaben ab.

(Foto: Bloomberg/Getty Images)

Analyse der Boni Der Spitzenverdiener der Deutschen Bank schneidet mit seiner Leistung schlecht ab

Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing hat seine Ziele 2018 übererfüllt, wie eine Analyse der Boni zeigt. Dennoch verdiente er weniger als der Bestverdienende.
17.04.2019 - 13:20 Uhr Kommentieren

Frankfurt Böse Zungen lästern gerne, bei der Deutschen Bank könne man ein Spitzengehalt auch ohne Spitzenleistung verdienen. Ein tiefer Blick in den Vergütungsbericht des Kreditinstituts zeigt, dass Lohn und individuelle Leistung auch im Vorstand beträchtlich auseinanderklaffen können. Das zeigt eine Analyse der persönlichen Boni der einzelnen Vorstandsmitglieder. Während Vorstandschef Christian Sewing dabei besonders gut abschnitt, bildete Spitzenverdiener Garth Ritchie das Schlusslicht.

Wie viel Geld ein Deutsche-Bank-Vorstand verdienen kann, hängt zum Teil von seinen Aufgaben ab. Das Grundgehalt und die möglichen Boni für einen Vorstandschef sind generell höher als die Verdienstmöglichkeiten eines Finanz- oder Risikovorstands. Wer wissen will, wie gut jeder dieser Manager seine speziellen Aufgaben erfüllt hat, muss deshalb einen Blick auf dessen individuellen kurzfristigen Bonus werfen. Dort schlägt sich nieder, ob ein Manager seine Ziele übertroffen oder verfehlt hat.

Um die Leistungsträger von den Enttäuschungen im Spitzengremium zu unterscheiden, muss man die erreichte individuelle Bonus-Komponente mit ihrem Zielwert abgleichen. Eine Analyse der individuellen Boni der Deutsche-Bank-Vorstände führt zu einer Dreiteilung in die Leistungsträger, das Mittelfeld sowie die Schlusslichter.

Für den Frontmann der Deutschen Bank, Christian Sewing, fällt die Analyse am schmeichelhaftesten aus: Er hat seine Ziele zu 154 Prozent erreicht, also klar übertroffen. Um den Spitzenwert Sewings korrekt auszurechnen, muss man berücksichtigen, dass er bis April 2018 Privatkundenvorstand war und erst danach zum Vorstandschef aufstieg.

Dicht hinter Sewing folgen in der Spitzengruppe Privatkundenvorstand Frank Strauß, Finanzvorstand James von Moltke sowie Rechtsvorstand Karl von Rohr, die rund 150 Prozent ihres Bonus-Zielwerts erreichten. Die Schlusslichter im Vorstand sind der Chef des Investmentbankings, Garth Ritchie, sowie die für Compliance und Regulierung zuständige Vorständin Sylvie Matherat. Beide erreichten die ihnen gesetzten Ziele nur zu 80 Prozent.

Brisante Einstufung

Im Fall von Garth Ritchie ist die Einstufung als Schlusslicht besonders brisant: Er verdiente mit 8,6 Millionen Euro mehr als jeder andere Vorstand der Deutschen Bank. Das verdankte er einer Funktionszulage für eine „zusätzliche Verantwortung im Zusammenhang mit den Auswirkungen des Brexits“.

Mit jährlich drei Millionen Euro macht diese Funktionszulage, die selbst innerhalb der Deutschen Bank umstritten ist, rund ein Drittel der Gesamtvergütung aus. Damit verdiente Ritchie sogar mehr als Vorstandschef Sewing. Die Funktionszulage wurde vom Aufsichtsrat der Deutschen Bank 2017 eingeführt, für besondere zusätzliche Aufgaben und besondere Verantwortungen, die ein Vorstand übernimmt.

Sie kann maximal so hoch wie das feste Grundgehalt sein, was bei Ritchie der Fall ist. Das Besondere: Die Funktionszulage gilt als Teil der festen Vergütung, kann also bei schlechten Leistungen nicht nachträglich zurückgefordert werden oder verfallen Ritchie wurde die Zulage, die monatlich 250.000 Euro beträgt, bis November 2020 gewährt, heißt es im Geschäftsbericht.

Der einzige andere Vorstand, der eine Funktionszulage erhalten hat, ist Risikochef Stuart Lewis, der mit einer Zielerreichung von 125 Prozent zum oberen Mittelfeld im Vorstand zählt. Lewis erhielt von November 2017 bis August 2018 eine Funktionszulage von monatlich 150.000 Euro, weil er das Verhältnis zu den amerikanischen Regulierungsbehörden weiter verbessern sollte.

Das besonders schwache Abschneiden von Ritchie und Matherat ist bemerkenswert: Beide gelten trotz ihrer noch laufenden Vorstandsverträge immer wieder als Wackelkandidaten im Spitzengremium. Der individuelle Bonus zeigt, dass auch der Aufsichtsrat mit ihren Leistungen nicht zufrieden ist.

Der einzige andere Vorstand, der nur rund 80 Prozent seiner Ziele erreichte, war Nicolas Moreau, der frühere Asset-Management-Vorstand und Chef der Fondstochter DWS, von dem sich die Bank im vergangenen Jahr getrennt hatte.

Die Vergütung der Vorstände bei der Deutschen Bank besteht aus mehreren Komponenten: einem Fixgehalt, gegebenenfalls einer Funktionszulage, einer langfristigen variablen Vergütung sowie kurzfristigen Boni. Die kurzfristigen Boni unterteilen sich in eine Gruppenkomponente sowie eine individuelle Komponente, die an die persönliche Leistung eines Managers geknüpft ist.

Die individuellen Ziele legt der Aufsichtsrat vorab fest. Sie haben nicht unbedingt etwas mit dem Abschneiden der Bank insgesamt zu tun. Sewing etwa sollte die Strategie des Instituts überarbeiten und das Kostenziel von 23 Milliarden Euro einhalten.

Ritchies individuelle Aufgabe bestand darin, das Investmentbanking neu auszurichten und die Kommunikation zu den Kunden sowie die interne Kultur zu verbessern. Er sollte auch engere Verbindungen zu den britischen Aufsichtsbehörden aufbauen.

Matherat sollte „das Kontrollumfeld der Bank im Jahr 2018 weiter stärken“ und Sprach- und Handelsüberwachung verbessern. Außerdem sollte sie die Anforderungen der vierten Geldwäscherichtlinie umsetzen.

Woran es bei Ritchie und Matherat nun im Einzelnen haperte, geht aus dem Geschäftsbericht nicht hervor. Beide Manager wurden allerdings im Zusammenhang mit den Verwicklungen der Deutschen Bank in den Geldwäsche-Skandal bei der Danske Bank vor die Finanzaufsicht Bafin zitiert. Ihnen wird vorgeworfen, die Verbesserung der Geldwäsche-Kontrollsysteme nicht entschlossen und effektiv genug verbessert zu haben.

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