Asiengeschäft Deutsche Bank verlegt Vorstandsbüro von Hongkong nach Singapur

Das Logo der Bank an einer Filiale in Hongkong.
Bangkok Inmitten der politischen Krise in Hongkong schließt die Deutsche Bank ihr Vorstandsbüro in der chinesischen Sonderverwaltungszone. Der neue Asienvorstand Alexander von zur Mühlen wird stattdessen von der südostasiatischen Finanzmetropole Singapur aus arbeiten, wo die Bank ebenfalls einen Sitz hat.
Er tritt seinen Posten am 1. August an und wird dann auf den bisherigen Asien-Pazifik-Chef Werner Steinmüller folgen. Steinmüller arbeitete seit 2016 in Hongkong und war das erste Vorstandsmitglied der Deutschen Bank mit Sitz in Asien.
Ob die Entscheidung gegen Hongkong und für Singapur im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über den wachsenden Einfluss der chinesischen Zentralregierung auf Hongkong steht, beantwortete die Deutsche Bank auf Anfrage nicht. Eine Sprecherin betonte lediglich, dass die Bank weiterhin mit großen Niederlassungen in beiden Metropolen präsent sein werde: „Wir halten an unserer dualen Struktur im Asien-Pazifik-Raum fest.“
In Hongkong gilt seit Ende Juni ein von der Regierung in Peking beschlossenes Sicherheitsgesetz, das die Autonomie der früheren britischen Kolonie beschneidet. Es stellt unter anderem Aktivitäten unter Strafe, die China als subversiv ansieht.
Was genau darunter fällt, ist aber nicht klar definiert – und das sorgt auch in der Finanzindustrie für erhebliche Unsicherheit. Analysten und Volkswirte in Hongkong haben zuletzt davor gewarnt, dass es bei Berichten über China zu zunehmender Selbstzensur kommen werde. Für Banken in Hongkong könnten auch mögliche Sanktionen der USA gegen China zum Problem werden.
Reiche Chinesen ziehen Vermögen ab
Nach Angaben von Bankmanagern haben im Zuge der politischen Unruhen in Hongkong in den vergangenen Monaten bereits mehrere reiche chinesische Familien ihr Vermögen aus Hongkong abgezogen und nach Singapur verlegt.
Deshalb stockten zuletzt Banken in Singapur laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters ihre Vermögensverwaltungsteams kräftig auf, die sich um Kunden aus China kümmern. Zwar hielten sich die Kapitalflüsse bisher in Grenzen, Beobachter erwarten aber, dass Singapur im Standortwettbewerb von Asiens Finanzplätzen von der Krise in Hongkong mittelfristig profitieren werde.
Bei der Deutschen Bank dürfte die Entscheidung über die Ansiedlung des Vorstandsbüros in Singapur aber auch mit der Neuausrichtung der Bank zusammenhängen. Die Bank hatte im vergangenen Jahr angekündigt, sich weltweit vom Aktienhandel zu trennen, der innerhalb des Asien-Pazifik-Raums in Hongkong konzentriert war.
Auf die Frage, ob der Standort Singapur dadurch an Bedeutung gewinne, sagte der bisherige Asien-Vorstand Steinmüller vergangenes Jahr im Gespräch mit dem Handelsblatt: „Die Balance zwischen Hongkong und Singapur wird künftig ausgeglichener sein.“ Einen Grund zum Umzug sah er damals aber noch nicht: „Mein Vorstandsbüro bleibt aber in Hongkong“, sagte er. „Die Stadt bleibt für den Zugang zu Kapitalmärkten und zu China für uns extrem wichtig.“
1000 Deutsche-Bank-Mitarbeiter in Hongkong
Dem Vernehmen nach plant die Deutsche Bank nicht, neben dem Vorstandsposten noch weitere Teile des regionalen Managements von Hongkong nach Singapur zu verlegen. Regionalchefs in einzelnen Bankbereichen sollen weiterhin an beiden Standorten angesiedelt sein. Laut dem Geschäftsbericht für das Jahr 2019 hatte die Bank zuletzt rund 1000 Mitarbeiter in Hongkong und 2000 in Singapur. Der Umsatz war an den beiden Standorten mit jeweils rund einer Dreiviertelmilliarde Euro ähnlich groß.
Der neue Asien-Chef von zur Mühlen hat laut Aufsichtsratschef Paul Achleitner die Aufgabe, das Asien-Geschäft weiterzuentwickeln. Als ausgewiesener Stratege und erfahrener Kapitalmarktexperte bringe er alle Voraussetzungen dafür mit, sagte Achleitner bei der Bekanntgabe der Personalie Ende April. Sein Vorgänger Steinmüller soll noch bis zum Jahresende als Berater zur Verfügung stehen.
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