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Aufgrund von Bonuskürzung Credit-Suisse-Chef verdient weniger

Credit-Suisse-Chef Tidjane Thiam muss 2016 auf Geld verzichten. Die Schweizer Bank hat die Boni nach Protesten deutlich reduziert – und wird trotzdem weiter kritisiert. Das Beispiel zeigt die neue Macht der Kleinanleger.
18.04.2017 Update: 18.04.2017 - 15:46 Uhr Kommentieren
Der Credit-Suisse-Chef verdient trotz der tiefroten Zahlen des Geldhauses für Schweizer Verhältnisse immer noch gut. Quelle: dpa
Tidjane Thiam

Der Credit-Suisse-Chef verdient trotz der tiefroten Zahlen des Geldhauses für Schweizer Verhältnisse immer noch gut.

(Foto: dpa)

Zürich Lange wurden sie von der Börse belächelt: Kleinanleger, die auf Aktionärsversammlungen über überhöhte Managerboni herzogen. Doch inzwischen dürfte zumindest einigen Konzernlenkern das Lachen vergangen sein. Denn wie das Beispiel der Credit Suisse zeigt, haben die zumeist grauhaarigen Anteilseigner mit einem Hang zur Selbstdarstellung mächtige Verbündete gefunden.

Auch kühl kalkulierenden Großanlegern sind die prall gefüllten Lohntüten zunehmend ein Dorn im Auge. Die Schweiz bietet nach einer Gesetzesänderung beste Voraussetzungen für Investoren, die ihrem Unmut Luft machen wollen. Aber auch in anderen europäischen Ländern müssen sich die Konzerne auf wachsenden Widerstand gefasst machen, wenn das Firmenergebnis und die Aktienkursentwicklung nicht mit den Boni Schritt halten.

„Credit Suisse ist eine riesige Baustelle“, erklärt Stephan Sola vom Broker Kepler Cheuvreux. Altlasten hinterließen 2016 einen Verlust von 2,7 Milliarden Franken, der zweite Milliarden-Fehlbetrag in Folge. Hinzu kommen kassierte Ziele und die seit Wochen bestehende Unsicherheit, ob das Schweizer Geschäft wie angekündigt an die Börse gebracht werden soll. Das Unternehmen habe alle Chancen, den Konzernumbau erfolgreich abzuschließen, erklärt Sola. „Bis es soweit ist, sollte das Management bei den Boni Mass halten.“

Ein Nein der Aktionäre bei der Generalversammlung am 28. April wäre für die Credit-Suisse-Spitze eine Schmach von historischem Ausmaß. Die zweitgrößte Bank des Landes droht zum ersten großen Schweizer Konzern zu werden, deren Management-Boni und Vergütung des Verwaltungsrates bei den Aktionären eine Abfuhr erleiden. Denn nicht nur Kleinaktionäre, sondern auch die einflussreichen Stimmrechtsberater äußerten sich im Vorfeld ablehnend. Experten zufolge können die amerikanischen ISS und Glass Lewis gemeinsam rund 30 Prozent der Stimmen vertreten, die Schweizer Ethos nochmal drei bis vier Prozent. Die Seite, die eine Mehrheit der vertretenen Stimmen erreicht, setzt sich durch.

Hastig reagierte Credit Suisse auf den Druck der Aktionäre. In der Nacht auf Karfreitag verzichtete das Management auf einen Teil des Bonus und der Verwaltungsrat auf eine Erhöhung seiner Vergütung. Das Gesamtgehalt von Konzernchef Tidjane Thiam für das vergangene Jahr sinkt damit auf 10,24 Millionen Franken von den zuvor geplanten 11,9 Millionen Franken. Präsident Urs Rohner geht nun davon aus, dass sich die Zustimmung auf der Generalversammlung erhöhen wird, wie er in einem Interview sagte. Ob das Unternehmen die notwendige 50-Prozent-Schwelle erreicht, ist aber immer noch nicht garantiert.

So gefährlich sind die größten Banken der Welt
Klasse 1 – UBS, Santander, Royal Bank of Scotland
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Der Finanzstabilitätsrat teilt die Banken in fünf Klassen ein. In der ersten Klasse befinden sich laut der vorgesellten Liste 17 Banken, die nicht als besonders systemrelevant gelten – das ist eine weniger als im Vorjahr. Diese Banken müssen ein Prozent mehr Kapital zusätzlich zu der erforderlichen Eigenkapitalquote vorhalten. Unter diesen für das System vergleichsweise nicht besonders gefährlichen Banken befinden sich zum Beispiel die Schweizer Großbank UBS, die Société Générale, die Santander, ING Bank, die Royal Bank of Scotland und Bank Morgan Stanley.

(Foto: ap)
Klasse 1 – Standard Chartered
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Welche Konsequenzen der Brexit für die britische Standard Chartered haben wird, ist noch nicht absehbar. Die Bank belegt wie im Vorjahr einen Platz in Klasse 1, die einen Kapitalaufschlag von einem Prozent voraussetzt.

(Foto: Reuters)
Neu in Klasse 1: Die Credit Suisse.
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Neu in der Klasse 1 ist die US-Bank Credit Suisse, die im Vorjahr noch mehr Kapital vorhalten musste. Jetzt beträgt dieser Zuschlag für das Schweizer Geldhaus nur noch ein Prozent. Sie hat aus Sicht der Regulierer an Relevanz verloren.

(Foto: Reuters)
Klasse 2 – Barclays
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James Staley, seit Dezember 2015 Chef der britischen Bank Barclays, konnte die Risikoeinstufung des Geldhauses reduzieren. Barclays gehört, wie auch 2016 schon, nur noch der Klasse zwei an. Dort ist ein Kapitalzuschlag von 1,5 Prozent erforderlich.

(Foto: AFP)
Klasse 2 – Wells Fargo
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Wells Fargo spielt mit Barclays in einer Liga. Beide gehörten Klasse 2 an, was einen Kapitalzuschlag von 1,5 Prozent bedeutet.

(Foto: AFP)
Klasse 2 – Goldman Sachs
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Auch die amerikanische Investmentbank Goldman Sachs wird als „systemisch“ eingestuft, sie muss 1,5 Prozent Kapitalzuschlag vorhalten.

(Foto: ap)
Klasse 2 – Industrial and Commercial Bank of China
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Für genauso systemrelevant halten die Regulierer die Industrial and Commercial Bank of China. Aufschlag auch hier: 1,5 Prozent.

(Foto: Reuters)

Dass sich gerade die Credit Suisse mit einer Aktionärsrevolte konfrontiert sieht, ist kein Zufall. Der Konzern hatte bereits in der Vergangenheit die Zeichen der Zeit nicht erkannt, etwa als er CEO Brady Dougan 2010 insgesamt rund 90 Millionen Franken auszahlte. Solche Extrembeispiele riefen auch die Politik auf den Plan. 2013 sprachen sich die Schweizer in einer Volksabstimmung klar für eine Begrenzung der Managersaläre aus. Die Schweiz ist inzwischen das einzige Land, in dem die Aktionäre jedes Jahr bindend über die Managergehälter abstimmen. „Wenn ein Unternehmen wie die Credit Suisse schlecht gearbeitet hat, dann darf es um Himmels Willen keine Boni verteilen“, erklärte der Abgeordnete Thomas Minder, die treibende Kraft hinter der Abstimmung.

Aber auch bei anderen Unternehmen nehmen die Unmutsbekundungen zu. Wenige Stunden bevor die Credit Suisse zurückruderte, stimmten 38 Prozent der ABB-Eigner gegen die Vergütung für die Geschäftsleitung, deutlich mehr als erwartet. „Zustimmungsraten von weniger als 80 Prozent wertet der Verwaltungsrat als Signal, etwas zu ändern“, erklärt Vergütungsexperte Axel May von der Beratungsfirma HCM.

Dass sich die Schweiz als Testfall für den Kampf gegen überhöhte Boni eignet, hat noch einen zweiten Grund: Die Schweizer Top-Manager verdienen May zufolge durchschnittlich rund 15 Prozent mehr als im europäischen Vergleich und auch mehr als ihre deutschen Kollegen. Dort scheinen viele Unternehmen ihre Lektion inzwischen gelernt zu haben. Volkswagen, wo der ehemalige Vorstandschef Martin Winterkorn lange der bestbezahlte Manager in Deutschland war, hat das Gehalt des Vorstandschefs kürzlich auf maximal zehn Millionen Euro pro Jahr begrenzt. Auch die Deutsche Bank hat die Vorstandsbezüge gedeckelt.

Insgesamt müssen die Firmen aber weiterhin mit Gegenwind von den Aktionären rechnen. Blackrock-Chef Larry Fink warnte in einem Brief an Firmenchefs, dass der weltgrößte Vermögensverwalter gegen unbefriedigende Vergütungen stimmen werde. Auch der norwegische Staatsfonds – einer der größten Aktionäre der Credit Suisse – hatte kürzlich gemahnt, dass Handlungsbedarf bei den Vergütungen von Unternehmen allgemein bestehe. „Bankenlöhne sind weit oben auf der Sorgen-Liste der Anleger“, erklärte Andrew Gebelin von Glass Lewis schon vor gut zwei Wochen. „Wir erwarten weitere Kontroversen in den kommenden Monaten.“ Credit Suisse war gewarnt.

  • rtr
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