Außenhandelsfinanzierer Ex-Chef der Deutschen Forfait offenbar im Iran verurteilt – Aktien im freien Fall

Der Hauptaktionär der Deutschen Forfait soll in der iranischen Metropole wegen Spionage verurteilt worden sein.
Düsseldorf Die Ankündigung klang unheilvoll: „Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Forfait AG, Dr. Shahab Manzouri, hat den Aufsichtsrat heute darüber informiert, dass er wegen einer längeren Erkrankung für circa drei Monate seine Vorstandspflichten nicht wird ausüben können“, teilte der Spezialist für Außenhandelsfinanzierung am 17. Januar 2017 mit.
Gleichzeitig habe der Mann an der Spitze um eine entsprechende Beurlaubung gebeten. „Der Aufsichtsrat hat Dr. Manzouri zunächst bis zum Ende des Monats April 2017 von seinen Vorstandspflichten entbunden und den Vorstandsdienstvertrag mit Dr. Manzouri für diese Zeit ruhend gestellt.“
Was fehlte Shahab Manzouri? Die Aktionäre der Deutschen Forfait sollten es nie erfahren. Die Nachricht von seiner plötzlichen Erkrankung ist inzwischen mehr als ein Jahr alt, und Manzouri ist noch immer nicht zurück. Sein Unternehmen hat über den damaligen Vorstandschef kein Wort mehr verloren. Stattdessen erfuhr das Handelsblatt von einer ganz anderen Unpässlichkeit.
Ein Gericht in der iranischen Hauptstadt Teheran soll Manzouri zu sechs Jahren Haft verurteilt haben. Grund: Spionage für den britischen Geheimdienst. „Kayhan Life London“, eine in Großbritannien erscheinende Zeitung für Exil-Iraner, hatte zuerst darüber berichtet. Manzouris Anwalt wollte sich dazu auf Anfrage nicht äußern.
Für die Aktionäre und Anleihegläubiger der Deutschen Forfait mag das nichts Gutes bedeuten. Der Kurs ihrer Papiere lag einmal bei 75 Euro, aber das ist lange her. In den vergangenen fünf Jahren kannte die Aktie nur eine Richtung: abwärts. Aktuell notiert das Papier bei kaum mehr 40 Cent, Tendenz stark fallend.
Am Anleihemarkt sieht es nicht besser aus. Im Jahr 2013 sammelte die Deutsche Forfait bei den Investoren 30 Millionen Euro ein. Der Kurs der Anleihe lag bei 100 Euro, aktuell sind es 5,20 Euro. Selbst die größten Optimisten dürften kaum noch mit einer Rückzahlung der Einlage zum Fälligkeitstermin am 27. Mai 2020 rechnen.
In der Vergangenheit litt das Unternehmen vor allem an der politischen Isolation des Irans. Die Deutsche Forfait hat sich auf die finanzielle Absicherung von Warenlieferungen in und aus dem Mittleren Osten spezialisiert, und dort insbesondere auf die Unterstützung deutscher und internationaler Exporteure bei Geschäften mit iranischen Handelspartnern.
Die internationalen Sanktionen gegen den islamischen Gottesstaat lähmten das Geschäft. Das schlug sich in den Bilanzen nieder: Im Jahr 2014 lag der Jahresfehlbetrag der Deutschen Forfait bei 14,6 Millionen Euro. 2015 wurden die Sanktionen zwar aufgehoben, aber der Verlust der Gesellschaft stieg auf 22,6 Millionen Euro. Anfang 2016 übernahm ein Insolvenzverwalter das Kommando.
Verlustreiches Jahr 2017
Dann kam Shahab Manzouri. Der Mann, der in den vorhergehenden Jahren schon Aktien der Deutschen Forfait in erheblichem Umfang gekauft und wieder verkauft hatte, legte im Juni 2016 einen Betrag von 7,5 Millionen Euro als Barkapitalerhöhung in die Gesellschaft und wurde mit 79 Prozent der Aktien größter Anteilseigner.
Den übrigen Aktionären wurde Manzouri als „britischer Privatinvestor mit langjähriger Erfahrung im Trade-Finance-Sektor“ vorgestellt. Er zog in den Vorstand ein und sollte sich um den Vertrieb kümmern. Ein halbes Jahr später wurde er in Teheran verhaftet.
Nun haben die Aktionäre nicht nur einen Verlustbringer im Depot, sondern auch einen Thriller. In den ersten neun Monaten des Jahres 2017 lag der Verlust der Deutschen Forfait bei 1,9 Millionen Euro. Die Vereinigten Staaten warfen dem Unternehmen vor, gegen die Iran-Sanktionen verstoßen zu haben. Der Iran soll Manzouri für einen britischen Spion gehalten und ihn ins Gefängnis gesteckt haben.
Wann der übrige Vorstand seinen Aktionären von dem Tohuwabohu berichten will, ist unklar. Auf Anfrage des Handelsblatts sagte ein Sprecher des Unternehmens: „Wir können nicht bestätigen, dass Herr Manzouri verurteilt oder verhaftet wurde. Uns liegen keine derartigen Informationen vor.“
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