Austrian Anadi Bank Nachfolgerin der Skandalbank Hypo Alpe Adria drängt auf den deutschen Markt

Im vergangenen Jahr schrumpfte die Bilanz des Kärtner Instituts von 3,1 auf 2,6 Milliarden Euro.
Frankfurt Seit vergangenem Juli führt Christian Kubitschek die Austrian Anadi Bank. Sein Job ist klar definiert: Er soll den Nachfolger der österreichischen Skandalbank Hypo Alpe Adria endgültig sanieren. Nach einer schwarzen Null für 2020 will Kubitschek das Kärntner Geldhaus so bald wie möglich wieder in die Gewinnzone bringen. „2021 wird das letzte Jahr unserer Transformation“, verspricht der Vorstandschef.
Kubitschek räumt aber ein, dass die Bank auch nach der Sanierung noch zu klein ist. „Wir haben das Geschäftsmodell neu in Richtung Wachstum kalibriert.“ Deutschland spielt bei diesen Wachstumsplänen eine zentrale Rolle. „Ein Markt mit 80 Millionen Einwohnern ist für uns natürlich extrem interessant“, meint Kubitschek.
Der Pilotversuch läuft bereits. Seit Anfang April bietet die Anadi Bank in Deutschland kleinen und mittleren Unternehmen Kredite vor allem in einer Spanne von 50.000 bis 150.000 Euro an. Im zweiten Halbjahr sollen Konsumentenkredite folgen. Kubitscheks Ziel ist es, innerhalb von drei Jahren in Deutschland ein Kreditbuch von rund 200 Millionen Euro aufzubauen.
Das alles soll voll digital, ohne Filialen, aber mit Partnern funktionieren. Die Anadi Bank will ihre Kredite in Deutschland über Compeon vertreiben, eine Finanzierungsplattform für den Mittelstand.
Ende 2013 hat eine Gruppe indisch-britischer Investoren unter Führung von Sanjeev Kanoria die österreichischen Reste der Hypo Alpe Adria übernommen. Anadi ist der Name der Holding, über die die Unternehmerfamilie Kanoria die Bank gekauft hat.
Expansionsstrategie birgt Gefahren
Die Hypo Alpe Adria sorgte während der Finanzkrise für einen der größten Finanzskandale in der österreichischen Geschichte. 2007 hatte die BayernLB die Bank vom Bundesland Kärnten übernommen, zwei Jahre später musste die deutsche Landesbank das inzwischen marode Geldhaus in einer Notaktion an Österreich zurückgeben. Die Bank hatte sich mit einem waghalsigen Expansionskurs auf dem Balkan verspekuliert. Nach der Rückgabe an Österreich folgte ein jahrelanger Rechtsstreit über die Verteilung der Milliardenlasten aus dem Beinahekollaps der Hypo Alpe Adria.
Im vergangenen Jahr schrumpfte die Bilanz des Kärntner Nachfolgeinstituts von 3,1 auf 2,6 Milliarden Euro. Nach einem Verlust von 19 Millionen Euro im Jahr 2019 stand bei der Austrian Anadi Bank ein Gewinn von zwei Millionen Euro zu Buche. Die Eigenkapitalquote summierte sich auf 15,2 Prozent, und die Zahl der Mitarbeiter sank von 314 auf 280.

Der Anadi-CEO setzt auf seine Kenntnis des deutschen Marktes.
Anadi-CEO Kubitschek ist sich bewusst, dass seine Expansionsstrategie mitten in der Coronakrise besondere Gefahren birgt. Aber die harte Konkurrenz und die niedrigen Margen auf dem deutschen Bankenmarkt schrecken ihn nicht.
Der Manager, der auch schon für die Deutsche Bank gearbeitet hat, setzt auf seine Kenntnis des deutschen Marktes und etwas, das er scherzhaft Piranha-Strategie nennt. „Wir wollen ganz sicher nicht mit den ganz großen Fischen konkurrieren, sondern uns schnell und wendig die besten Beutestücke schnappen“, sagt der Niederbayer, der sich mit 500.000 Euro selbst an der Bank beteiligt hat.
Kreditvergabe soll automatisiert werden
Deutschland gilt als einer der wettbewerbsintensivsten Bankenmärkte überhaupt. Seit Jahren stehen die Margen unter massivem Druck. Wegen der wirtschaftlichen Folgen der Pandemie ist das Unternehmensgeschäft der Geldhäuser nach Berechnungen der Beratung Bain in den ersten sechs Monaten des vergangenen Jahres erstmals in die Verlustzone gerutscht.
Deshalb will Kubitschek die Pilotphase im zweiten Quartal nutzen, um die Risiken zu kalibrieren. In dieser Anfangsphase werde jede endgültige Kreditgenehmigung noch von Hand geprüft. „Daran werde ich mich auch selbst beteiligen“, betont der Banker. Ab Jahresende sollen dann 95 Prozent der Kreditvergabe und Abwicklung vollautomatisch laufen.
Aus der Coronakrise erwartet der Vorstandschef keine neuen Gefahren für seine Bank. Der Anteil der besonders betroffenen Branchen wie Tourismus, Gastronomie und Handel am Portfolio sei gering. Allerdings stiegen die notleidenden Kredite in der Bilanz bereits 2019 um rund ein Drittel auf knapp 86 Millionen Euro.
„Dafür sind Altlasten aus Auslandsgeschäften verantwortlich, die wir nicht mehr betreiben“, betont Kubitschek. Im vergangenen Jahr sei die Risikovorsorge trotz der Pandemie weitgehend stabil geblieben.
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