Bafin-Sonderprüfung Grenke: Massive Kritik, aber keine Hinweise auf Geldwäsche

Der Finanzdienstleister geriet im September nach der Attacke des britischen Leerverkäufers Fraser Perring an der Börse massiv unter Druck.
Düsseldorf Der im SDax notierte Baden-Badener Leasingkonzern Grenke bleibt wegen seiner Firmen- und Geschäftsstruktur unter Druck. Die von der Bafin eingesetzte Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Mazars hat zahlreiche Kritikpunkte und teils schwerwiegende Mängel ausgemacht. Dies geht aus der laufenden Sonderprüfung hervor, über deren Zwischenstand Grenke am Freitag per Pflichtmitteilung berichtete.
Grenke war im September nach der Attacke des britischen Leerverkäufers Fraser Perring an der Börse massiv unter Druck geraten. Perring warf dem auf die Vermietung von IT und Büroausstattung spezialisierten Unternehmen unter anderem Betrug, Geldwäsche und Bilanzfälschung vor und wettete gleichzeitig auf einen Absturz der Aktien. An der Börse befindet sich die Aktie des Unternehmens seither auf Talfahrt, der Kurs hat sich in etwa halbiert.
Auf die Ad-hoc-Mitteilung vom Freitag reagierten Anleger indes trotz aller Kritikpunkte der Sonderprüfer erfreut, der Kurs der Grenke-Aktie legte bis zum Mittag um 15 Prozent auf gut 34 Euro zu. Ausschlaggebend dafür dürfte sein, dass die Sonderprüfer keine Zweifel an der Substanz des Grenke-Geschäfts äußerten.
So haben sich laut dem Zwischenbericht von Mazars keine Feststellungen ergeben, die am rechtlichen Bestand und wirtschaftlichen Gehalt der Leasingverträge mit ausstehenden Forderungen in Höhe von rund 5,6 Milliarden Euro zweifeln lassen. Dem Bericht zufolge hat sich auch der Vorwurf der Geldwäsche nicht bestätigt.
Mazars, die von der Bafin im Zuge der Vorwürfe Perrings mit einer Sonderprüfung betraut worden war, attestiert dem Unternehmen allerdings zahlreiche andere Versäumnisse.
„Schwerwiegende“ Mängel in der Geldwäscheprävention
So kritisiert Mazars vor allem die bilanzielle Behandlung von Franchiseunternehme und eine unzureichende Offenlegung von Firmen, die personell mit dem Unternehmen und seinem Gründer Wolfang Grenke verbunden sind.
Daneben machten die Prüfer insbesondere bei der Tochtergesellschaft Grenke Bank teils „schwerwiegende“ Mängel in der Geldwäscheprävention sowie in Teilen des Kundenkreditgeschäfts aus. All dies waren teils zentrale Vorwürfe Perrings.
Schließlich bemerkten die Prüfer auch schwerwiegende Mängel in der internen Revision und Compliance-Organisation. Im internen Überwachungssystem stellte Mazars eine fehlende oder nicht wirksame prozessabhängige Kontrolle fest. Dass Mazars diese Schwachstellen ausgemacht hat, war schon im Vorfeld des jetzigen Zwischenberichts bekannt geworden. Das in der Vergangenheit für diese Themen zuständige Vorstandsmitglied Mark Kindermann war mit Blick auf die anstehenden Ergebnisse zurückgetreten.
Grenke-Finanzvorstand Sebastian Hirsch bekundete nun im Rahmen einer Telefonkonferenz: „Wir haben uns einmal auf links drehen lassen. Wir haben einiges geändert und wir werden weitere Verbesserungen umsetzen.“
Bei manchen Marktbeobachtern kamen diese Ankündigungen positiv an. So erklärten die Analysten der Vermögensverwaltung Gané aus Aschaffenburg: „Der Zwischenbericht entlastet aus unserer Sicht die Grenke AG grundlegend und knüpft an die bisher veröffentlichten Prüfungsergebnisse an.“ Grenke sei nicht Wirecard, der heutige Tag ein „positiver Wendepunkt“. Die verbliebenen Mängel ließen sich nun „zügig beheben“.
Kritik kam hingegen von Leerverkäufer Fraser Perring und seiner Analysefirma Viceroy Research. „Die heutige Ankündigung von Grenke ist alles andere als eine Entlastung. Fragen zur Geldwäschebekämpfung bei Grenke, zur Buchhaltung, internen Revision, zu Rückstellungen und Geschäften mit verbundenen Parteien bleiben unbeantwortet“, erklärte Perring auf Handelsblatt-Anfrage.
Weiter bestünden viele Anzeichen für eine schlechte Unternehmensverfassung. Grenke halte an unzureichenden Risikomanagement-Systemen fest, weigere sich, die Konsolidierung der Franchise-Unternehmen in den vergangenen beiden Jahrzehnten transparent zu machen und verschweige Compliance-Probleme. Der Konzern setze weiterhin auf „Verschleierung und Ausflüchte“, so das harte Urteil der Leerverkäufer.
Derzeit laufen neben der Arbeit von Mazars weitere Sonderprüfungen, die das Unternehmen selbst in Auftrag gegeben hat. Wegen der Sonderprüfungen werde das Geschäftsergebnis erst im zweiten Quartal feststehen, teilte Grenke mit. Der Konzern erwartet ein Nachsteuerergebnis im oberen zweistelligen Millionenbereich, die Eigenkapitalquote betrug zum Jahresende 2020 rund 16 Prozent.
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