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Bain-Studie Berater trauen deutschen Banken bis zu zehn Prozent Rendite zu – aber nicht durch Sparen allein

Mehr Nachhaltigkeit, weniger Filialen – so könnten Banken profitabler werden. Die Renditeunterschiede zwischen einzelnen Bankentypen sind schon heute groß. 
14.12.2021 - 16:35 Uhr Kommentieren
Höhere Zinsen, weniger Kosten, neue Geschäftsfelder – so könnten deutsche Kreditinstitute in den nächsten Jahren ihre Eigenkapitalrendite auf bis zu zehn Prozent steigern, schreibt die Unternehmensberatung Bain. Quelle: REUTERS
Bankenviertel von Frankfurt

Höhere Zinsen, weniger Kosten, neue Geschäftsfelder – so könnten deutsche Kreditinstitute in den nächsten Jahren ihre Eigenkapitalrendite auf bis zu zehn Prozent steigern, schreibt die Unternehmensberatung Bain.

(Foto: REUTERS)

Frankfurt Nach dem Pandemiejahr 2020 dürfte sich die Eigenkapitalrendite deutscher Kreditinstitute in diesem Jahr wieder deutlich erholen. Zu diesem Schluss kommt die Unternehmensberatung Bain in einer am Dienstag veröffentlichten Studie. Im vergangenen Jahr war die Eigenkapitalrendite nach Steuern im Durchschnitt auf 1,1 Prozent gesunken.

Vor allem die höheren Rückstellungen für ausfallgefährdete Darlehen hatten dabei Fortschritte vieler Banken im operativen Geschäft überdeckt. Die Kostenquote (Cost-Income-Ratio), die zeigt, wie viel Cent eine Bank ausgeben muss, um einen Euro zu verdienen, lag im Pandemiejahr 2020 bei 72 Prozent. Banken mussten im Durchschnitt also 72 Cent ausgeben, um einen Euro zu verdienen. Im Jahr zuvor waren es noch 76 Prozent.

Zu den sinkenden Kosten haben unter anderem die Schließung vieler Filialen sowie der fortschreitende Personalabbau in der Branche beigetragen. Laut Bain haben die Banken im vergangenen Jahr mehr als 2000 Filialen für immer geschlossen und stattdessen das Onlinebanking gestärkt.

Das laufende Jahr dürfte für die Branche deutlich günstiger ausfallen, wie die Halbjahresergebnisse vieler Geldhäuser zeigen. Das liegt daran, dass Banken weitaus geringere Summen als im Vorjahr für womöglich platzende Kredite reservieren müssen.

Autobanken hui, Großbanken pfui

Die Renditedifferenzen der unterschiedlichen Bankentypen sind allerdings groß: 

Autobanken büßten praktisch nichts an ihrer seit Jahren hohen Rentabilität ein und waren mit durchschnittlich 7,5 Prozent die erfolgreichste Bankengruppe. Sie verdienen nicht nur am zinsträchtigen Kreditgeschäft, sondern nehmen auch überdurchschnittlich viel über Provisionen ein, weil sie den Kunden der Automobilhersteller häufig auch zusätzliche Produkte wie Versicherungen verkaufen können. 

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Direktbanken, im Vorjahr noch am profitabelsten, mussten sich den Autobanken knapp geschlagen geben. Das lag daran, dass sie abhängiger vom Kreditgeschäft und bislang nicht sehr erfolgreich dabei sind, in provisionsbasierten Dienstleistungen wie etwa dem Wertpapiergeschäft zu wachsen. „Zudem begrenzt nun beispielsweise das Aufkommen der Neobroker die Preisspielräume im Wertpapiergeschäft“, schreiben die Berater von Bain. Dank der schlanken Kostenstruktur ist die Rendite aber doppelt so hoch wie etwa die der Sparkassen.

Hypothekenbanken, die Gewerbe- und Wohngebäude finanzieren, profitierten in der Pandemie vom ungebrochenen Immobilienboom. Das Geschäftswachstum glich die Effekte des niedrigen Zinsniveaus aus. Dass die Rendite trotz der stabilen Erträge und der vergleichsweise geringen Kostenbasis schrumpfte, lag an der pandemiebedingten höheren Risikovorsorge. Gereicht hat es dennoch für eine Rendite von 5,7 Prozent.

Nur knapp darunter lag die Rendite der Privatbanken, die zwar nicht unter einer hohen Risikovorsorge litten, wohl aber unter einer chronisch hohen Kostenbasis. Bain macht dafür zwei Gründe aus: „Zum einen ist das Kerngeschäft in der Vermögensverwaltung mit einem hohen Betreuungs- und Beratungsaufwand verbunden. Zum anderen müssen auch die vergleichsweise kleinen Häuser ihre Prozesse digitalisieren und die Kosten der zunehmenden Regulierung schultern“, heißt es in der Studie.

Größe ist aber nicht alles: Das Renditeschlusslicht im Bain-Ranking bildet die Gruppe der Großbanken. Das liegt daran, dass sich Institute wie die Commerzbank und die Deutsche Bank in einem Restrukturierungsprozess befinden, der zunächst einmal viel Geld kostet.

Volksbanken booten Sparkassen aus

Überraschender ist da schon die unterschiedliche Erfolgsbilanz von Genossenschaftsbanken und Sparkassen, die eigentlich ein ähnliches Geschäftsmodell verfolgen. Beide Institutsgruppen setzen auf ihre regionale Verwurzelung und enge Kundenbindungen vor Ort. Die genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken waren damit erfolgreicher. Ihre Rendite lag mit 5,3 Prozent deutlich über derjenigen der Sparkassen, die auf 3,5 Prozent kamen. Dabei sind Genossenschaftsbanken im Durchschnitt sogar kleiner als Sparkassen.

Die Belastungsfaktoren beider Institutsgruppen sind ähnlich: Die hohe Abhängigkeit vom Zinsgeschäft hat die Erträge und auch die Rendite bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen im Jahr 2020 gedrückt. Da die Genossenschaftsbanken von einem höheren Renditeniveau kamen und stärker von sonstigen Erträgen profitierten, behielten sie aber die Nase vorn – dabei hatten die Sparkassen ihre Kosten sogar deutlicher gesenkt. Der bestehende Ertragsdruck dürfte bei den Volks- und Raiffeisenbanken indes zu weiteren Fusionen führen.

So groß die Unterschiede in der Profitabilität auch sein mögen, ihre Eigenkapitalkosten, die Bain auf acht bis neun Prozent taxiert, hat damit keine Institutsgruppe verdient. Die Unternehmensberater trauen der Branche genau das aber mittelfristig zu: Auf Sicht von drei bis fünf Jahren hält Bain im deutschen Bankensektor durchschnittliche Eigenkapitalrenditen von acht bis zehn Prozent für möglich.

Mehr Gewinn durch mehr Nachhaltigkeit

Zum einen liegt das an externen Faktoren, die die Banken nicht selbst beeinflussen können: Bain geht davon aus, dass sich das Zinsumfeld für Banken mittelfristig durch steigende Zinsen etwas verbessern wird. Außerdem dürften sich die Risikokosten für faule Kredite wieder auf einem relativ niedrigen Niveau einpendeln.

Die beiden anderen Faktoren haben die Banken selbst in der Hand: Die Institute können daran arbeiten, ihre Provisionserträge zu steigern, also Gebühreneinnahmen etwa aus Beratungsdienstleistungen oder für Kontodienstleistungen. Außerdem müssen die Geldhäuser ihre Kosten weiter senken. Bain hält Einsparungen von zehn bis 15 Prozent für möglich, die zu einer Kosten-Ertrags-Relation von 60 bis 65 Prozent führen würden.

Rückenwind durch externe Faktoren sowie Sparmaßnahmen dürften die Rendite allerdings nur auf fünf bis sieben Prozent anheben. Die von Bain in Aussicht gestellten zehn Prozent sind nur dann möglich, wenn es in der Branche zusätzlich auch zu Zusammenschlüssen von Finanzinstituten kommt – wonach es Bain-Deutschlandchef Walter Sinn zufolge aber nicht aussieht.

Ebenso wichtig ist es aus seiner Sicht aber, dass Banken sich neue Geschäftschancen erschließen, etwa im Bereich der Nachhaltigkeit, bei digitalen Ökosystemen, neuen Zahlungsmethoden wie „Buy now, pay later“ oder digitalen Vermögenswerten. 

Die Bain-Experten sehen vor allem im klimaneutralen Umbau der Wirtschaft große Geschäftschancen für die Banken – nicht nur wegen des damit verbundenen Investitions- und Finanzierungsbedarfs. Beratungsdienstleistungen rund um die klimabezogene Transformation von Unternehmenskunden machen einer Untersuchung von Morgan Stanley zufolge die Hälfte des Ertragspotenzials aus. 

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