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Banken-Gipfel EZB-Aufseherin sieht großen Nachholbedarf bei Nachhaltigkeit und warnt vor Covid-Risiken

Kerstin af Jochnick kündigt ein Einschreiten der Aufsicht bei Nachhaltigkeitsmuffeln an. Eine vollständige Prüfung der Risiken soll 2022 folgen.
08.09.2021 - 10:43 Uhr Kommentieren
Die Schwedin fürchtet, dass auf die Banken weitere Belastungen zukommen, sobald die milliardenschweren staatlichen Stützungsprogramme zur Bekämpfung der Pandemie auslaufen. Quelle: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt
Kerstin af Jochnick

Die Schwedin fürchtet, dass auf die Banken weitere Belastungen zukommen, sobald die milliardenschweren staatlichen Stützungsprogramme zur Bekämpfung der Pandemie auslaufen.

(Foto: Marc-Steffen Unger für Handelsblatt)

Frankfurt Die Ansage der Europäischen Zentralbank (EZB) ist klar: Die Banken der Währungsunion haben beim Thema Nachhaltigkeit noch jede Menge Arbeit vor sich. „Beinahe alle (Anm. d. Red.: Banken) haben noch einen weiten Weg vor sich, um voll unseren Anforderungen zu entsprechen“, betonte Kerstin af Jochnick, Mitglied des Aufsichtsgremiums der EZB, am Mittwoch auf dem Banken-Gipfel des Handelsblatts.

Bei einigen „extremen Ausreißern“ werde die Notenbank deshalb noch in diesem Jahr „qualitative Aufsichtsmaßnahmen“ einleiten. Für 2022 kündigte die Aufseherin eine „volle Überprüfung“ der Nachhaltigkeitsrisiken inklusive eines spezifischen Stresstests zu diesem Thema an, der zeigen soll, wie anfällig die Branche gegenüber Klimarisiken ist. Die EZB ist für die Aufsicht über die größten 115 Banken in der Währungsunion zuständig.

Mehr vom Banken-Gipfel 2021:

Aufseher und Regierungen haben die Finanzmärkte als zentrales Steuerungselement zur Bekämpfung des Klimawandels entdeckt, gleichzeitig haben Banken und Vermögensverwalter das Thema Nachhaltigkeit als lukratives Geschäftsfeld ausgemacht. Die Deutsche Bank will beispielsweise bis 2023 rund 200 Milliarden Euro an nachhaltigen Finanzierungen und Anlagen erreichen.

Zuletzt musste sich die gesamte Branche allerdings gegen den Vorwurf des Greenwashings wehren; so wurde ihr angelastet, sie nutze Nachhaltigkeit als Deckmantel, um ihre Gewinne zu maximieren. Ein Auslöser dieser Debatte waren Vorwürfe einer ehemaligen Mitarbeiterin der Deutsche-Bank-Fondstochter DWS, der Vermögensverwalter würde sein Nachhaltigkeitsengagement schönen.

Auch jenseits des Reizthemas Nachhaltigkeit fand af Jochnick klare Worte: Die Banken dürften die Covidkrise noch nicht abhaken. Zu groß sei die Gefahr von Folgeschäden. „Es ist wichtig, eine Reihe von Risiken zu adressieren, die direkt oder indirekt mit der Pandemie verbunden sind“, betonte die Aufseherin. Zwar hätten die Institute die Coronakrise bislang insgesamt gut überstanden, aber noch habe sich der Covid-Schock nicht vollständig in den Bilanzen der Geldhäuser niedergeschlagen.

Abbau fauler Kredite darf nicht vernachlässigt werden

Die Schwedin fürchtet, dass auf die Banken weitere Belastungen zukommen, sobald die milliardenschweren staatlichen Stützungsprogramme zur Bekämpfung der Pandemie auslaufen. Offenbar sorgt sich die Notenbank, dass es ähnlich wie nach der Finanzkrise zu einer Welle von faulen Krediten kommt, die die Bilanzen der Banken verstopfen und sie bei der Kreditvergabe einschränken.

Die EZB habe deshalb eine Reihe von Maßnahmen ergriffen, damit die Anstrengungen der vergangenen Jahre zum Abbau von notleidenden Krediten durch die Pandemie nicht teilweise oder völlig zunichtegemacht werden.

Zu diesen Maßnahmen zählt die Aufseherin zwei Briefe der EZB an die Vorstandschefs der von ihr beaufsichtigten Banken, in denen die Geldhäuser aufgefordert werden, ihre Kreditrisiken „akkurat und proaktiv“ zu managen. Außerdem hat die Notenbank die Kredit-Management-Praktiken der Banken in den vergangenen Monaten „sorgfältig angeschaut“. Aber „die Ergebnisse fielen gemischt aus“, klagt af Jochnick. Bei einigen Instituten hätten sich Lücken aufgetan, die adressiert werden müssten.

Es sind aber nicht nur die Kreditrisiken, die der EZB Sorge bereiten: Af Jochnick warnt, dass die Banken durch die anhaltende Niedrigzinsphase in Versuchung geraten könnten, bei der Jagd nach Rendite zu große Risiken einzugehen. An den Kapitalmärkten gebe es Signale für eine Überhitzung zum Beispiel in bestimmten Bereichen des Aktienmarkts.

Banken haben regulären Stresstest bestanden

Dazu käme der immer höhere Verschuldungshebel an den Anleihe- und Finanzierungsmärkten. Außerdem beobachtet die Aufseherin mit Sorge, dass die Banken immer „komplexere und opakere“ Produkte handeln. Das mache die Banken anfällig für plötzliche Marktkorrekturen.

Ende Juli hatte die EU-Bankenaufsicht Eba die Ergebnisse ihres regulären Stresstests veröffentlicht. Sie zeigen aus Sicht der Finanzaufsicht, dass die meisten europäischen Großbanken für einen erneuten Wirtschaftsabschwung gerüstet sind.

Die Institute mussten im Rahmen der Belastungsprobe simulieren, welche Folgen ein Einbruch der Wirtschaft und ein Verfall von Immobilien- und Aktienpreisen für sie hätten. Bis 2023 würden die Geldhäuser dabei knapp ein Drittel ihres Eigenkapitals verbrennen. Bei der Commerzbank und der Deutschen Bank würden die Kapitalquoten im Fall einer Wirtschaftskrise deutlich stärker zurückgehen, als dies im Durchschnitt aller teilnehmenden Institute der Fall war.

Mehr: Nachhaltige Banken wirtschaften erfolgreicher

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