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Banken-Gipfel Krypto und Trading: Die Hype-Branchen geraten in den Fokus der Aufsicht

Auch durch den Bitcoin-Hype sind neue Broker im Aufwind. Jetzt drohen staatliche Eingriffe. Wichtige Anbieter loben den deutschen Ansatz – fürchten aber eine Überregulierung.
09.09.2021 - 19:53 Uhr Kommentieren
Der Chef des Berliner Beratungshauses Bitbond lobt, wie die Bafin mit dem Kryptomarkt umgeht. Quelle:  Uta Wagner
Radoslav Albrecht

Der Chef des Berliner Beratungshauses Bitbond lobt, wie die Bafin mit dem Kryptomarkt umgeht.

(Foto:  Uta Wagner)

Frankfurt Die Achterbahnfahrt am Kryptomarkt hält an. Binnen zweier Tage stürzte der Bitcoin um knapp 7000 Dollar ab, doch viele Trader nutzten das am Donnerstag zum Wiedereinstieg. Am Nachmittag lag die älteste Kryptowährung gut zwei Prozent im Plus.

Der seit einem Jahr anhaltende Hype rund um Bitcoin und Co. ist damit ungebrochen – und interessiert längst auch Banken und andere Spieler am regulären Finanzmarkt.

„Krypto wird immer stärker“, sagte der Chef des deutschen Onlinebrokers Scalable, Erik Podzuweit, auf dem Banken-Gipfel. „Um ehrlich zu sein, ich habe das Thema in der Vergangenheit immer abgetan. Aber es scheint so eine Schallgrenze zu geben: Für Kunden unter 30 zählt Krypto dazu, ist eine ganz normale Anlageklasse.“

Zwar blieben Bitcoin-Investments „ein ganz heißer Ritt“, die Kursschwankungen seien „zehnfach so hoch wie normal“. Aber junge Trader unterschieden gar nicht mehr zwischen Krypto- und klassischer Börsenwelt, so Podzuweit. „Und sie kommen gar nicht zu einem Anbieter, wenn man kein Krypto hat.“

Der Scalable-Chef bestätigte damit, was Marktbeobachter schon seit Längerem vermuten: Onlinebroker wie Trade Republic, Scalable und Robinhood setzen stark auf Krypto. Sie tun das laut Podzuweit, um die neue Kundschaft an sich zu binden. Beim US-Anbieter Robinhood blieben die Umsätze 2021 nach dem Corona-Boom im Vorjahr bislang stabil, weil der einträgliche Handel mit Bitcoin und Co. explodierte. Ähnliches gilt für die Konkurrenz von eToro oder Justtrade.

Gefährlicher Trading-Hype?

Ob die Neobroker damit junge Nutzer in gefährliche Märkte treiben, wurde auf dem Banken-Gipfel diskutiert. Nicht nur Investments in die stark schwankenden Kryptomünzen seien ein Problem, sondern auch andere volatile Finanzinstrumente, die von den neuen Anbietern bevorzugt vertrieben würden, mahnte etwa Steffen Kern, Chefökonom der europäischen Finanzaufsicht Esma.

„Die Esma hat Kleinanleger wiederholt auf die rechtlichen Risiken von Anlageentscheidungen aufmerksam gemacht“, sagte Kern, etwa auf die Risiken von Differenzkontrakten und anderen spekulativen Finanzprodukten. Kern warnte deshalb: Der aktuelle Onlinetrading-Boom könne nur anhalten, „wenn sich Privatkunden auf faire Standards verlassen können“.

Ähnlich argumentierte Gerhard Schick von der Bürgerbewegung Finanzwende. „Ich finde es gut, wenn Menschen sich in Deutschland für den Aktienmarkt interessieren.“ In dieser Hinsicht sei der Wettbewerb zwischen Neobrokern und Banken sinnvoll. Aber: „Wir müssen über die Art des Investments reden. Das schnelle Hin-und-her-Traden auf den Tradingplattformen ist nicht das, was wir brauchen.“ Investieren habe dort „etwas Spielerisches“, Totalverlust drohe bei Investments in Einzelaktien und Bitcoin und Co.

Mehr Aufsicht gefordert

Scalable-Chef Podzuweit widersprach: „Wir haben die Kosten und die Einfachheit, an den Kapitalmarkt zu kommen, bewusst gesenkt. Das ist eine gute Sache. Und die meisten Nutzer verhalten sich sehr seriös.“

So hätten 96 Prozent seiner Anleger nie eine Gamestop-Aktie angefasst – also die Papiere des US-Videospielhändlers, die durch einen Internet-Hype im Januar extrem geschwankt hatten. „Ich habe das Kapitel auch für verrückt gehalten, aber dass es den Finanzmarkt destabilisiert, sehe ich nicht“, so Podzuweit.

Mehr vom Banken-Gipfel 2021:

Einig waren sich Schick und Podzuweit in der Forderung nach einer stärkeren Aufsicht über das Onlinetrading. „Die Aufsichtsbehörden sollten hier für Transparenz sorgen“, sagte Schick. Podzuweit erklärte: „Für uns ist eine härtere Regulierung das Beste, was uns passieren kann.“ Schließlich sei der härteste Wettbewerber nicht „der nächste Neobroker, sondern die klassische Finanzindustrie“.

Den Ruf nach mehr Regulierung teilten auf dem Banken-Gipfel nicht alle Manager. Kritik kam vor allem aus der Kryptobranche. So lobte die Chefin der Berliner Bitcoin-Bank Nuri, Kristina Walcker-Mayer, zwar den fortschrittlichen Ansatz der Finanzaufsicht Bafin, den Kryptomarkt frühzeitig zu regulieren – ein Punkt, den auch der Chef des Berliner Beratungshauses Bitbond, Radoslav Albrecht, hervorhob: Damit habe die Bafin Rechtssicherheit für viele Krypto-Start-ups geschaffen.

Aber beide Manager fürchten auch, dass Berlin die Regulierungsspirale überdrehen könnte. Walcker-Mayer kritisierte insbesondere die geplante Kryptowerte-Transferverordnung, die verschärfte Prüfpflichten für Tradingplattformen vorsieht: Für deutsche Dienstleister könnten die Regeln im internationalen Vergleich zur Belastung werden – und für Deutschland insgesamt zum Standortnachteil.

Folgt man ESMA-Chefökonom Kern, dann sind die Zeiten einer rein nationalen Regulierung aber vielleicht sowieso bald passé: Die ESMA beobachte die Risiken in neuen Finanzbereichen und rede dazu auch direkt mit Marktteilnehmern, parallel zur nationalen Aufsicht, so Kern. Und da Finanzinnovationen häufig außerhalb Europas entstünden, sei man auch im engen Austausch mit den Aufsehern in den USA oder China.

Mehr: Geldwäsche-Verdachtsfälle im Krypto-Universum steigen rasant

  • feho
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