Banken-Gipfel Trotz Europazentrale in Paris: HSBC stärkt Standort Düsseldorf

Seit Februar ist Bell Europachef bei HSBC.
Frankfurt HSBC-Europachef Colin Bell sieht Deutschland auch nach dem Umbau des Geschäfts auf dem Kontinent als Schlüsselmarkt. Auf dem Banken-Gipfel des Handelsblatts betonte Bell deshalb, dass „einige Schlüsselpositionen“ im Europageschäft in Düsseldorf angesiedelt würden.
Das ist nicht unbedingt selbstverständlich, denn bei der Wahl des kontinentaleuropäischen Hauptquartiers hat sich HSBC nach dem Brexit für Paris und damit gegen die Deutschlandzentrale in Düsseldorf entschieden.
Dafür sei schlicht die Größe der Bilanz verantwortlich gewesen, erläuterte der Manager der britischen Großbank. In Paris summierten sich die Aktiva auf 200 Milliarden Dollar, in Deutschland seien es lediglich 30 Milliarden.
Das ändere aber nichts an der wirtschaftlichen Bedeutung Deutschlands, betonte Bell. Im ersten Halbjahr habe HSBC hier eine Eigenkapitalrendite von zehn Prozent auf das materielle Eigenkapital erzielt, und auf diesem Erfolg gelte es aufzubauen. Bereinigt um Sondereffekte und die Kosten des gerade laufenden Effizienzprogramms ist der Vorsteuergewinn von Januar bis Juni in Deutschland um 65 Prozent auf 178 Millionen Euro gestiegen.
Viele Mitarbeiter fürchten um die Stellung von HSBC Deutschland in der größten europäischen Bank, seit die britische Mutter im vergangenen Jahr der Landesbank Baden-Württemberg ihren Minderheitsanteil von knapp 19 Prozent abgekauft hat. Es folgte ein Squeeze-out der verbliebenen Kleinaktionäre. Mittlerweile hält HSBC 100 Prozent am deutschen Ableger und kann damit durchregieren.
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Über kurz oder lang wird HSBC Deutschland an die kontinentaleuropäische Holding in Paris gekoppelt, die Frage ist nur noch, in welcher Form – ob als eigenständige Bank oder als Niederlassung. Laut Bell läuft derzeit eine Machbarkeitsstudie zu diesem Thema. Bislang sei noch keine Entscheidung gefallen.
Bell ist seit Februar Europachef der HSBC. Vor seiner jetzigen Rolle war der ehemalige Offizier der britischen Armee Chief Compliance Officer der Großbank. Im ersten Halbjahr 2021 meldete HSBC erstmals seit Langem wieder satte Gewinne in Europa.
Vor Steuern betrug das Europa-Ergebnis im ersten Halbjahr zwei Milliarden Dollar. In diesem Jahr steuerte die Region bislang ein Fünftel zum Gesamtgewinn der Bank bei. Vor einem Jahr schrieb das Europageschäft noch rote Zahlen.
Dennoch hält Vorstandschef Noel Quinn an seiner Strategie fest, mehr Kapital in die Wachstumsmärkte Asiens zu verlagern und das Geschäft in Europa und den USA zu schrumpfen. Im Juni verkaufte HSBC das verlustträchtige Filialgeschäft in Frankreich an den US-Finanzinvestor Cerberus. Der Deal soll in der ersten Hälfte 2023 abgeschlossen werden.
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