Banken-Nachwuchs: Wall Street sucht per Software nach Talenten
Benachrichtigung aktivierenDürfen wir Sie in Ihrem Browser über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts informieren? Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Fast geschafftErlauben Sie handelsblatt.com Ihnen Benachrichtigungen zu schicken. Dies können Sie in der Meldung Ihres Browsers bestätigen.
Benachrichtigungen erfolgreich aktiviertWir halten Sie ab sofort über die wichtigsten Nachrichten des Handelsblatts auf dem Laufenden. Sie erhalten 2-5 Meldungen pro Tag.
Jetzt Aktivieren
Nein, danke
Anzeige
Banken-NachwuchsWall Street sucht per Software nach Talenten
Per Klick zum Traumarbeitnehmer – für viele Großbanken könnte das bald Realität werden. Eine neue Software soll Bewerbungsgespräche per Video ermöglichen und so die Kosten für die Personalauswahl senken.
08.06.2016 - 19:01 Uhr
Jetzt teilen
Bewerbersuche
An der Wall Street tobt der Kampf um die besten Köpfe. Nun sollen Maschinen und Algorithmen bei der Suche helfen.
(Foto: IMAGO)
New York Der Kampf um Talente an der Wall Street ist hart. Auf der Suche nach geeignetem Nachwuchs machen sich die großen Geldhäuser nicht nur untereinander heftig Konkurrenz, auch Hedgefonds und die Technologiefirmen im Silicon Valley buhlen um die besten College-Absolventen. Die Auswahl kostet Zeit und Geld. Was also liegt näher, als Maschinen die Arbeit machen zu lassen? Bewerberprüfung per Computer - das gibt es tatsächlich bereits bei großen Banken. Goldman Sachs, Morgan Stanley, Citigroup und UBS experimentieren dazu mit entsprechenden Softwareangeboten. „Bislang konnte man mit Hilfe von Technologie nur den besten Lebenslauf herausfinden, aber mittlerweile ist das eine Möglichkeit, wirkliche Kenntnisse über die Bewerber zu erzielen”, sagt Mark Newman, Chef der Firma HireVue. Sie bietet eine Videoplattform, mit der sich Vorstellungsgespräche via künstliche Intelligenz auswerten lassen.
Die 10 zynischen Gebote für das Investmentbanking
Wir ziehen uns konservativ an. Keine Socken zu tragen ist verboten, sie zu tragen, ist angeraten.
Wem es zu stressig wird, soll besser nicht bleiben.
Du musst der letzte am Schreibtisch sein, egal wie spät es ist. Und früher da zu sein, als die anderen, wäre sogar noch besser.
Wendet euch nur an einen bestimmten Kontakt mit Fragen. Wer mich fragt – das fällt negativ auf.
Zieht niemals das Sakko/die Jacke aus. Wir sind hier im Investmentbanking.
Bringt euren Mentoren Frühstück mit.
Bringt ein Kissen mit ins Büro. Das macht die Übernachtung im Büro einfacher.
Versorgt das Team mit Snacks.
Habt eine Reserve-Krawatte oder einen -Schal dabei - vielleicht braucht euer Betreuer einmal eine Serviette.
Ein Zettel hängt aus, auf dem ihr eintragt, wann und warum ihr euren Schrebtisch für wie lange verlasst. Das ist wichtig gegen Ende des Praktikums.
Quelle: E-Mail eines Barclays-Analysten in den USA an neue Praktikanten im Frühjahr 2015.
Die richtigen Algorithmen - so hoffen die Banken - werden den Ausleseprozess kürzer, effizienter und erfolgreicher machen. Branchenkreisen zufolge versprechen sich die Führungskräfte davon insbesondere eine Verringerung von Fehlbesetzungen. Denn die können teuer werden. Ungeeignetes Personal trifft falsche Entscheidungen. Es gibt mehr Geld aus als nötig und nimmt weniger ein als möglich. Nach Schätzung des Finanzdienstleisters Capital One können die Kosten einer Fehleinstellung bis zu drei Mal so hoch ausfallen wie das Gehalt des betreffenden Beschäftigten. Ein anderes Problem ist, die wahren Fähigkeiten der Bewerber auszumachen und sich keine verborgenen Talente durch die Lappen gehen zu lassen. Teamfähigkeit, Wissensdurst und Wagemut sind gerade in der Bankenwelt gefragte Charakterzüge. Doch diese treten in Lebenslauf und Vorstellungsgespräch nicht zwingend zutage. Nicht immer könnten die stärksten Kandidaten auf den ersten Blick überzeugen, sagt Matt Doucette vom Karriereportal Monster Worldwide: "Der beste Vertriebsmitarbeiter ist nicht der, der wie ein Pfau auftritt, sondern die graue Maus, die pfiffig ist und die richtigen Fragen stellt."