Banken Sparkassen vergeben in der Coronakrise so viele Firmenkredite wie noch nie

Das Volumen der zugesagten Konsumentenkredite sank dagegen um sechs Prozent.
Frankfurt Die Sparkassen haben im vergangenen Jahr so viele Kredite an Unternehmen vergeben wie noch nie. Das zugesagte Kreditvolumen stieg um 14 Prozent auf einen Rekordwert von 106,4 Milliarden Euro, wie der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) am Donnerstag mitteilte. In allen Quartalen sei das Niveau aus dem Vorjahr übertroffen worden.
„Die Sparkassen haben einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass die finanziellen Beeinträchtigungen mit und durch die Corona-Pandemie in großen Teilen aufgefangen werden konnten“, sagte DSGV-Präsident Helmut Schleweis. Durch die Ausweitung der Darlehensvergabe milderten die 372 Institute auch Belastungen durch niedrigere Zinsen ab.
Ende 2020 wurde allerdings bereits deutlich, dass die zweite Pandemie-Welle den Zugang deutscher Unternehmen zu Darlehen generell erschwert hat. Die Geldhäuser in Deutschland haben ihre Vergabestandards für Kredite im vierten Quartal verschärft. Außerdem erhöhten die Banken die Margen für Firmenkredite und verlangten von den Unternehmen mehr Sicherheiten. Zu diesen Ergebnissen kommt der „Credit Lending Survey“ der Bundesbank. Die vierteljährliche Umfrage zeigt frühzeitig Trends im Kreditgeschäft auf.
Unter dem Strich kletterte der gesamte Kreditbestand der Sparkassen, die Marktführer im Geschäft mit privaten Kunden und mit dem Mittelstand sind, 2020 um gut fünf Prozent auf knapp 906 Milliarden Euro. Auch die Genossenschaftsbanken, die schärfsten Wettbewerber der Sparkassen, haben im vergangenen Jahr erneut mehr Darlehen vergeben.
Der Kreditbestand stieg um gut 30 Milliarden Euro auf 663 Milliarden Euro per Ende 2020. Das entspricht einem Plus von sechs Prozent. Der Lobbyverband BVR hatte die Zahlen vergangene Woche veröffentlicht.
Sparkassen und Volksbanken sehen sich für steigende Kreditausfälle gerüstet
Zu den Erwartungen für das laufende Jahr sagte BVR-Präsidentin Marija Kolak: „In unseren Schätzungen gehen wir davon aus, dass die Zahl der Unternehmensinsolvenzen 2021 in Deutschland um 20 bis 30 Prozent steigen könnte, auch wenn sich dies in den Bilanzen unserer Banken zum Jahresende kaum zeigt.“ Das dürfte auch daran liegen, dass viele Unternehmen Staatshilfen sowie Corona-Kredite der KfW erhalten haben.
Beobachter fürchten allerdings, dass gerade Regionalinstitute durch mehr Insolvenzen hart getroffen werden könnten. Im Dezember ergab eine Umfrage des Mannheimer Forschungsinstituts ZEW, dass Finanzmarktexperten mit einer Zunahme von Unternehmensinsolvenzen und Kreditausfällen rechnen. Besonders bedrohlich könnte diese Entwicklung für die deutschen Sparkassen und Genossenschaftsbanken werden.
Volksbanken und Sparkassen verweisen seit Ausbruch der Krise darauf, dass sie mit höherer Risikovorsorge rechnen. Sie betrachten sich aber als gut gewappnet. „Bei der Unterstützung unserer Kunden mit Krediten sehen wir die Risiken weiterhin als gut beherrschbar an“, erklärte Kolak. Sie verwies auf die Eigenkapitalausstattung der mehr als 800 Genossenschaftsbanken.
Auch die Sparkassen sind zuversichtlich. Schleweis sagte, dass steigende Kreditausfälle momentan in den Zahlen noch nicht wirklich sichtbar seien. Natürlich rechne man realistischerweise in der Zukunft mit steigenden Kreditausfällen. „Darauf haben sich die Sparkassen wirtschaftlich vorbereitet. Sie werden das bewältigen.“
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Mit Agenturmaterial von Reuters
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