Bankenkonsolidierung Crédit Agricole will italienische Bank Creval übernehmen

Die französische Bank will ihren Marktanteil in der Region um die Metropole Mailand von drei auf sechs Prozent erhöhen.
Rom Noch im Oktober wollte die Großbank Crédit Agricole die Mailänder Banco BPM übernehmen, jetzt kommt es anders. Das französische Bankhaus teilte am Montag mit, 737 Millionen Euro für die norditalienische Bank Credito Valtellinese (Creval) mit Sitz in Sondrio zu bieten. Die Gespräche mit BPM hätten sich dagegen festgefahren, heißt es in Mailand.
Crédit Agricole bietet pro Creval-Aktie 10,50 Euro, das ist ein Aufschlag von rund 20 Prozent auf den Schlusskurs vom Freitag. Die Franzosen zahlen in bar, über den nicht börsennotierten italienischen Zweig der französischen Bank, der zu 75,6 Prozent vom Stammhaus in Paris kontrolliert wird.
Die Offerte ist an die Bedingung geknüpft, dass sich die Bank mindestens zwei Drittel der Stimmrechte an Creval sichert. Crédit Agricole besitzt bereits einen Anteil von 9,8 Prozent an Creval.
Die Kombination der beiden Banken werde die Positionierung der Gruppe als sechstgrößte Geschäftsbank in Italien mit drei Millionen Kunden konsolidieren, heißt es in der Mitteilung der Franzosen. Giampiero Maioli, CEO von Crédit Agricole Italia, erklärte: „Das ist eine Operation, die wir als freundschaftlich betrachten und die einen Wertzuwachs für alle schafft.“
Maioli zufolge könnten die beiden Banken durch die Fusion Synergien im Wert von 150 Millionen Euro durch Einsparungen und niedrigere Finanzierungskosten erzielen. Dadurch werde man 2023 eine Eigenkapitalrendite (ROE) von mindestens zehn Prozent erzielen.
Bereits in den vergangenen Jahren hat Crédit Agricole kontinuierlich in Italien zugekauft. Unter anderem erwarben die Franzosen 2016 von Unicredit dessen Vermögensverwalter Pioneer für 3,5 Milliarden, im Jahr darauf kauften sie vier kleine Regionalbanken.
Sollte die Übernahme von Creval gelingen, würde Crédit Agricole Italia seinen Marktanteil in der Lombardei von drei auf sechs Prozent verdoppeln, heißt es in der Mitteilung der französischen Bank. Die Marktquote im gesamten Land würde auf fünf Prozent steigen. Bisher lag diese bei vier Prozent und 920 Filialen, die Erlöse werden auf sechs Milliarden Euro geschätzt.
Spekulationen über weitere Übernahmen
Mit der Nachricht werden Spekulationen über weitere Übernahmen und Fusionen in der italienischen Bankenbranche angeheizt. Es gibt viel Bewegung: Erst im Juli hatte die Großbank Intesa Sanpaolo für 4,1 Milliarden Euro Ubi Banca übernommen. Jetzt geht es um BPM, deren Übernahme durch Crédit Agricole gescheitert ist.
„Mit der Übernahme von Creval durch Crédit Agricole verschwindet nach unserer Ansicht kurzfristig ein potenzieller Käufer für Banco BPM”, sagt Analyst Gianno Razzoli vom Mailänder Brokerhaus Equita Sim. „Nach unseren Berechnungen hätte Crédit Agricole BPM auf 2,40 Euro pro Aktie bringen können.“
Da diese strategische Option zugunsten von BPM nun vom Tisch sei, würden jetzt die Chancen für einen Deal mit der Bank Bper wachsen. Das würde angesichts der komplementären Filialsysteme der beiden Banken Sinn ergeben. „Das wäre eine Fusion unter Gleichen”, so Razzoli.
Die Aktien von Crédit Agricole stiegen am Montag nach Bekanntgabe der Übernahmepläne um drei Prozent. Banco BPM dagegen verzeichnete ein Minus von 1,5 Prozent.
Breit diskutiert wird in Italien zudem ein weiteres Gerücht im Markt, bei dem es um die Zukunft der vom Staat verwalteten Bank Monte dei Paschi geht. Die Bank, deren Großaktionär das Wirtschafts- und Finanzministerium in Rom ist, muss bis Ende nächsten Jahres zurück auf den Markt.
Als möglicher Käufer wird immer häufiger die Großbank Unicredit genannt. Eine Kapitalerhöhung von zwei Milliarden Euro, die die Bank aus Siena angekündigt hat, solle das Angebot für Unicredit schmackhaft machen. Unicredit-CEO Jean Pierre Mustier weist Interesse an Übernahmen allerdings kategorisch zurück.
Mehr: Italienische Bankenfusion gibt den Startschuss für die Konsolidierung des Problemsektors.
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