Bankensektor Zeitenwende für Schweizer Privatbanken

Die Schweizer Privatbank Sarasin hat ihren Hauptsitz in Basel.
Zürich In die Schweizer Vermögensverwaltungsbranche kommt Bewegung: Die mehr als 150 Jahre alte Basler Traditionsbank Sarasin steht möglicherweise vor einem Eigentümerwechsel. Sarasin teilte am Donnerstag mit, der niederländische Mehrheitsaktionär Rabobank führe Gespräche mit mehreren möglichen Interessenten über eine Verringerung seiner Beteiligung.
Die Niederländer waren vor rund zehn Jahren bei den Baslern eingestiegen und halten derzeit rund 68 Prozent der Aktienstimmen und gut 40 Prozent des Kapitals. „Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Bank Sarasin halten an der eingeschlagenen Strategie und unserer unabhängigen Position als starke Schweizer Privatbank fest“ erklärte Sarasin.
Seit das Schweizer Bankgeheimnis weitgehend gefallen ist und die Regulierungsauflagen schärfer werden, wird in der Branche mit einer Konsolidierung gerechnet, die durch den starken Franken noch beschleunigt wird. Analysten gehen aber davon aus, dass es erst einmal kleinere Geldhäuser treffen wird, die steigende Regulierungskosten und sinkende Gewinnmargen nicht so leicht verdauen können wie ihre größeren Rivalen.
Mit Kundenvermögen von rund 101 Milliarden Franken zählt Sarasin zu den großen reinen Vermögensverwaltungsbanken der Schweiz. Die Bank wuchs in der Vergangenheit stärker als ihren Konkurrenten, wenngleich das Gewinnwachstum mit den Volumina nicht Schritt hielt.
Aus der Sicht des Mehrheitsaktionärs, der in der europäischen Bankenkrise vor allem eine starke Kapitalbasis und sein AAA-Rating im Blick hat, könnte der Verkauf Sinn haben. Durch die letzte Finanzkrise war Rabobank ohne Staatshilfe gekommen. Zurzeit halte Rabo an ihrer Mehrheitsbeteiligung fest und halte sich alle Optionen offen, erklärte eine Sprecherin in den Niederlanden. Nach Angaben einer mit der Sache vertrauten Person haben die Niederländer JP Morgan als Berater engagiert. Im August verkaufte die niederländische ABN Amro ihr Schweizer Geschäft mit elf Milliarden Euro betreuter Vermögen an die Genfer Privatbank UBP.
An der Börse waren die Anleger in der Mehrheit, die eine Übernahme und den Beginn einer branchenweiten Konsolidierung für möglich halten. Die Sarasin-Aktie stieg um 13 Prozent, Julius-Bär-Titel legten knapp vier Prozent zu. Die Vontobel-Aktie rückte knapp drei Prozent vor. Die Börse bewertet Sarasin mit rund 1,65 Milliarden Franken.
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