Bankenverband In unsere Arme, liebe Fintechs

Fintechs greifen Banken mit digitalen Finanzprodukten an – wollen sie sich von einem althergebrachten Verband vertreten lassen?
Berlin Die Finanzwelt wird gerade von jungen Wilden aufgemischt. Viele dieser auf digitale Bankdienstleistungen spezialisierten Start-ups halten, weil sie ihre Dienste schneller, preiswerter und nutzerfreundlicher anbieten können als die Dinos der Branche, klassische Banken für überflüssig. Konfrontation mit Ansage? Mitnichten. Hinter den Kulissen nähern sich die Kontrahenten an. Nun wird sogar eine Mitgliedschaft im privaten Bankenverband erwogen.
„Wir haben durchaus ein Interesse daran, mit Fintechs institutionell zusammenzuarbeiten“, sagte BdB-Geschäftsführer Markus Becker-Melching dem Handelsblatt. Jetzt sei man noch in einer Phase, „in der wir die gemeinsamen Interessen ausloten und schauen, wie wir diese poolen können“.
Banken und Verband werden dabei von der Erkenntnis geleitet, dass derartige Start-ups „keine Eintagsfliegen“ sind. „Es ist absehbar, dass sich einzelne Fintechs am Markt etablieren werden. Darauf müssen wir uns auch bei der Interessenvertretung einstellen“, lautet das Credo von Becker-Melching. Zudem werden es immer mehr. Laut einer Studie der Strategieberatung LSP Digital tummeln sich derzeit 140 digitale Finanzdienstleister in Deutschland. Gelingt die Einbindung, dürfte der Bankenverband auch seine eigene Schlagkraft stärken.
Seit Ende 2014 gibt es eine BdB-Arbeitsgruppe, die sich mit Fintechs beschäftigt. Am 21. September war die Phase des Beschnupperns beendet. Vor gut einer Woche lud die Bankenlobby Fintechs zu einem ersten fachlichen Workshop in die Berliner Burgstraße ein. Es ging dabei um Kundenidentifizierung. In einer Fallstudie sollten Pflichten durchdekliniert werden, die bei der Bekämpfung von Geldwäsche zu beachten sind. Der Bankenverband scheute keine Mühen, bot für diese Veranstaltung gleich drei Geschäftsführer auf.
Die Fintechs selbst sehen durchaus Handlungsbedarf bei ihrer Interessenvertretung. Doch sich darauf festlegen, wie diese besser organisiert werden könnte, wollen sie noch nicht. „Einige Gesetzgebungsverfahren der vergangenen Monate sind für die Fintechs nicht optimal ausgegangen. Das war sicher auch dem mangelnden rechtzeitigen Austausch zwischen Gesetzgeber und den Fintechs geschuldet“, beschreibt der Co-Gründer und Geschäftsführer der Kreditplattform Lendico, Dominik Steinkühler, das Problem.