Bankfilialen Wie viele Bankfilialen gibt es wirklich? Studie sät Zweifel an Zählweise der Bundesbank

Die Zahl der Geschäftsstellen von Banken und Sparkassen ist bereits stark gesunken – und wird weiter sinken.
Frankfurt Genau 1679 Kreditinstitute gab es Ende 2020 in Deutschland. Ihre Anzahl und auch die Zahl der Filialen, laut Bundesbank zuletzt 24.100, gilt manchen Kritikern als Beleg dafür, dass es hierzulande mehr Bankangebote gibt als nötig.
Doch wie viele Bankfilialen sind es wirklich? Das Analysehaus Barkow Consulting kommt in einer Untersuchung zu dem Schluss: deutlich weniger, als die Bundesbank registriert.
Barkow zählt 21.200 Filialen und damit etwa zwölf Prozent weniger, als es laut der Bundesbank-Statistik sind. Bei der eigenen Analyse sei „im Vergleich zur Bundesbank-Statistik im Prinzip kaum ein Stein auf dem anderen geblieben“, erklärte Barkow Consulting.
Die Zahl der Geschäftsstellen in Deutschland ist seit Jahren rückläufig. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher erledigen ihre Bankgeschäfte weitgehend oder komplett digital und besuchen Filialen selten oder nur, um Geld abzuheben.
Auch Barkow kommt für die vergangenen zehn Jahre auf einen deutlichen Filialrückgang – von gut 33.000 Standorten im Jahr 2011 auf zuletzt 21.000 Filialen. Für das Jahr 2020 errechnet das Analysehaus ein Minus von 7,6 Prozent. Die Bundesbank ermittelte einen Rückgang um 9,6 Prozent.
Die Diskrepanz der Filialzahl liegt daran, dass Barkow an eine Filiale strengere Kriterien anlegt als die Bundesbank. „Wir definieren eine klassische Filiale als Betriebsstätte, in der weit überwiegend oder ausschließlich ein umfangreicheres Angebot an Finanzprodukten für Privatkunden angeboten wird“, sagt Geschäftsführer Peter Barkow. „Sie ist insofern enger als eine für regulatorische Zwecke sinnvolle Definition. Partnerfilialen in Paketshops oder Zweigstellen von Bausparkassen zählen wir entsprechend nicht mit.“
Das Analysehaus zählt auch Standorte von Bausparkassen nicht mit
Die Bundesbank zählt zu den Zweigstellen der Deutschen Bank, zu der die Postbank gehört, auch bestimmte Paketshops. Dabei geht es um Kioske und andere kleine Läden, die als Partner der Deutschen Post beispielsweise auch Pakete annehmen – und obendrein Postbank-Kunden Geld auszahlen oder Überweisungen annehmen. Insgesamt kommt die Bundesbank auf nahezu 4000 Zweigstellen der Deutschen Bank, darunter sind 2600 Minishops als Partnerfilialen, die nur sehr wenige Bankdienstleistungen bieten. Diese berücksichtigt Barkow daher nicht. Die Bundesbank argumentiert, dass es sich bankaufsichtlich um eine Auslagerung von Dienstleistungen durch die Deutsche Bank auf diese Partnerfilialen handele.
Aus Sicht der Bundesbank ist grundsätzlich wichtig, „dass für jede Erhebung Begriffsdefinitionen festgelegt werden müssen, um konsistent die erforderlichen Informationen zur Erfüllung des Erhebungszwecks zu erhalten“. Die Bankstellenstatistik folge den bankaufsichtlichen Vorschriften und Erfordernissen.
Barkow indes bezieht auch die Bankstellen von Spezialinstituten und Hypothekenbanken bei seiner Zählung nicht ein, „da sie sehr wahrscheinlich überwiegend nicht für Privatkunden sind“. Ein weiterer wesentlicher Effekt ist, dass Barkow die Bankstellen der Bausparkassen nicht mitzählt, insgesamt 1260. Es gibt Unterschiede zu klassischen Bankfilialen: Einige öffentliche Bausparkassen zählen auch oder sogar ausschließlich Standorte mit, die mit freien Handelsvertretern besetzt sind.
Die Bundesbank erklärt, dass das Ziel der Zweigstellenstatistik sei, die Versorgung Deutschlands mit Bankdienstleistungen darzustellen. „Dazu gehört auch beispielsweise der Vertrieb von Bausparverträgen.“
Es geht aber auch andersherum: Im Fall der Volks- und Raiffeisenbanken registriert Barkow mehr Filialen als die Bundesbank, nämlich fast 8700. Die Bundesbank hat rund 1000 weniger aufgelistet. In diesem Fall decken sich die Barkow-Zahlen in etwa mit den Angaben des Bundesverbands der Volks- und Raiffeisenbanken, die die Zahl der Geschäftsstellen zuletzt mit fast 8600 angaben.
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