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Bankgeschäfte „Wir bauen einen neuen Typ Bank“ – Die Verdrängungsstrategie der Fintechs

Große Finanz-Start-ups wie Klarna und Revolut sehen sich als Bank der Zukunft. Die Zahlungsfirma und die Neobank wollen beide ihre Angebote zur „Super-App“ ausbauen.
09.09.2021 - 19:52 Uhr Kommentieren
Sein Unternehmen ist inzwischen mit 46 Milliarden Dollar bewertet. Quelle:  Uta Wagner
Klarna-CEO Sebastian Siemiatkowski

Sein Unternehmen ist inzwischen mit 46 Milliarden Dollar bewertet.

(Foto:  Uta Wagner)

Frankfurt Die großen europäischen Finanz-Start-ups (Fintechs) begannen ihre noch junge Geschichte mit Nischenprodukten. Jetzt bauen sie ihre Dienstleistungen immer weiter aus. Damit machen sie traditionellen Banken zunehmend im Kerngeschäft Konkurrenz. Vor allem Klarna, das wertvollste, nicht börsennotierte Start-up Europas, verfolgt eine explizite Verdrängungsstrategie.

Sebastian Siemiatkowski, Chef und Co-Gründer von Klarna, rechnet damit, dass die Bankenbranche kräftig schrumpft und sieht seine Firma als Bank der Zukunft mit maßgeschneiderten Finanzprodukten. Die Basis für dieses „Tech-Unternehmen“ sollen die Kunden selbst liefern: ihre Daten.

„Wir glauben, es wird letztlich vier bis fünf große Spieler in der Branche weltweit geben – und wir streben an, einer davon zu werden“, sagte Siemiatkowski auf dem Banken-Gipfel. In diesem Szenario besetzen Tech-Firmen wie Klarna die Schnittstelle zu den Verbrauchern und Verbraucherinnen, klassische Banken wären nur noch Produktlieferant, indem sie beispielsweise Immobilienkredite zur Verfügung stellen.

Klarna wurde 2005 gegründet und wird inzwischen mit fast 46 Milliarden Dollar bewertet. Die schwedische Firma ist als reiner Zahlungsabwickler gestartet, hat sich aber inzwischen zu einer Art Shopping-App für Verbraucher entwickelt.

In Deutschland, Klarnas wichtigstem Markt, bietet das Fintech inzwischen auch ein Girokonto an. Zugleich agiert Klarna als Dienstleister für Onlinehändler. Siemiatkowski zufolge hat Klarna fast 100 Millionen Nutzer, die Firma ist in knapp 20 Ländern aktiv.

Revolut setzt auf starkes Wachstum

Als großer Herausforderer der etablierten Geldhäuser gilt auch die britische Neobank Revolut, die ihre Dienste vor allem über das Smartphone anbietet und mit N26 aus Berlin konkurriert.

„Wir bauen einen neuen Typ Bank“, so beschreibt Revolut-Chef Nikolay Storonsky die Ambitionen des Fintechs, das mit 33 Milliarden Dollar bewertet wird und international 18 Millionen Kunden zählt. Revolut wolle alle Bankdienstleistungen vom Girokonto über den Wertpapierhandel bis zu Versicherungen aus einer Hand anbieten.

Mehr vom Banken-Gipfel 2021:

In Deutschland, Österreich und der Schweiz hat Revolut derzeit eine Million Kunden und setzt auf weiter starkes Wachstum. Storonsky hält es für möglich, die Zahl binnen einiger Jahre auf zehn Millionen zu erhöhen.

Revolut versucht, das Geschäft auch außerhalb von Bankdienstleistungen auszubauen – mit dem Einstieg in die Reisebranche: Kunden können nun direkt in der App Hotels und Ferienwohnungen buchen, gab Revolut am Donnerstag bekannt.

Wie Klarna zielt Revolut auch darauf ab, eine Art „Super-App“ zu entwickeln, über die Verbraucher möglichst viele Finanzdienstleistungen abwickeln.
Auch der Londoner Zahlungsabwickler Wise hat seine Dienstleistungen ausgeweitet.

Banken haben Herausforderung erkannt

Zur Bank will das Fintech aber nicht werden, sagte Firmenchef und Co-Gründer Kristo Käärmann. „Banken neigen dazu, alle möglichen Dienstleistungen anzubieten – und es ist sehr schwierig, alles auf dem höchsten Niveau hinzubekommen.“

Nach der Gründung konzentrierte sich Wise darauf, länder- und währungsüberschreitende Überweisungen von Privatleuten leichter und billiger zu machen. Inzwischen bietet das Fintech auch etliche Dienstleistungen für Firmenkunden – darunter auch traditionelle Banken.

Über die entsprechenden Wise-Plattform würden inzwischen etliche Geldhäuser mit dem Fintech kooperieren, berichtete Käärmann. Die Firma hatte sich dieses Jahr von „Transferwise“ in „Wise“ umbenannt und war im Juli über eine Direktplatzierung an die Börse gegangen. Der Börsenwert ist auf umgerechnet fast 15 Milliarden Dollar geklettert.

Die klassischen Banken haben die Herausforderung durch die Fintechs erkannt: „Ja, es braucht neue Geschäftsmodelle“, sagte Marija Kolak, Chefin des Verbands der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken. Die Genossenschaftsbanken arbeiten an einem „erweiterten Ökosystem“, um „alltagsrelevant“ für ihre Kunden zu bleiben. Dazu gehören Zusatzdienste etwa aus dem Bereich Wohnen oder Pflege.

Kritik am Shopping auf Kredit

Siemiatkowski und Storonsky verteidigten den Onlinekauf auf Rechnung oder Kredit, im Fachjargon „Buy now, pay later“ (BNPL), der vermehrt auf Kritik stößt. Klarna bietet dieses Modell seit Langem an, Revolut hat es avisiert.

Die britische Finanzaufsicht FCA untersucht bereits das starke Wachstum von Zahlungsangeboten nach dem BNPL-Prinzip. Die Aufseher fürchten, dass die Verbraucher durch diese Offerten dazu verführt werden, sich zu überschulden, vor allem wenn sie mehrere BNPL-Anbieter parallel nutzen. Die deutsche Finanzaufsicht Bafin äußerte sich aus den gleichen Gründen vor zwei Monaten ebenfalls erstmals kritisch zu Ratenkrediten beim Onlineshopping.

Sowohl Klarna als auch Revolut betonen, dass die Kunden zwischen mehreren Bezahlarten wählen können. In bestimmten Fällen sei ein Kauf auf Kredit für die Verbraucher sinnvoll, sagte Klarna-Chef Siemiatkowski. Sein Unternehmen treffe bei jeder einzelnen Transaktion die Entscheidung, ob ein Kunde einen Kredit bekomme oder nicht.

Mehr: Goldman greift Europas Banken im Transaction Banking an

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