Berkshire Hathaway Warren Buffetts Nachfolger: Fünf Männer sollen es sein

Der CEO von Berkshire Hathaway ist gerade 90 Jahre alt geworden.
New York Schon seit Jahren kommt die Frage immer wieder auf: Wer wird eigentlich Warren Buffetts Nachfolger werden? Buffett, der am Sonntag 90 Jahre alt geworden ist, war schließlich schon vor zehn Jahren der älteste CEO eines großen börsennotierten Konzerns. Der Star-Investor hat schon lange eine Antwort darauf, und doch hat er jahrelang ein Geheimnis daraus gemacht. Er wollte nicht, dass seine Investoren sich zu früh auf seine Nachfolger konzentrieren. Und er wollte den Managern Raum geben, in Ruhe ihre Arbeit zu machen, ohne stets mit ihm verglichen zu werden.
Vor zwei Jahren jedoch änderte Buffett seine Strategie und ging in die Offensive. Seitdem ist klar, was viele Beobachter schon lange vermutet hatten: Buffett, der sowohl CEO und Investmentchef ist und den Verwaltungsrat leitet, wird seine Rolle auf fünf Personen verteilen. Hier ein Überblick:
Greg Abel (58)

Er soll den Posten des CEOs übernehmen. Er arbeitet seit 28 Jahren bei Berkshire und leitet seit 2008 die Energiesparte. Der gebürtige Kanadier saß bei Berkshires Hauptversammlung im Mai zum ersten Mal auch neben Buffett auf der Bühne und beantwortete Fragen der Aktionäre. Buffett bestreitet die Veranstaltung eigentlich mit seinem stellvertretenden Verwaltungsratschef und langjährigen Geschäftspartner Charlie Munger. Doch Munger, 96, konnte wegen der Pandemie nicht reisen, also sprang Abel ein.
Berkshire Hathaway Energy (BHE) ist selbst ein kleines Konglomerat. 1998 wurde Abel zunächst Chef des größten Tochterunternehmens, MidAmerican. Seitdem hat er mehr als ein Dutzend Übernahmen getätigt. Zuletzt im Juli kaufte BHE für zehn Milliarden Dollar Teile des Konkurrenten Dominion Energy. „Abel führt BHE ähnlich dezentral wie Buffett den gesamten Berkshire-Konzern“, sagt Lawrence Cunningham, Professor an der George Washington University und Autor mehrerer Bücher über Buffett. „Das heißt, er lässt seine Leute machen, aber stellt sicher, dass sie alle Ressourcen haben, die sie brauchen.“
Auf der Hauptversammlung gab sich Abel schüchtern und zurückhaltend. Während Buffett in seinen Antworten gern ausschweift und Witze macht, antwortete Abel eher kurz und knapp und wiederholte oft das, was sein Chef bereits gesagt hatte. Buffett ernannte ihn 2018 zum stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden, der für alle operativen Bereiche außer der Versicherung zuständig ist. So soll er einen besseren Einblick in die restlichen Sparten des Konzerns bekommen.
Ajit Jain (69)
Der Cousin des ehemaligen Deutsche-Bank-Chefs Anshu Jain führt Berkshires wichtiges Versicherungsgeschäft und arbeitet bereits seit 34 Jahren für Warren Buffett. Er gilt als brillanter Versicherungsmathematiker, gerade bei besonders großen Deals, die Berkshires Rückversicherer abschließt. Doch Jain agiert gern im Hintergrund, spricht kaum mit der Presse, konzentriert sich lieber ganz auf die Arbeit – und das mit Erfolg.
„Ajit hat Werte in zweistelliger Milliardenhöhe für die Berkshire-Aktionäre geschaffen“, lobte Buffett 2017 in seinem Brief an die Aktionäre. „Sollte es jemals einen anderen Ajit geben, für den Sie mich auswechseln könnten, zögern Sie nicht.“ Auch Jain wurde vor zwei Jahren zum stellvertretenden Verwaltungsratsvorsitzenden befördert, der sich jedoch speziell um das lukrative Versicherungsgeschäft kümmern soll.
Ted Weschler (58)

Sein Büro kann man leicht übersehen: Es liegt über einer Buchhandlung im beschaulichen Charlottesville im US-Bundesstaat Virginia. Auf ein Türschild verzichtet der ehemalige Hedgefonds-Manager. Wer ihn finden muss, findet ihn auch so. Weschler ist einer von zwei Portfolio-Managern, die derzeit je rund 14 Milliarden Dollar verwalten. Wenn Buffett seine Ämter abgibt, wird Weschler gemeinsam mit Todd Combs das rund 200 Milliarden Dollar schwere Aktienportfolio verwalten. Weschler ist zudem schon seit Jahren auf der Suche nach neuen Übernahmezielen, auch in Deutschland.
Der Mann mit dem wachen Blick und der sanften Stimme ist ähnlich wie sein Chef ein ungewöhnlicher Investor. 95 Prozent seiner Zeit verbringt er mit Lesen. Weschler und Combs befolgen die Methode des „Stechkarten-Investings“, die Buffett ausgegeben hat. Der Star-Investor rät, so anzulegen, als hätte man eine Stechkarte, die nur 20 Investment-Entscheidungen im ganzen Leben erlaubt. „Bei einer so hohen Schwelle investiert man nur dort, wo man sich sehr sicher ist. Und ich versuche, genau das zu tun“, erklärte Weschler vor einiger Zeit im Handelsblatt-Interview.
Todd Combs (49)

Auch Combs ist ein ehemaliger Hedgefonds-Manager. Er zog vor einigen Jahren jedoch nach Omaha, um aus der Konzernzentrale von Berskshire arbeiten zu können. Auch Combs hat neben dem Portfolio-Management weitere Aufgaben. Seit Ende 2019 ist er vorübergehend Chef des Autoversicherers Geico, der zum Berkshire-Imperium gehört und zum zweitgrößten Autoversicherer des Landes herangewachsen ist. Zudem soll Combs ein Joint Venture mit Amazon und JP Morgan Chase aufbauen, mit dem Berkshire zusammen eine bessere und günstigere Art der Krankenversicherung für die Mitarbeiter entwickeln will.
Der Chef von Haven Healthcare, Atul Gawande, wechselte jedoch im Mai in den Verwaltungsrat. Ein neuer CEO wird noch gesucht. Weschler und Combs sollen Buffett 2016 gemeinsam überzeugt haben, Apple-Aktien zu kaufen, was sich als sehr erfolgreiches Investment erwiesen hat.
Howard Buffett (65)

Schon seit 1993 sitzt Howard Buffett im Verwaltungsrat von Berkshire. Das mittlere von Buffetts drei Kindern soll eines Tages den Vorsitz des Kontrollgremiums übernehmen und dann vor allem darauf achten, dass die Firmenkultur erhalten bleibt. Der Star-Investor hat über die Jahrzehnte ein dezentrales Unternehmen aufgebaut, in dem viel über Vertrauen funktioniert. Arbeitsverträge mit wichtigen Managern sind oft nur ein paar Zeilen lang, so Cunningham. „Vielen Managern ist sehr daran gelegen, das ihnen entgegengebrachte Vertrauen nicht zu enttäuschen.“ In der Konzernzentrale in Omaha arbeiten nur rund 20 Leute.
Dabei hat Berkshire insgesamt rund 400.000 Mitarbeiter. Zudem soll Buffetts Sohn sicherstellen, dass der Konzern nicht zerschlagen wird, weil das ausgefeilte System mit der Versicherungssparte als Kern nicht mehr funktionieren würde. Howard hat sich nie für das operative Geschäft interessiert. Er ist Farmer, Fotograf und Hilfssheriff und hat seine eigene ehrgeizige Mission: Mit der nach ihm benannten Stiftung will er den Hunger auf der Welt besiegen – mit der richtigen Landwirtschaft.
Dafür reiste er in die ärmsten Gegenden der Welt: Im Kongo investierte er in Wasserkraftwerke, um abgelegene Regionen des krisengeschüttelten Landes mit Strom zu versorgen, den örtlichen Bauern zu helfen und die Wirtschaft anzukurbeln. In Ghana arbeitete seine Stiftung mit Landmaschinenherstellern zusammen, um die Bauern in nachhaltiger Landwirtschaft zu schulen, wie er in seinem 2014 veröffentlichten Buch „40 Chances – Finding Hope in a Hungry World“ schilderte. „Meistens kämpfe ich gegen Wetterbedingungen, Insekten und Unkraut. Aber ich fühle mich verpflichtet, Hunger in seiner ganzen Komplexität zu betrachten.“
Mehr: Ein Überblick über Warren Buffetts besten Investments und schwersten Fehler.
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