Bezahlen mit dem iPhone Apple Pay kommt nach Deutschland – die 11 wichtigsten Fakten
Auf dem Weg zum Billionen-Konzern – Apple Pay kommt nach Deutschland
Frankfurt Seit vier Jahren bietet Apple iPhone-Nutzern nun schon den eigenen Bezahldienst Apple Pay. Deutsche Kunden allerdings blieben bislang außen vor. Schon seit Längerem wird darüber spekuliert, wann der Konzern aus Cupertino seinen Service auch hierzulande startet. In einer Analystenkonferenz zur Vorlage aktueller Quartalszahlen wurde Apple-Chef Tim Cook am Dienstag konkreter.
Wann startet Apple Pay?
Ein genauer Starttermin ist noch nicht bekannt. Auf einer Analystenkonferenz hatte Apple-Chef Tim Cook am Dienstag angekündigt, dass Apple Pay „bis Ende des Jahres“ in Deutschland eingeführt werden solle.
Welche Banken machen mit?
Apple äußerte sich nicht zu den teilnehmenden Banken. Einige Geldhäuser stehen dennoch bereits fest: „Später in diesem Jahr wird die Deutsche Bank Apple Pay auf den Markt bringen“, bestätigte das Geldhaus am Mittwoch dem Handelsblatt. Valentin Stalf, der Gründer der Smartphonebank N26, äußerte sich auf Nachfrage ähnlich. N26 werde Apple Pay ebenfalls „später in diesem Jahr“ anbieten und habe den Bezahldienst bereits „Kunden in fünf Ländern erfolgreich zugänglich gemacht“.
Zudem wollen die Münchener Hypovereinsbank (HVB) und die Fidor Bank ihren Kunden mobiles Bezahlen mit Apple ermöglichen, bestätigten die Banken dem Handelsblatt. Auch die Hanseatic-Bank will dabei sein.
Die Comdirect ist ebenfalls nicht abgeneigt. „Wenn es jetzt dann wirklich kommt, schauen wir uns das an“, sagte Comdirect-Chef Arno Walter am Mittwoch. „Und wenn das alles normal funktioniert, gehe ich mal davon aus, dass wir dabei sind.“
Bleiben Kunden anderer Banken außen vor?
Nein. Der Zahlungsdienstleister Wirecard bietet mit Boon schon länger eine bankenunabhängige Prepaid-Mastercard an, die in der Apple Wallet hinterlegt werden kann. Nutzer können diese per Kreditkarte oder Banküberweisung aufladen. Für Kunden aus Deutschland ist dafür bisher ein kleiner Trick nötig: Sie müssen kurzfristig die Länder-Einstellung auf dem Gerät ändern, zum Beispiel auf Frankreich, wo Apple Pay schon länger verfügbar ist und mit Euro bezahlt wird. Wenn alles eingerichtet ist, können die Einstellungen wieder auf Deutschland gesetzt werden. Sobald Apple Pay offiziell Deutschland startet, wird dieser Umweg für Nutzer der Boon-Mastercard nicht mehr nötig sein. Wirecard werde auch in Deutschland Apple Pay-Partner sein, bestätigte eine Sprecherin.
Wer kann Apple Pay nutzen?
Der Nutzer benötigt eine Kreditkarte einer Bank, die mit Apple kooperiert. Außerdem braucht er ein Apple-Smartphone. Das kann ein iPhone ab Version „iPhone SE“ beziehungsweise „iPhone 6“ sein. Im Laden und in Apps kann auch mit der Apple Watch bezahlt werden. Zahlungen in Apps und im Internet-Browser Safari sind zudem mit dem iPad möglich.
In welchen Ländern gibt es Apple Pay schon?
Außer in den USA und Kanada ist Apple Pay beispielsweise schon in Australien, Japan, Brasilien und den Vereinigten Arabischen Emiraten verfügbar. Innerhalb Europas sind unter anderem Frankreich, Schweiz, Schweden, Norwegen, Finnland, Italien sowie Russland und die Ukraine schon dabei.
Warum kommt der Dienst in Deutschland so spät?
Von Gesprächen mit Apple haben Banken hinter vorgehaltener Hand schon länger berichtet. Eine Einigung soll aber lange daran gescheitert sein, dass sich der Techkonzern einen zu großen Teil der Kreditkartengebühren, den Händler bei Zahlungen an die Bank abtreten müssen, selbst einverleiben wollte.
Wie funktioniert das Bezahlen?
Apple Pay funktioniert per NFC-Technologie, kurz für Near Field Communication. Über eine Distanz von maximal vier Zentimetern können damit Daten übertragen werden.
Zum Bezahlen hält der Nutzer sein Smartphone nahe an das Kassenterminal und zugleich seinen Finger auf den Fingerabdrucksensor Touch ID. Die Eingabe einer PIN ist dadurch nicht erforderlich.
Wo kann man damit bezahlen?
Zahlen können Nutzer an Kassenterminals, die das kontaktlose Bezahlen per NFC (Near Field Communication) unterstützen. Wie viele das genau sind, wird davon abhängen, ob nur Kreditkarten oder auch Girocards in der Apple Wallet hinterlegt werden können. In Deutschland sind allein im Girocard-System rund 475.000 Kassenterminals mit dieser Technik ausgestattet, so Euro Kartensysteme, ein Gemeinschaftsunternehmen der deutschen Banken und Sparkassen. Das entspreche rund zwei Dritteln aller Girocard-Terminals. Der Anteil soll schnell steigen. Mastercard nennt keine Zahlen zu einzelnen Ländern, verweist aber darauf, dass bis zum Jahr 2020 alle Kartenterminals innerhalb der EU die NFC-Technologie unterstützen sollen.
Je nach Gerät – iPhone, iPod oder Apple Watch – sind mit Apple Pay auch Zahlungen in Apps und im Internet-Browser Safari möglich.
Welche Alternativen bieten Banken in Deutschland?
Ende Juli ist Google Pay gestartet. Der Bezahldienst für Android-Geräte wird zunächst von der Commerzbank, Comdirect, N26 und Wirecard unterstützt. Die LBBW und Revolut sollen folgen.
Ein eigenes Bezahlsystem per NFC bieten seit diesem Montag die Sparkassen an. Vorteil: Kunden brauchen keine Kreditkarte, sondern können auch ihr Girokonto nutzen. Bei der Lösung der Deutschen Bank und der Postbank brauchen Kunden eine Kreditkarte. Auch die Volks- und Raiffeisenbanken wollen ab Mitte August das mobile Bezahlen als Funktion in ihrer Banking-App bundesweit anbieten. Alle bankeigenen Bezahllösungen sind bisher aber nur für Android-Nutzer verfügbar, da Apple die NFC-Schnittstelle für andere Apps sperrt. Auch die Sparkassen sowie die Volks- und Raiffeisenbanken sind nach eigener Angabe offen für eine Zusammenarbeit, fordern aber dass Apple diese Schnittstelle freigibt.
Was gibt es abseits der Bankdienste?
Payback Pay, die Bezahlmethode des Bonusprogramms, ist seit zwei Jahren bei ausgewählten Payback-Partnern verfügbar, darunter Rewe, dm und Alnatura. Da die Datenübertragung nicht über NFC, sondern über einen QR-Code läuft, funktioniert es sowohl mit iPhones als auch mit Android-Geräten. Auch eine Kreditkarte ist dafür nicht nötig, da die Zahlungen vom Girokonto eingezogen werden. Daneben gibt es Insellösungen in einzelnen Supermarktketten und eine Kooperation zwischen Shell und Paypal zum Bezahlen an der Tankstelle.
Was wird sich durch den Start von Apple Pay ändern?
Da Apple seine NFC-Schnittstelle für andere Bezahldienste gesperrt hat, wird mit der Einführung in Deutschland eine Lücke geschlossen. Hierzulande lag der Marktanteil von iPhones in den vergangenen Jahren allerdings nur bei rund 20 Prozent. Die mobil generierten Umsätze könnten dennoch deutlich steigen, denn iPhone-Nutzer sind tendenziell offener für digitale Neuerungen und im Durchschnitt vermögender als Android-Nutzer. Hintergrund: Die Geräte sind teurer als andere Smartphones.
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