Bezahlsystem Paydirekt: DZ Bank und Sparkassen sorgen für Verwirrung
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Bezahlsystem PaydirektDZ Bank und Sparkassen sorgen für Verwirrung
Es tobt ein Nervenkrieg um das künftige Online-Bezahlsystem Paydirekt – und auch das Angebot Giropay. Händler brauchen Gewissheit, um nicht auf das falsche Pferd zu setzen. Doch die gibt es bislang nicht.
Frankfurt Nur noch gut drei Monate bis Weihnachten. Nur noch gut drei Monate bis Paydirekt, die Antwort der deutschen Geldhäuser auf den übermächtigen US-Bezahldienst Paypal, endlich an den Start gehen soll. Die Testphase hat bereits begonnen. Und die Nerven in den Führungsetagen der Kreditwirtschaft liegen blank.
Zur Wochenmitte sorgte eine kleine Meldung der Lebensmittelzeitung für große Aufregung. Thomas Ullrich, IT-Vorstand des genossenschaftlichen Spitzeninstituts DZ Bank, wurde dort mit der Aussage zitiert: „Giropay wird auslaufen“. Auf Nachfrage erklärte ein Banksprecher, dass es keinen Sinn mache, neben Paydirekt parallel in ein zweites Online-Zahlverfahren zu investieren.
Verunsicherte Händler meldeten sich bei Giropay und wurden beruhig, denn es ist gar nichts beschlossen. Mehr noch: Die DZ Bank gehört nicht zu den Gesellschaftern von Giropay, kann also gar nichts entscheiden. Das bankeigene Verfahren ist so etwas wie der Vorläufer von Paydirekt und wurde 2006 von den Rechenzentren der Sparkassen und Genossenschaftsbanken sowie der Postbank gegründet.
Paydirekt - was ist das?
Paydirekt ist eine branchenweite Kooperation der deutschen privaten und genossenschaftlichen Banken sowie der Sparkassen.
Im Unterschied zu anderen Bezahldiensten ist Paydirekt kein Drittanbieter. Die Zahlung wird direkt über das eigene Konto abgewickelt. Außerdem wirbt Paydirekt damit, dass die Informationen über die Kundeneinkäufe nicht weiterverkauft würden. Das soll besseren Datenschutz gewährleisten.
Um sich für Paydirekt registrieren zu können, benötigen die Kunden ein Girokonto bei einer teilnehmenden Bank oder Sparkasse, einen Onlinebanking-Zugang sowie eine E-Mail-Adresse.
Käufer, die keinen Wohnsitz in Deutschland haben, können Paydirekt nutzen, sofern sie ein Girokonto mit Onlinebanking-Zugang bei einer der teilnehmenden Banken oder Sparkasse haben sowie über eine E-Mail-Adresse verfügen.
Paydirekt ging Ende 2015 in den Markt.
Händler sollen ihre Gebühren direkt mit den teilnehmenden Banken und Sparkassen verhandeln.
Mit Paydirekt können Händler ihren Kunden den Einkauf mit Direktbuchung, Vorbestellung oder Teilzahlung anbieten.
Die genossenschaftliche Fiducia & GAD teilte über den Bundesverband der Volks- und Raiffeisenbanken (BVR) mit, die Gruppe konzentriere sich jetzt auf die erfolgreiche Markteinführung von Paydirekt. „Wie sich das Produktportfolio für Zahlungen im E-Commerce dann langfristig ausrichtet, wird Gegenstand der Diskussion in den Gremien und den beteiligten Unternehmen sein“, so der BVR. Deutlicher äußerte sich die Sparkassen-Tochter Star Finanz: „Die Sparkassen-Finanzgruppe hat alleine in 2015 einen siebenstelligen Betrag in die Weiterentwicklung von Giropay investiert und plant auch 2016 weitere Mittel einzusetzen. Die Weiterentwicklung erfolgt stets im Schulterschluss mit den anderen Gesellschaftern der Giropay.“ Auch die Postbank kommentierte: „Als Mitgesellschafter der Giropay GmbH vertritt die Bank auch weiterhin die Interessen dieser Gesellschaft.“ Man werde zu „gegebener Zeit“ über das Dienstleistungsportfolio entscheiden.
Die großen privaten Häuser wie Deutsche Bank, Commerzbank und Hypovereinsbank wollten bei Giropay nie mitmachen, initiierten stattdessen Paydirekt und holten dafür die DZ Bank ins Boot. Ullrich sieht in Giropay nun offensichtlich einen Konkurrenten. Dabei wird das Verfahren zwar auch von großen Unternehmen wie Air Berlin oder dem Elektronikhändler Redcoon angeboten, doch mit einem Marktanteil von 0,1 Prozent gemessen am Onlineumsatz laut EHI Retail Institute, ist der Erfolg überschaubar.