BHF-Bank im Übernahmekampf: Kunden drohen mit dem Abschied
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BHF-Bank im ÜbernahmekampfKunden drohen mit dem Abschied
Die Frankfurter BHF-Bank droht im Übernahmekampf schwere Schäden davonzutragen: Die Kunden drohen mit Abwanderung, die Mitarbeiter sind verunsichert und Headhunter der Konkurrenz machen Abwerbeangebote.
Der Großaktionär machte sehr deutlich, dass er den Rauswurf von Vorstandschef Björn Robens für einen Fehler hält – und legte ein Übernahmeangebot auf den Tisch.
Frankfurt, Paris So etwas hat die deutsche Bankenszene noch nicht gesehen. In diesen Wochen hält eine waschechte feindliche Übernahme die Branche in Atem. Gegenstand der Auseinandersetzung ist die BHF-Bank. Was als Sommertheater über das traditionsreiche Bankhaus gestartet war, hat sich in ein veritables Drama verwandelt. Denn der harte Kampf zwischen dem chinesischen Großaktionär Fosun und der Mutterholding BHF Kleinwort Benson entwickelt sich zur monatelangen Hängepartie. Für die BHF-Bank wird das Ringen zur schweren Belastungsprobe, dabei berappelt sich das Institut gerade erst wieder.
Chronik – Die bewegte Geschichte der BHF-Bank
Kaum ein deutsches Geldhaus blickt auf eine so bewegte Geschichte wie die Frankfurter BHF-Bank. Zumindest wurde kein anderes Institut so oft umgebaut und weitergereicht wie sie.
Die Frankfurter Bank wird gegründet, eine der Vorläuferinnen der BHF. Der früheren Notenbank der Freien Stadt Frankfurt verdankt das Geldhaus den letzten Buchstaben seines Namens. Die ersten beiden Lettern kommen von der seit 1856 bestehenden Berliner Handels-Gesellschaft, einem Spezialisten für das Emissionsgeschäft von Großunternehmen.
Nach dem Zusammenschluss der beiden Häuser zur BHF-Bank steigt das Frankfurter Institut rasch zu einer der renommiertesten Finanzadressen der Republik auf. Auslandsfinanzierung und Devisenhandel, Emissionsgeschäft und Vermögensverwaltung sind ihr Metier.
Die niederländische ING übernimmt die Mehrheit an der BHF. Die Bank expandiert im Kreditgeschäft – und fährt hohe Verluste ein. Die Folge: Der Eigentümer will die ungeliebte Tochter wieder loswerden.
Das Bankhaus Sal. Oppenheim kauft große Teile des Frankfurter Instituts. Scheinbar eine Traumpartnerschaft, denn die Kölner ließen die BHF-Bank fast völlig eigenständig weiterlaufen. Zwei Spiegeleier, kein Rührei, so nannte das der damalige Sal.-Oppenheim-Chef Matthias Graf von Krockow.
Allerdings geriet Sal. Oppenheim in der Finanzkrise in Not und musste von der Deutschen Bank aufgefangen werden. Der neue Eigentümer wollte die mit‧übernommene BHF-Bank schnell wieder loswerden. Eine quälend lange Hängepartie begann.
Endlich findet sich ein Käufer für die Bank. Dreimal scheiterte der Verkauf am Einspruch der Finanzaufsicht. Zuerst holte sich die Liechtensteiner LGT Bank eine blutige Nase, dann wollte der Finanzinvestor RHJ die BHF kaufen. RHJ-Chef Lenny Fischer musste das Konsortium für die Übernahme aber gleich mehrfach umbauen, um den Ansprüchen der Aufseher zu genügen.
„Wir haben schon viel durchgemacht, aber so schlimm war es noch nie“, ist aus der Bank zu hören. Verunsicherte Kunden drohen mit Abwanderung, Mitarbeiter klagen bitter darüber, dass der Kampf die Bank innerlich zerreißt. Headhunter gehen mit Abwerbeangeboten bei vielen der besten Kundenberater hausieren. „Wenn der Streit nicht bald beendet wird, dann könnte es irgendwann nicht mehr viel geben, worum es sich zu streiten lohnt“, unkt ein BHF-Banker.
Streit um Entmachtung des Vorstandschefs
Hinter dem Übernahmekampf steckt der erbitterte Streit zwischen Fosun-Chef Guo Guangchang und dem Vorstandschef von BHF Kleinwort Benson, Leonhard (Lenny) Fischer, der in mühevoller Kleinarbeit eine europäische Bankengruppe zusammengezimmert hat, deren Herzstück die BHF-Bank ist.
Entzündet hat sich der Streit im Juni, als der Aufsichtsrat der BHF-Bank unter Fischers Führung Knall auf Fall Vorstandschef Björn Robens entmachtete. Robens galt als Vertrauter von Guo, Fischer kreidete ihm Eigenmächtigkeiten, Mauscheleien und einen selbstherrlichen Führungsstil an. Einer der zentralen Vorwürfe: Robens soll auf Privatpapier ohne Wissen von Vorstand und Aufsichtsrat einen Brief geschrieben haben, in dem er einer Gruppe von Investoren, darunter Fosun, für den Plan, die Münchner Modemarke Bogner zu kaufen, Garantien in Millionenhöhe durch die BHF-Bank zusicherte.
Gehaltsmillionäre bei deutschen Banken (nach Funktionen)
Die European Banking Authority in London veröffentlicht jährlich eine Übersicht über Einkommensmillionäre bei europäischen Banken. Die Zahlen hier beziehen sich auf das Jahr 2013 und wurden im September 2015 von der Behörde veröffentlicht.
Zahl der Einkommensmillionäre: 1 Fix-Gehalt: 1,38 Millionen Euro
(Kein Vergleichsdaten für das Vorjahr)
Zahl der Einkommensmillionäre: 111
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,83 Millionen Euro
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 185 Prozent
(Kein Vergleichsdaten für das Vorjahr)
Zahl der Einkommensmillionäre: 196 (2012: 100)
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,49 Millionen Euro (2012: 1,54 Millionen Euro)
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 185 Prozent (2012: 325 Prozent)
Zahl der Einkommensmillionäre: 11 (2012: 17)
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,36 Millionen Euro (2012: 1,17 Millionen Euro)
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 177 Prozent (Vorjahr: 120 Prozent)
Zahl der Einkommensmillionäre: 15 (2012: 17)
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,5 Millionen Euro (2012: 1,53 Millionen Euro)
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 419 Prozent (Vorjahr: 169 Prozent)
Zahl der Einkommensmillionäre: 27
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,59 Millionen Euro
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 303 Prozent
(keine Vergleichsdaten für das Vorjahr)
Zahl der Einkommensmillionäre: 12
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,42 Millionen Euro
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 227 Prozent
(keine Vergleichsdaten für das Vorjahr)
Zahl der Einkommensmillionäre: 24
Durchschnittlicher Jahresverdienst: 1,33 Millionen Euro
Verhältnis von variabler zu fester Vergütung: 219 Prozent
(keine Vergleichsdaten für das Vorjahr)
Großaktionär Fosun machte lautstark klar, dass er den Rauswurf Robens für einen krassen Fehler hält. Aber nicht nur das, Guo legte ein Übernahmeangebot für die Holding vor. Andere Großaktionäre wie BMW-Erbe Stefan Quandt oder der US-Fonds Templeton lehnten die Offerte von 5,10 Euro je Aktie allerdings als viel zu niedrig ab. Seither versinkt die Bank im Streit. Vor anderthalb Monaten hat der BHF-Aufsichtsrat eine Sonderprüfung gegen Robens beschlossen. Die Prüfung durch die Kanzlei Freshfields soll klären, ob der Ex-Chef seine Amtspflichten verletzt hat - bislang ohne Ergebnisse, wie aus Finanzkreisen zu hören ist. Die lange Untersuchung verbreite ein Klima der Angst, das viele Mitarbeiter tief verunsichere, ist aus Kreisen der Bank zu hören. Aus dem Umfeld des Aufsichtsrats heißt es dagegen, der Sachverhalt müsse gründlich aufgeklärt werden, dabei gehe es nicht nur um justiziable Vorwürfe, sondern auch um Werte wie eine gute Unternehmensführung.
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