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Brisante E-Mails Deutsche-Bank-Aufsichtsrat scherzte mit Wirecard-Chef Braun: „Macht die FT fertig!“

Kontrolleur Alexander Schütz hat einst Wirecard-CEO Markus Braun empfohlen, hart gegen die „Financial Times“ vorzugehen. Die Bank ist konsterniert – und Schütz entschuldigt sich.
15.01.2021 Update: 15.01.2021 - 15:29 Uhr 3 Kommentare
Ein Aufsichtsrat des Instituts erntet Kritik. Quelle: dpa
Logo der Deutschen Bank

Ein Aufsichtsrat des Instituts erntet Kritik.

(Foto: dpa)

Berlin/Frankfurt Es sind pikante E-Mails, die im Bundestag-Untersuchungsausschuss bekannt geworden sind. Sie stammen offenbar von Deutsche-Bank-Aufsichtsrat Alexander Schütz und liegen dem Handelsblatt vor. Ihr Empfänger: Markus Braun, der damalige, inzwischen inhaftierte Wirecard-Vorstandsvorsitzende.

Am 17. Februar 2019 schreibt Schütz hierin mit Bezug auf die britische Zeitung „Financial Times“ (FT): „hab ja in der FT gelesen dass du ganz ein schlimmer bist“, gefolgt von einem Ironie-Smiley. Nach etwas Smalltalk über Urlaub an der Côte d'Azur teilt Schütz seinem Vertrauten mit: „habe übrigens 3x wirecard aktien gekauft letzte woche, macht diese zeitung fertig!!“, gefolgt von einem weiteren Smiley.

Dass Schütz Braun dazu rät, die FT „fertigzumachen“, ist brisant trotz der scherzhaften Einbettung mit Smileys: Schließlich war Wirecard über viele Jahre hinweg scharf gegen echte und vermeintliche Kritiker des Konzerns vorgegangen. Ein deutscher Shortseller bekam Besuch von einem Boxer, in London schaltete Wirecard Detektive ein und ließ kritische Journalisten überwachen, darunter auch FT-Reporter Dan McCrum, dessen Enthüllungen die Aufdeckung des Bilanzskandals ins Rollen brachten.

Schütz betonte gegenüber dem Handelsblatt, die Aussagen seien scherzhaft gemeint gewesen, damit seien Rechtsmittel gemeint gewesen, die Braun gegen die Zeitung einlegen solle, nicht aber illegale Mittel.

Bei der Deutschen Bank stoßen die Äußerungen ihres Aufsichtsrats auf Kopfschütteln. Konzernsprecher Jörg Eigendorf erklärt auf Handelsblatt-Anfrage mit Bezug auf die problematische Nachricht: „Wir haben von der Existenz einer solchen E-Mail in dieser Nacht erstmalig erfahren. Grundsätzlich kommentieren wir private Aussagen von Aufsichtsratsmitgliedern nicht. Davon unabhängig sind allerdings sowohl Inhalt als auch Haltung der zitierten Aussage inakzeptabel – ganz gleich, von wem sie kommt.“

Schütz entschuldigt sich

Schütz äußert sich auf Anfrage selbstkritisch: „Ich habe Markus Braun Anfang 2019 geglaubt, dass Wirecard ein integres Unternehmen ist, das zu Unrecht diffamiert wird, und dass es tatsächlich eine mediale Kampagne, initiiert von Shortsellern, gegen das Unternehmen gibt. Mittlerweile ist klar, dass ich damit falschlag.“

Der Aufsichtsrat erklärt weiter: „Ich entschuldige mich daher in aller Form bei der „Financial Times“ und ihren Reportern für diese emotionale und deplatzierte Äußerung. Der heutige Stand der Aufklärung im Wirecard-Skandal zeigt im Gegenteil, dass die „Financial Times“ mit ihren Recherchen einen wesentlichen Beitrag zur Enthüllung dieses Skandals geleistet hat, wofür dem Team um Dan McCrum Anerkennung gebührt.“

Unklare Konsequenzen für den Aufsichtsratsjob

Welche Konsequenzen die E-Mails für seinen Posten bei der Deutschen Bank haben wird, ist noch unklar. Klar ist jedoch, dass es in naher Zukunft ein Gespräch zwischen Schütz und Aufsichtsratschef Paul Achleitner geben wird. Das Aufsichtsratsmandat von Schütz bei der Deutschen Bank läuft noch bis 2023. Feuern kann ihn die Deutsche Bank nicht, denn als Aufsichtsrat ist er von der Hauptversammlung gewählt worden. 

Allerdings kann Achleitner ihn zu einem Rücktritt drängen. Solche Konstellationen hat es bei der Deutschen Bank in der Vergangenheit schon gegeben. So warf vor vier Jahren das damalige Aufsichtsratsmitglied Georg Thoma nach einem Zerwürfnis innerhalb des Kontrollgremiums hin. Weder die Bank noch Schütz selbst äußerten sich zunächst dazu.

Der Österreicher Schütz lebt in Wien und ist Gründer des Vermögensverwalters C-Quadrat. Über sein Verhältnis zum früheren Wirecard-Chef Braun sagte er dem Handelsblatt, Braun sei ein Nachbar gewesen, zu dem er ein gutes Verhältnis gehabt habe. Er sei aber „kein Busenfreund“ von ihm gewesen.

In den Aufsichtsrat der Deutschen Bank war Schütz auf Wunsch des damaligen chinesischen Deutsche-Bank-Großaktionärs HNA gerückt. Der chinesische Mischkonzern hatte sich von C-Quadrat in der Frage beraten lassen, wo man in Deutschland investieren könnte. Zu den Vorschlägen C-Quadrats gehörte damals auch die Deutsche Bank, die vor einer großen Kapitalerhöhung stand. 


Nach dem schrittweisen Ausstieg von HNA übernahm Schütz zeitweise die Restbestände des Deutsche-Bank-Aktienpakets. Seit Dezember ist er aber komplett aus dem Engagement ausgestiegen. Denn HNA hatte sein Aktienpaket größtenteils über Derivate abgesichert. Das erlaubte zunächst HNA und zuletzt Schütz, zu festen Terminen Teile der Aktien zu vorab festgelegten Preisen zu verkaufen, die zuletzt stets über den aktuellen Kursen der Deutsche-Bank-Aktie lagen.

Im August war bekannt geworden, dass der Österreicher ins Bankgeschäft einsteigt und die Freie Internationale Sparkasse (FIS) übernimmt, eine Luxemburger Banktochter der Sparkasse Bremen. Das teilten Schütz und die Sparkasse Bremen mit. Zuvor hatte das Handelsblatt darüber berichtet. „Die Übernahme der FIS sei mit der Deutschen Bank und mit den Bankenaufsehern abgestimmt“, sagte Schütz damals.

Im Bundestag sorgten die bekannt gewordenen Äußerungen des Deutsche-Bank-Kontrolleurs für Erstaunen. „Ein Aufsichtsrat macht sich nicht nur gemein mit Markus Braun, sondern verteufelt investigativen Journalismus. Die dabei verwendeten Worte lassen tief blicken und sind der Deutschen Bank nicht würdig“, erklärte Grünen-Finanzexperte Danyal Bayaz.

Mehr: „An Betrug haben wir nie geglaubt – leider“: Topbanker sprechen über ihre Beziehungen zu Wirecard

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3 Kommentare zu "Brisante E-Mails: Deutsche-Bank-Aufsichtsrat scherzte mit Wirecard-Chef Braun: „Macht die FT fertig!“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • Schütz entschuldigt sich bei der FT.
    Wenn man AR der Deutsche Bank ist, genügt eine solche "private" Entschuldigung nicht und schon gleich gar nicht, wenn die Entschuldigung erst nach Aufdeckung der mail im UAusschuss der Deutschen Bundestages erfolgt. Daraus folgt eigentlich zwingend, dass Herr Schütz im AR der DB den Hut nimmt. Und zwar schnell!

  • Das Verhalten von Herrn Schütz mag für sich genommen zwar äusserst unappetitlich sein. Skandalös wird es hingegen dann, wenn man sich den Wirkungskreis von Herrn Schütz anschaut. Denn Schütz ist Gründer der C-Quadrat Investment Group. Auf der Webseite stellt man sich mit folgenden Worten vor:
    "Die C-Quadrat Investment Group besteht aus mehreren Asset Management-Unternehmen mit Schwerpunkt auf quantitative Strategien und ESG-gesteuertes Asset Management. Als Pionier im Bereich nachhaltiger Investments wurde die C-Quadrat Investment Group zur ESG Group of the year 2019/Europe ausgezeichnet... "
    Es ist wirklich sehr bedenklich, wenn ausgerechnet ein Vermögensverwalter von KUNDENGELDERN dem CEO einer Gesellschaft einen solchen Ratschlag erteilt. Hier fehlt es ganz offensichtlich an der nötigen professionellen Distanz zwischen Asset (Wirecard) und Asset Manager (C Quadrat). Ein Asset Manager sollte sich nicht auf die Seite des "Assets" stellen, sondern sein Augenmerk ganz nüchtern auf den Schutz der Vermögenswerte seiner Kunden werfen. Und das heisst: sofortige Liquidation (oder spätestens nach der Wiederholung der Vorwürfe der Financial Times) sämtlicher Aktien und Finanzinstrumente, wenn gegen eine Gesellschaft ungeklärte Vorwürfe der genannten Art bestehen. Und das auch noch durch eine der renommiertesten Wirtschaftsblätter der Welt wie der FT ! Ob Herr Schütz ähnlich unprofessionell nahe Beziehungen zu anderen Vorständen börsennotierter Unternehmen pflegt (das stärkt das Ego aber schadet dem nüchternen Blick) vermag ich nicht zu beurteilen. Aber zu befürchten ist es schon ..

  • Hoffentlich ist dieser Herr Schütz in der Finanzwelt verbrannt; aber ich glaube es nicht; die machen einfach so weiter und finden wieder welche, auf darauf reinfallen. Letztendlich passt dass in das Bild, dass die Deutsche Bank abgibt.

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