Britische Großbank HSBC lässt die Coronakrise hinter sich – Gewinn steigt um 79 Prozent

Die Bank hat zuletzt angekündigt, sich stärker auf das Geschäft mit reichen Kunden in China fokussieren zu wollen.
London Die britische Großbank HSBC scheint die Pandemie überstanden zu haben. Das Geldhaus meldete am Dienstag für das erste Quartal einen Gewinnsprung um 79 Prozent auf 5,8 Milliarden Dollar vor Steuern. Das lag deutlich über den Erwartungen der Analysten.
Ein Grund: Die Coronakrise hat bisher deutlich weniger Kreditausfälle verursacht als ursprünglich erwartet. Die Bank konnte daher 400 Millionen Dollar der Risikovorsorge auflösen. Vor einem Jahr hatte sie noch drei Milliarden Dollar zurückgestellt. „Die wirtschaftlichen Aussichten haben sich verbessert“, betonte HSBC-Chef Noel Quinn.
Alle Regionen und Bereiche sind derzeit profitabel. Selbst der notorische Verlustbringer Europa erwirtschaftete fast eine Milliarde Dollar Vorsteuergewinn. Die Eigenkapitalrendite der Gruppe stieg auf 10,2 Prozent.
Wachsende Sorgen bereiten Quinn die Niedrigzinsen. Die Nettozinseinnahmen fielen im ersten Quartal von 7,6 Milliarden Dollar auf 6,5 Milliarden Dollar. Deshalb ging auch der Gesamtumsatz auf 13 Milliarden Dollar zurück – ein Minus von fünf Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dieser Gegenwind wird sich in den kommenden Quartalen noch verstärken.
Im Kreditgeschäft erwartet die Bank für 2021 ein Wachstum im mittleren einstelligen Bereich. Das hänge aber davon ab, wie schnell sich die Volkswirtschaften von den Corona-Lockdowns erholten, betonte das Institut. Leichtes Wachstum verzeichnete die Vermögensverwaltung, einer der Schwerpunkte der Bank. Das Handelsgeschäft der Investmentbanksparte hingegen stagnierte im Vergleich zum starken Vorjahresquartal.
HSBC-Mitarbeiterzahl sinkt auf 224.652
Trotz der guten Zahlen in Europa und den USA hält Quinn an der Restrukturierung der Bank fest. Er will hundert Milliarden Dollar an Kapital aus dem Westen in die Wachstumsmärkte in Asien verlagern.
Auch soll die riesige Bank schlanker werden: 35.000 der einst 235.000 Stellen sollen wegfallen, vor allem in den USA und Europa. Ende März lag die Mitarbeiterzahl nach Angaben der Bank bei 224.652. Von dem Stellenabbau ist auch der deutsche Ableger betroffen. In Frankreich steht das Filialgeschäft zum Verkauf, die Verhandlungen mit dem Finanzinvestor Cerberus dauern an. Auch das US-Filialgeschäft soll entweder verkauft oder geschlossen werden.
Kürzlich hatte Quinn in einer Rundmail an die Mitarbeiter die Asienstrategie bekräftigt und den Umzug von vier Vorständen aus der Zentrale in London nach Hongkong bekanntgegeben. Darunter sind die Chefs der Investmentbanksparte, des globalen Firmenkundengeschäfts, des Geschäfts mit vermögenden Privatkunden und der Vermögensverwaltung. Diese Bereiche erwirtschaften nahezu den gesamten Unternehmensgewinn.
Der Umzug der vier Vorstände unterstreicht, wo die HSBC die Zukunft sieht. Eine Aufspaltung der Bank in zwei Institute in Ost und West hat Quinn jedoch stets abgelehnt. Ihm schwebt eine Bank mit zwei Hubs in London und Hongkong vor.
HSBC-Vorstand verzichtet nach Corona auf eigene Büros
Der Asienschwenk führt dazu, dass sich die HSBC regelmäßig im Zentrum des Wirtschaftskonflikts zwischen den USA und China wiederfindet. Die Spannungen änderten jedoch nichts an seiner Strategie, betonte Quinn kürzlich in einem Interview mit der „Financial Times“. Man habe die Spannungen zwischen China und dem Westen 156 Jahre lang ausgehalten und werde dies auch weiter tun.
Neben der Asienwende wird auch die Coronakrise nachhaltige Spuren in der Bank hinterlassen. Quinn will die Bürofläche in London um 40 Prozent reduzieren und stärker auf das Homeoffice setzen. Auf jeden Schreibtisch sollen künftig zwei Mitarbeiter kommen.
Die Führungsetage geht mit gutem Beispiel voran: Die Vorstandsbüros werden abgeschafft, stattdessen wollen Quinn und seine Kollegen künftig an Hotdesks arbeiten, wenn sie im HSBC-Turm in der Canary Wharf sind. Er sei ohnehin selten in der Zentrale, sagte Quinn. Da brauche er auch keinen eigenen Schreibtisch.
Mehr: HSBC profitiert von starkem Asiengeschäft und zahlt wieder Dividende.
Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.