Bundesbank-Kreditumfrage Banken stellen sich auf Nachfrageeinbruch bei Baukrediten ein

Deutliche Veränderungen zeichnen sich bei der Baufinanzierung ab.
Frankfurt Eine aktuelle Umfrage der Bundesbank liefert erste Eindrücke, wie sich die Coronakrise auf die Kreditversorgung von Unternehmen und privaten Haushalten in Deutschland auswirkt. Danach stellen sich die Banken auf ein Ende des Booms in der Baufinanzierung ein.
Dafür dürfte sich der Run von Unternehmen auf Kredite im zweiten Quartal noch verschärfen. Angesichts der trüben Konjunkturaussichten hat die Mehrzahl der Banken allerdings ihre Kreditvergaberichtlinien verschärft.
Die Notenbank hatte die Umfrage in der Zeit vom 19. März bis zum 3. April durchgeführt, also genau in der Zeit, als die Coronakrise das öffentliche Leben in Deutschland dramatisch einschränkte. Der „Credit Lending Survey“ der Bundesbank ist eine vierteljährliche Umfrage, die frühzeitig Trends im Kreditgeschäft aufzeigt. An der am Dienstag veröffentlichten April-Umfrage nahmen 32 Banken teil.
Deutliche Veränderungen zeichnen sich bei der Baufinanzierung ab: Danach ist das Interesse an einer privaten Immobilienfinanzierung in den ersten drei Monaten des Jahres zwar noch deutlich gestiegen, doch damit ist nun wohl Schluss.
Für die kommenden drei Monate stellen sich die Kreditinstitute auf „einen kräftigen Nachfrageeinbruch bei den privaten Wohnungsbaukrediten“ ein. Für Banken ist das keine erfreuliche Nachricht, denn die private Baufinanzierung ist ein wichtiges Standbein des Privatkundengeschäfts der Institute.
Ganz anders sieht die Lage bei Unternehmenskrediten aus. Die Banken meldeten nicht nur für das erste Quartal einen sprunghaften Anstieg der Kreditnachfrage von Firmen, die Mittel zur Überbrückung von Liquiditätsengpässen benötigen.
Die Institute gehen auch davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzt. „Für das zweite Quartal zeichnet sich ein noch kräftigerer Nachfrageanstieg insbesondere von kleineren und mittleren Betrieben nach kurzfristigen Darlehen ab“, berichtet die Bundesbank.
Mehr Sicherheiten, höhere Margen
Angesichts der schlechten Konjunkturaussichten haben die Banken allerdings ihre Kreditvergabepolitik spürbar verschärft. Das war bei Unternehmenskrediten ebenso zu beobachten wie bei Konsumenten- und Wohnungsbaukrediten.
Die Institute wollen ihre Kreditrichtlinien außerdem auch in den nächsten drei Monaten weiter verschärfen. Die Banken haben unter anderem die Margen im Kreditgeschäft erhöht und bei Firmenkrediten häufiger Schutzklauseln vereinbart oder mehr Sicherheiten verlangt.
Der Nettoanteil der Banken, die etwa eine Verschärfung der Kreditvergabestandards bei Unternehmen meldeten, beträgt 13 Prozent. Das bedeutet, dass der Anteil der Banken, die ihre Standards verschärften, den Anteil der Institute, die sie lockerten, um 13 Prozent übertrifft.
Eine so deutliche Bewegung in Richtung strengere Standards hatte es im Rahmen der Umfrage in den vergangenen zehn Jahren nicht gegeben. Bei Konsumentenkrediten lag der Nettoanteil bei zehn Prozent, bei Baufinanzierungen waren es erst drei Prozent.
Vor allem bei großen Unternehmen haben Banken ihre Standards verschärft und höhere Margen verlangt. „In der Vergangenheit haben Banken Darlehen an Großkonzerne quasi umsonst vergeben, um andere, lukrativere Geschäfte, etwa im Zahlungsverkehr oder im Devisenbereich, zu bekommen. Die Zeiten von subventionierten Krediten für Großkonzerne scheinen vorbei“, sagte der Chef des Unternehmensbereichs der Deutschen Bank, Stefan Hoops, dem Handelsblatt vor Kurzem.
Die größere Vorsicht im Kreditgeschäft ist laut Umfrage vor allem den Konjunkturaussichten geschuldet, die sich aus Sicht der Geldhäuser wegen der Corona-Pandemie verschlechtert haben. Das Kreditrisiko für die Banken ist nun höher, da Kunden im Falle von Insolvenzen oder mehr Arbeitslosigkeit häufiger als bislang Probleme mit der Rückzahlung von Darlehen bekommen könnten.
Seit mittlerweile drei Quartalen signalisieren die Banken in der Bundesbank-Umfrage, dass der Anteil der Kreditanträge von Unternehmen, die vollständig abgelehnt werden, steigt.
Der Nettoanteil der Banken, die einen Anstieg bei den Kreditablehnungen meldeten, liegt bei 13 Prozent. Das bedeutet, dass 13 Prozent mehr Banken einen Anstieg meldeten als Institute, die über einen Rückgang berichteten. Dieser Wert ist in den vergangenen drei Quartalen konstant geblieben. Es gibt also noch keinen Corona-Effekt bei der Ablehnung der Anträge.
Unklar ist, ob und in welchem Umfang die KfW-Kredite dabei eine Rolle spielten, bei denen der Staat einen großen Teil des Ausfallrisikos der Darlehen übernimmt.
Auch die KfW-Ifo-Kredithürde, die vierteljährlich den Kreditzugang von Mittelstand und Großunternehmen in Deutschland untersucht, deutet derzeit noch nicht auf eine Kreditklemme hin. Die KfW beurteilt die Finanzierungsbedingungen zumindest zum Jahresbeginn noch als „sehr gut“.
Im ersten Quartal hätten nur 17,2 Prozent der kleinen und mittleren Unternehmen über ein restriktives Verhalten der Banken geklagt. Das habe einem Anstieg von 0,5 Prozentpunkten im Vergleich zum Vorquartal entsprochen.
Bei Großkonzernen hätten nur 10,2 Prozent über Hindernisse beim Kreditzugang geklagt. Dieser Wert entsprach allerdings einer Verdopplung innerhalb von zwölf Monaten.
Mehr: Die Coronakrise verändert die Lage auf dem Wohnungsmarkt dramatisch.
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