Bundesbeteiligung Commerzbank-Chef: Ausstieg des Staates wäre perspektivisch gut

Der Commerzbank-Chef konzentriert sich auf den Konzernumbau inklusive des Abbaus Tausender Stellen.
Frankfurt Vorstandchef Manfred Knof arbeitet seit Jahresanfang fast rund um die Uhr am Umbau der Commerzbank. Doch wie die Zukunft von Deutschlands zweitgrößter Privatbank aussieht, hängt auch maßgeblich von einer Frage ab, die er nicht beeinflussen kann: Verkauft die Bundesregierung ihren Anteil von 15,6 Prozent an der Commerzbank – und wenn ja, an wen?
Da sich die FDP mehrfach für einen Ausstieg des Staates ausgesprochen, gehen viele davon aus, dass die Liberalen das Thema nach Zustandekommen einer Ampel-Koalition im Bund zeitnah auf die Agenda setzen werden.
Knof hat über das Thema nach eigenen Angaben noch nicht mit den Ampelkoalitionären gesprochen. Aber der Vorstandschef machte auf dem Wirtschaftsgipfel der „Süddeutschen Zeitung“ am Mittwoch deutlich, dass er zumindest mittelfristig für einen Staatsausstieg ist: „Als private Bank glauben wir, dass es natürlich besser ist, wenn wir später auch unabhängig sind und wenn auch irgendwann mal der Staat sicherlich wieder rausgeht.“
Der Bund ist seit der Rettung der Commerzbank in der Finanzkrise 2008/09 beteiligt. Das Frankfurter Institut ist damit nach Ansicht von Knof „sehr gut gefahren“. Er habe die komplette Rückendeckung des Aufsichtsrats und der Bundesregierung für die Transformation der Bank, bei der bis 2024 weltweit 10.000 Stellen gestrichen werden.
Innerhalb des Instituts hoffen viele, dass der Bund zumindest bis zum Abschluss des Umbaus als Ankeraktionär an Bord bleibt. Knof selbst hält sich dazu bedeckt. „Wir sind hier nicht bei ‚Wünsch Dir was‘“, sagte der Vorstandschef. Er habe angesichts des Umbaus der Bank keine Zeit, sich lange mit solchen Fragen zu beschäftigen. „Ich habe hier meine Arbeit zu machen. Darauf konzentrieren wir uns.“
Keine Angst vor Änderungen im Aktionärskreis
Grundsätzlich hat Knopf aber auch vor Veränderungen im Aktionärskreis keine Angst. „Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, dann werden wir uns darauf einstellen und auch mit neuen Situationen zurechtkommen.“
Interesse an einer Übernahme des Staatsanteils hat nach Handelsblatt-Informationen unter anderem der Finanzinvestor Cerberus, der bereits mit fünf Prozent an dem Institut beteiligt ist. Viele Beschäftigte sähen eine solche Lösung kritisch. Knof erklärte dagegen, die Vertreter von Cerberus machten ihm das Leben nicht schwer und stünden hinter seinem Umbauplan. „Auch die haben gesagt, dass es jetzt darauf ankommt, dass wir diesen Plan und die Strategie umsetzen.“ Das sei der Commerzbank in der Vergangenheit nicht immer gelungen.
Debatte über Drei-Säulen-Modell
Knof steht seit Jahresanfang an der Spitze der Commerzbank. Zuvor arbeitete er anderthalb Jahre für die Deutsche Bank und mehr als 20 Jahre für den Versicherer Allianz. In dieser Zeit hat er sich einen Ruf als harter Sanierer erworben, der beim Umbau von Geschäftsbereichen großen Erfolg hat, aber wenig menschliche Wärme versprüht.
Auch bei der Commerzbank wird Knof von einigen Beschäftigten kritisch beäugt. „Wenn man 10.000 Mitarbeiter abbaut, kann man nicht erwarten, dass einem die Herzen zufliegen“, sagt er selbst. „Sie können sicher sein, dass mir so etwas nicht leichtfällt. Das geht mir auch nahe.“ Harte Einschnitte seien aber alternativlos, um die Commerzbank stabiler und profitabler zu machen – und damit die Voraussetzungen für eine eigenständige Zukunft des Geldhauses zu schaffen.
Im September hatte Knof für Aufregung im Finanzsektor gesorgt, als er das Drei-Säulen-Modell aus privaten, öffentlich-rechtlichen und genossenschaftlichen Banken in Deutschland infrage stellte. „Es wäre besser für die Profitabilität des deutschen Bankensystems, wenn wir dieses Modell hinter uns lassen“, sagte Knof bei einer Finanzkonferenz von Bank of America. Zudem kündigte er an, mit der neuen Bundesregierung über „fundamentale strukturelle Themen“ wie das Drei-Säulen-Modell diskutieren zu wollen.
Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken haben Knofs Vorstoß mit deutlichen Worten zurückgewiesen. Auch andere private Geldhäuser fanden die Äußerungen unglücklich, da sie keine neuen Grabenkämpfe zwischen den Sektoren wollen. Aus ihrer Sicht ist es wichtig, dass die deutsche Kreditwirtschaft in den Diskussionen mit der Politik an einem Strang zieht – etwa bei der Umsetzung neuer Kapitalregeln oder bei der Einführung eines einheitlichen europäischen Zahlungssystems.
Vor diesem Hintergrund überrascht es nicht, dass Knof seine Kritik am Drei-Säulen-Modell nicht wiederholte, als er am Mittwoch auf das Thema angesprochen wurde. Vielmehr machte er deutlich, dass die Commerzbank mit dem Status quo leben muss. „Ich glaube, so lange ich lebe, wird sich an dieser Struktur hier in Deutschland nichts ändern.“
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