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Chefkontrolleur gegen Verkaufspläne „Ich war nie ein Freund davon, die Deutsche Hypo zu verkaufen“

Seit Monaten wird darüber diskutiert, die Immobilientochter der NordLB zu verkaufen. Für Niedersachsens Finanzminister und Aufsichtsratschef Reinhold Hilbers wäre das nur unter einer Bedingung vorstellbar.
08.01.2018 - 16:39 Uhr Kommentieren
Die NordLB, zu der das Unternehmen gehört, braucht dringend mehr Eigenkapital. Quelle: Deutsche Hypo
Deutsche-Hypo-Sitz in Hannover

Die NordLB, zu der das Unternehmen gehört, braucht dringend mehr Eigenkapital.

(Foto: Deutsche Hypo)

Frankfurt Kaum ein anderes Bundesland hält so bedeutsame Beteiligungen an Unternehmen wie Niedersachsen. Die Norddeutschen sind nicht nur am Autobauer Volkswagen und am Stahlkonzern Salzgitter beteiligt, sondern halten mit gut 59 Prozent sogar die Mehrheit an der Norddeutschen Landesbank (NordLB). „SPD und CDU stehen zu den strategischen Beteiligungen des Landes“, heißt es ausdrücklich im Koalitionsvertrag der neuen Regierung.

Weil die NordLB besonders stark unter der andauernden Schiffskrise zu leiden hat und nicht gerade üppig mit Eigenkapital ausgestattet ist, erwägt das Institut seit längerem den Verkauf der erfolgreichen Immobilientochter Deutsche Hypo. Dagegen regt sich mittlerweile von immer prominenterer Stelle Protest. „Ich persönlich war nie ein Freund davon, die Deutsche Hypo zu verkaufen“, sagte der NordLB-Aufsichtsratsvorsitzende und CDU-Finanzminister Reinhold Hilbers in einem Gespräch mit dem Handelsblatt. Die Deutsche Hypo sei ein wichtiger Baustein der Konzern-Geschäftsstrategie. Auch die Finanzaufsicht sieht nach Informationen aus Finanzkreisen einen möglichen Verkauf der Immo-Tochter kritisch. Eine finale Entscheidung über den Verkauf soll noch nicht gefallen sein.

Der CDU-Finanzminister und NordLB-Aufsichtsratschef sieht die Beteiligung an der Bank als strategisches Investment. Quelle: picture alliance / Peter Steffen
Reinhold Hilbers

Der CDU-Finanzminister und NordLB-Aufsichtsratschef sieht die Beteiligung an der Bank als strategisches Investment.

(Foto: picture alliance / Peter Steffen)

Die Deutsche Hypo ist einer der großen deutschen Akteure in der gewerblichen Immobilienfinanzierung. Das Institut kommt auf eine Bilanzsumme von 24 Milliarden Euro, erzielte im ersten Halbjahr ein Vorsteuerergebnis von 32 Millionen Euro und beschäftigt rund 400 Mitarbeiter.

Vorstand in der Pflicht

Die ohnehin knappe Eigenkapitaldecke der NordLB wurde angegriffen, als sie auch wegen der vollständigen Übernahme der Bremer Landesbank im Jahr 2016 einen Verlust von fast zwei Milliarden Euro ausweisen musste. Zwar erwartet die Bank 2017 einen Gewinn, doch der Vorstand unter Thomas Bürkle lotet alle Möglichkeiten aus, die Kernkapitalquote auch auf andere Weise, wie etwa durch den Verkauf der Deutschen Hypo, zu stärken. Auch wenn es schon zahlreiche Kaufinteressenten gibt, hatte der Vorstand stets betont, den Verkauf „ergebnisoffen“ zu prüfen.

Die Logik, die hinter einem Verkauf stehe, sei klar, so Hilbers. Die Bank würde auf zweierlei Weise profitieren. Zum einen durch den Kaufpreis, zum anderen könnte durch den Verkauf Eigenkapital freigesetzt werden, das derzeit für die Unterlegung von Krediten gebunden sei. Der Verkauf sei nur vorstellbar, „wenn es zu einer nachhaltigen Entlastung der Bank kommt“, so Hilbers. Das werde derzeit noch geprüft.

Andererseits ist die Deutsche Hypo für ihn ein verlässlicher Ertragsbringer der NordLB und auch wichtig beim Ausbalancieren von Geschäftsrisiken des Konzerns. Für Hilbers ist der Verkauf der Immo-Tochter daher nicht alternativlos. „Ich gehe davon aus, dass die NordLB in den kommenden Jahren Gewinne erzielen wird und wir diese auch zur Steigerung des Eigenkapitals im Unternehmen belassen“, so der Finanzminister. Schließlich gehe es bei der NordLB-Beteiligung primär um ein strategisches Investment, nicht um eine Finanzanlage. Die Gewinnthesaurierung müsse einhergehen mit einem Abbau von Risikoaktiva. „Die Bank muss im Bereich der risikogewichteten Aktiva, die mit Eigenkapital unterlegt sind, schrumpfen“, so Hilbers. Der Weg, auf diese behutsame Art die Kapitalquoten zu stärken, sei natürlich ambitioniert, aber möglich.

Fortschritte erwartet der Aufsichtsratschef auch bei der Effizienz. Im Zuge der Integration der Bremer Landesbank hatte der NordLB-Vorstand das Programm „One Bank“ initiiert, um Überlappungen abzubauen und die Bank zu verschlanken. Bis Ende 2020 will die Bank auch durch den Abbau von 1.250 Stellen Kosten von 200 Millionen Euro einsparen. „Ich sehe den Vorstand hier in der Pflicht“, so Hilbers.

Die Bank dürfte Ende 2017 eine Kernkapitalquote von gut zwölf Prozent erreicht haben. Vorstandschef Thomas Bürkle meinte im Dezember, dass für das Geschäftsmodell der NordLB 13 Prozent nötig seien. Doch auch dann würde die NordLB zu den am schwächsten kapitalisierten Landesbanken zählen. So kommt die HSH Nordbank auf eine harte Kernkapitalquote von 16,3 Prozent, die Landesbank Baden-Württemberg auf 15,9 Prozent, die Landesbank Hessen-Thüringen auf 15,1 Prozent und die BayernLB auf 13,9 Prozent.

Negativer Ausblick

Die Ratingagentur Moody’s hat für die NordLB das langfristige Emittentenrating auf Baa3 gesenkt, auch der Ausblick bleibt negativ. Damit steht die Bank eine Stufe vor dem Ramschstatus, der die Refinanzierung erschweren würde. Maßgeblich begründete Moody’s diese Entscheidung mit der Schwäche der Kreditqualität im Schiffsportfolio und der Anfälligkeit der Kapitalquoten für Risiken aus dem Schiffsportfolio. Dagegen wurde die Funding- und Liquiditätsposition als solide eingestuft. „Die Bank ist stabil, liquide und kann sich am Markt finanzieren“, urteilt Hilbers. Aber ein besseres Rating wäre zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit gut.

Positiv bewertet der Politiker, dass das Management deutlich schneller beim Abbau der Schiffskredite vorangekommen sei als geplant. Ursprünglich sollte das Schiffskreditportfolio bis 2018 auf zwölf bis 14 Milliarden Euro reduziert werden. Aktuell liegt das Volumen bei 13,3 Milliarden Euro und soll mittelfristig auf zehn Milliarden Euro abgeschmolzen werden. Dabei sollen sich die Kredite, die ausfallgefährdet sind, von 9,1 Milliarden Euro auf rund fünf Milliarden Euro fast halbieren.

Sollte es doch größere Probleme geben und die Schiffskredite erneut unter Druck kommen und höhere Kapitalanforderungen drohen, hatte Vorstandschef Bürkle eine Kapitalerhöhung durch die Träger nicht ausgeschlossen. Auch Finanzminister Hilbers ist Realist genug, um etwaige Hilfen nicht auszuschließen. Allerdings seien Kapitalerhöhungen durch die Träger beihilferechtlich nicht trivial. In der Vergangenheit hatte die EU-Wettbewerbskommission Kapitalstärkungen dieser Art stets mit harten Auflagen verbunden. Für Hilbers zählt noch ein anderes Argument: „Wir wollen vermeiden, Steuergeld in die Bank zu geben.“

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