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Chinas Banken Die verschleierte Gefahr

Chinas staatliche Geldhäuser verstecken immer mehr faule Kredite in ihren Büchern. Ein Insider berichtet, welche Tricks die Institute dabei anwenden und warum die Gefahr weiter steigen wird.
05.01.2016 - 07:06 Uhr
Der Staat rettete den Stahlhändler vor der Pleite. Quelle: Reuters
Arbeiterin bei Sinosteel

Der Staat rettete den Stahlhändler vor der Pleite.

(Foto: Reuters)

Peking Sinosteel ist ein Koloss. Der Staatskonzern gehört zu den ersten Firmen, die dem Ausruf „Zou Chuqu!“ (Schwärmt aus!) des damaligen chinesischen Parteichefs Jiang Zemin Ende der 1990er-Jahre folgten. Mittlerweile zählt die Firma zu den mächtigsten Unternehmen der Volksrepublik und beschäftigt rund 40 000 Menschen. Aber die glorreichen Zeiten sind vorbei. Sinosteel war gleich mehrfach einer Pleite nahe. Erst im Oktober räumte die Firma ein, zwei Milliarden Yuan (284 Millionen Euro) an fälligen Anleihen nicht zurückzahlen zu können. Die Regierung verschaffte dem Konzern jedoch mehrfach Schonfristen. Gelöst sind die Probleme jedoch noch lange nicht.

Die Dauerkrise des Staatsriesen ist ein Symbol für die Schwächen der chinesischen Wirtschaft, und die werden auch für die Banken zum Problem. „Die Überproduktion in vielen Branchen und das langsamere Wachstum der Konjunktur schlagen auf den Finanzsektor durch“, sagt Kuang Xianming, Leiter des Wirtschaftsinstituts an der Chinesischen Akademie für Reform und Entwicklung.

Die Krise nimmt immer größere Ausmaße an. Der Anteil der Kredite, bei denen die Rückzahlung ungewiss ist, machte bei Chinas Geldhäusern Ende September 1,59 Prozent aus. Das ist der höchste Stand seit der Finanzkrise 2009.

Chinas Bankenriesen stecken in der Krise. Quelle: AFP
Geschäftsviertel in Peking

Chinas Bankenriesen stecken in der Krise.

(Foto: AFP)

In Wahrheit müsste dieser Anteil jedoch noch sehr viel höher liegen, erzählt ein Insider. „Finanzinstitute klassifizieren ihre Problemkredite einfach um und können dafür Lockerungen in den Bankenrichtlinien ausnutzen“, sagt der Banker, der anonym bleiben möchte. Als „special-mention loans“ würden Kredite geführt, deren Rückzahlung ungewiss sei, und so der Anteil der faulen Krediten in den Büchern gedrückt. Das renommierte Wirtschaftsmagazin „Caixin“ bezifferte allein den Anteil von „special-mention loans“ im Immobiliensektor mit 208 Milliarden Yuan. Zum Vergleich: Der Anteil der offiziell ausgewiesenen faulen Kredite lag Ende September bei 63 Milliarden Yuan.

Volumen an faulen Kredite wird weiter steigen

Aber die Banken arbeiten mit weiteren Tricks, um ihre Bücher zu schönen, verrät der Insider. „Alte, faule Kredite werden einfach durch neue abgelöst“, erzählt er. Obwohl den Geldhäusern klar sei, dass die Staatsfirmen in Schieflage geraten seien, unterstützten sie sie weiter mit frischem Geld. Alte Schulden würden mit neuen Schulden bezahlt. „Das ist ein Teufelskreis“, klagt der Banker.

Das Problem sei der Regierung bewusst, betont Mei Xinyu vom Forschungsinstitut des Handelsministeriums. „Faule Kredite sind ein Problem, und sie werden weiter steigen“, räumt der Forscher ein. Es sei eine notwendige Folge des langsameren Wirtschaftswachstums der Volksrepublik. „Faule Kredite sind aber nicht nur eine Herausforderung für China, sondern ein globales Problem. Und die Volksrepublik hat sicherlich mehr Möglichkeiten als andere, um die Risiken einzudämmen“, ist Mei überzeugt.

Der Experte hofft sogar, dass „das Verwalten von Problemkrediten eine sehr attraktive Industrie werden könnte“. In Pilotprojekten experimentiert die Zentralregierung bereits mit sogenannten Bad Banks, die Problemkredite von Banken übernehmen könnten.

Dabei wirkt Chinas spezielles Wirtschaftssystem stabilisierend und schwächend zugleich. Denn das Finanzsystem der Volksrepublik baut zu einem großen Teil auf Krediten von Staatsbanken an Staatsfirmen auf. Die Geschäfte der Unternehmen werden oft nicht genau geprüft, weil im Zweifelsfall ohnehin der Staat einspringen würde. Das führt jedoch dazu, dass sich der Bankrott von Staatsfirmen besonders leicht verschleppen lässt.

Seit Jahrzehnten wird in China um den richtigen Umgang mit unrentablen Staatsfirmen gerungen. Die Reformer fordern mehr Marktwirtschaft bei der Vergabe von Krediten. Konservative warnen hingegen, das könne die staatlichen Kontrollmöglichkeiten schwächen. „Wir dürfen kein Scheitern am Kreditmarkt zulassen“, sagte Lian Weiliang von der mächtigen Entwicklungs- und Reformkommission kürzlich dem Wirtschaftsmedium „Caijin“. Sonst drohten katastrophale Auswirkungen für Chinas Staatsbetriebe und das gesamte Finanzsystem.

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