Chris Vogelzang Chef der Danske Bank tritt wegen Geldwäsche-Ermittlungen zurück

Vogelzang sollte eigentlich die Aufräumarbeiten der Bank vorantreiben.
Frankfurt Die Nachricht entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Der Chef der größten dänischen Bank, Chris Vogelzang, muss wegen Geldwäsche-Ermittlungen nach nur zwei Jahren im Amt zurücktreten.
Allerdings geht es nicht um den Skandal, in den die Danske Bank selbst verwickelt ist, sondern um eine Geldwäscheaffäre bei Vogelzangs früherem Arbeitgeber, der niederländischen Großbank ABN Amro. Wie die Danske Bank am Montag mitteilte, haben die niederländischen Behörden Vogelzang als einen der Verdächtigen im Zusammenhang mit der Verletzung von Geldwäscheregelungen bei ABN benannt.
Seinen Posten wird mit sofortiger Wirkung Carsten Egeriis übernehmen, der bisherige Chief Risk Officer. Vogelzang stand weniger als zwei Jahre an der Spitze des Geldhauses, bei dem der ehemalige Commerzbank-Finanzvorstand Stephan Engels das Finanzressort leitet. Für ABN Amro hatte er von 2000 bis 2017 gearbeitet, unter anderem als Chef des Retailbankings und des Private Bankings, seit 2009 saß er im Vorstand.
Eigentlich hatte Danske Vogelzang 2019 engagiert, um die Aufräumarbeiten nach einem der größten europäischen Geldwäscheskandale voranzutreiben. 2018 musste das dänische Geldhaus einräumen, dass 200 Milliarden Euro, die über eine estnische Tochter geflossen sind, unter Geldwäscheverdacht stehen. Die Affäre kostete eine Reihe von Danske-Managern den Job, darunter auch den damaligen Vorstandschef Thomas Borgen.
Das Geldhaus ersetzte Borgen zunächst mit Jesper Nielsen, der allerdings wegen eines Investmentskandals seinen Posten wieder verlor. Danske musste damals 87.000 Kunden entschädigen, weil die Bank ihnen überteuerte Investmentprodukte verkauft hatte.
UBS-Analysten erwarten keinen Strategieschwenk
Vogelzang zeigte sich in einer ersten Reaktion „sehr überrascht“ von der Entscheidung der niederländischen Behörden. Er habe seine Managementtätigkeit mit „Integrität und Hingabe“ verfolgt. „Mein Status als Verdächtiger impliziert nicht, dass ich angeklagt werde“, betonte der Banker.
Danske-Chairman Karsten Dybvad bedauerte den Rücktritt von Vogelzang: „Er hat entscheidend zur anhaltenden Transformation und den dabei bereits erzielten Fortschritten beigetragen“, heißt es in einem offiziellen Statement. Das Board der Bank sei zuversichtlich, dass der bisherige Risikochef Egeriis der Richtige sei, um den Umbau weiter voranzutreiben. Egeriis sitzt bereits seit vier Jahren im Vorstand von Danske und war unter anderem maßgeblich für das Risikomanagement während der Coronakrise verantwortlich.
Die Analysten von UBS erwarten nach dem überraschenden Führungswechsel keine Änderungen der Strategie von Danske. Die Bank werde sich weiter auf ihr Sparprogramm und die Beilegung des Geldwäscheskandals konzentrieren, hießt es in einer aktuellen Kurzstudie.
ABN muss 480 Millionen Euro bezahlen
Wegen der Geldwäscheverstöße, die Vogelzang zum Rücktritt zwangen, muss sein Ex-Arbeitgeber ABN Amro nach einer Einigung mit der Staatsanwaltschaft 480 Millionen Euro bezahlen. Der Vergleich werde zu einem „moderaten“ Verlust im ersten Quartal führen, teilte die Bank am Montag mit.
Die Staatsanwaltschaft hatte ABN im September 2019 schwere Versäumnisse bei der Geldwäschebekämpfung vorgeworfen. Konten, über die verdächtige Zahlungen fließen, würden nicht erkannt, die Beziehungen zu verdächtigen Kunden nicht beendet und dubiose Transaktionen nicht den zuständigen Behörden gemeldet. Im Visier der Ermittler stehen nach Angaben der Behörden nun drei Ex-Vorstände von ABN – wer neben Vogelzang von den Ermittlungen noch betroffen ist, wurde zunächst nicht bekannt.
ABN gehört zu 56 Prozent noch immer dem niederländischen Staat. Die Staatsanwaltschaft schreibt, dass ABN als systemisches Geldhaus und als Staatsbank besondere Verantwortung trage und mitverantwortlich sei für die Vertrauenswürdigkeit des Finanzsystems.
Die Analysten von Barclays gehen davon aus, dass der Markt die Einigung von ABN mit der Staatsanwaltschaft positiv aufnimmt, weil durch den Vergleich ein latenter Unsicherheitsfaktor beseitigt werde. Die Aktie von ABN gewann am Montagvormittag 1,9 Prozent. Die Papiere von Danske lagen dagegen leicht im Minus.
Auch UBS-Chef Hamers steht im Fokus der Justiz
Die niederländische Justiz geht seit einigen Jahren verstärkt gegen Geldwäsche bei den heimischen Banken vor – und Vogelzang ist nicht der einzige Topbanker, der von seiner Vergangenheit eingeholt wird. Im bislang größten Fall musste die Großbank ING 775 Millionen Euro bezahlen, weil Konten des Geldhauses aufgrund zu laxer Kontrollen für Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung genutzt wurden. Der Skandal hat für den damaligen Chef der ING, Ralph Hamers, womöglich noch ein Nachspiel.
Derzeit prüft die Staatsanwaltschaft, ob sie gegen Hamers, der inzwischen als Vorstandschef zur Schweizer Großbank UBS gewechselt ist, wegen Versäumnissen bei der Geldwäsche-Prävention Anklage erheben soll. Ende vergangenen Jahres hatte ein niederländisches Berufungsgericht die Behörde dazu verpflichtet, die eigentlich bereits abgeschlossenen Ermittlungen wieder aufzunehmen.
Ob es zu einer Anklage gegen Hamers kommt, entscheidet sich frühestens in mehreren Monaten. Doch der drohende juristische Ärger in der Heimat nur wenige Monate nach dem Wechsel zur UBS überschattete den Start von Hamers in der Schweiz.
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