Coronakrise Berliner Sparkasse ergänzt für Firmenkunden das Hilfsprogramm des Bundes

Die Berliner Sparkasse rechnet mit zahlreichen Kontoeröffnungen für ukrainische Flüchtlinge. „Wir bereiten uns auf einen größeren Andrang vor und planen einen eigenen Standort für diesen Personenkreis.“
Berlin Die Berliner Sparkasse hat ihren Firmenkunden in der Coronakrise für ein halbes Jahr Tilgungsaussetzungen angeboten. Das betrifft Unternehmen, Selbständigen sowie Frei- und Heilberufler, wie der Vorstandsvorsitzende der Berliner Sparkasse, Johannes Evers, am Dienstag auf der Bilanzpressekonferenz bekanntgab. „Bislang liegen 2000 Anfragen vor“, sagte Evers.
Mit der Maßnahme ergänzt das Institut die von Bund und Land aufgelegten Programme für Liquiditäts- und Kredithilfen. Würden alle Unternehmen von diesem Angebot Gebrauch machen, würden sich die Hilfen für die nach der Haspa zweitgrößte Sparkasse auf einen niedrigen dreistelligen Millionenbetrag belaufen, sagte Evers.
Lebhaft sei auch das Interesse an den KfW-Krediten, die von der Staatsbank größtenteils verbürgt werden. Es lägen derzeit 1200 Anträge über ein Volumen von 400 Millionen Euro vor.
Während die Firmenkunden in Berlin großes Interesse an den staatlichen und sparkassenspezifischen Hilfen bekunden, halten sich die privaten Kunden zurück. So hat die Bundesregierung für Privatkunden die Möglichkeit geschaffen, zunächst für einen Zeitraum von drei Monaten Zins- und Tilgungsleistungen für Verbraucherdarlehen auszusetzen – also für Ratenkredite und Immobiliendarlehen.
„Wir stellen uns mit zusätzlicher Liquidität darauf ein, haben aber bislang nur einzelne Nachfragen bekommen“, lautet das vorläufige Fazit von Evers. Obwohl die Wohnungsnot in Berlin nach wir vor groß sei, nehme in Zeiten der Coronakrise die Nachfrage nach Baudarlehen bereits ab.
Als Marktführer in der Hauptstadt sieht sich die Berliner Sparkasse besonders in der Pflicht, die kritische Infrastruktur aufrechtzuerhalten. Das bedeute nicht nur Erreichbarkeit für die Kunden. „Wir stellen sicher, dass die Geldautomaten immer gefüllt bleiben“, versichert Evers. Im Vergleich zu früheren Zeiten sei eine leicht erhöhte Nachfrage nach Bargeld festzustellen.
Für alle Eventualitäten gerüstet
Der Vorstandschef machte keinen Hehl daraus, dass auch die Berliner Sparkasse in der Coronakrise Neuland betrete. „Wir sind seit vier Wochen im Krisenmodus und ich bin stolz darauf, wie gut alles klappt. Auch wenn viele Mitarbeiter derzeit bis zum Anschlag arbeiten“, beschrieb Evers die Lage.
Die Aufgabe des Instituts sieht er darin, Unternehmen so weit zu stabilisieren, dass sie nach der Krise auch noch funktionsfähig seien. Aber niemand könne derzeit sagen, wann es wieder aufwärts gehe. Nach Einschätzung der Berliner Industrie- und Handelskammer ist die Wirtschaft der Hauptstadt im bundesweiten Vergleich flächendeckend stärker von der Coronakrise betroffen.
Evers rechnet deshalb mit vermehrten Kreditausfällen. Das genaue Ausmaß könne aber zum jetzigen Zeitpunkt niemand seriös beziffern. „Die Berliner Sparkasse fährt auf Sicht mit hoher Aufmerksamkeit“, sagt Evers.
Mit einer harten Kernkapitalquote von 17,5 Prozent sieht der Vorstandschef die Sparkasse allerdings für alle Eventualitäten gut gerüstet. Im vergangenen Jahr erzielte das Institut ein Betriebsergebnis vor Risikovorsorge von 152 Millionen Euro. Im Vorjahr waren es 186 Millionen gewesen.
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