Credit Suisse Buchgewinne hübschen schwache Bilanz auf

Die Buchgewinne täuschen über ein durchwachsenes Quartal für die Credit Suisse hinweg.
Zürich Schwache Kapitalmärkte und der starke Franken dürften bei der Schweizer Großbank Credit Suisse tiefe Bremsspuren hinterlassen haben. Wie zuletzt bei amerikanischen Banken sei auch bei Credit Suisse ein schwaches Ergebnis zu erwarten, prognostiziert Vontobel-Analystin Teresa Nielsen. Auf den ersten Blick wird dies am Dienstag im Abschluss für das dritte Quartal freilich nicht zu erkennen sein. Ein Buchgewinn, der sich aus einer Wertminderung bei den eigenen Verbindlichkeiten ergibt, sollte der zweitgrößten Schweizer Bank laut den Analystenprognosen eine Gewinnsteigerung um 80 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1,1 Milliarden Franken bescheren.
Der Gewinn nach Sonderfaktoren dürfte mit 258 Millionen Franken allerdings nur noch gut ein Viertel des vergleichbaren Vorjahresgewinns erreichen. Die Investment Bank dürfte knapp in die roten Zahlen gerutscht sein. Deutsche Bank hatte in dieser Sparte gerade noch einen Minigewinn geschafft.
Wie schon beim Lokalrivalen UBS und einer Reihe von amerikanischen Banken hübscht auch bei Credit Suisse die sogenannte Fair-Value-Bewertung die Bilanz auf. Weil die Finanzmärkte schlecht liefen und Eurozone-Banken wegen der Schuldenkrise in Schwierigkeiten steckten, nahm der Börsenwert von Bankenanleihen im Sommer deutlich ab. Die Summe, um die Banken ihre Anleihen und Derivate theoretisch billiger zurückkaufen könnten, wird als Buchgewinn in die Gewinn- und Verlust-Rechnung übertragen. Bei UBS waren das 1,77 Milliarden Franken, bei Credit Suisse rechnen Analysten mit gut 1,3 Milliarden Franken. Der Mechanismus wirkt aber auch in die andere Richtung: Vor einem Jahr minderten die Anpassungen den Gewinn von Credit Suisse um knapp 600 Millionen Franken.
Auch die Aktionäre sollten sich von dem höheren Gewinn nicht täuschen lassen. Nach Ansicht von Helvea-Analyst Peter Thorne könnte Credit Suisse bereits jetzt eine Kürzung der Dividende signalisieren, um mehr Mittel für den Aufbau von zusätzlichem Eigenkapital zu Verfügung zu haben. Analysten erwarten, dass die Ausschüttung für das laufende Jahr auf 0,75 Franken von zuletzt 1,30 Franken pro Aktie gekürzt wird.
Die Euro-Schuldenkrise, die den Handel mit Aktien und Anleihen fast zum Erliegen brachte, dürfte ihre Spuren nicht nur im Investmentbanking hinterlassen haben. Die ob der Krise verschreckten reichen Kunden dürften weniger Geld zur Bank getragen haben und der Gewinn in der Vermögensverwaltung dürfte zurückgegangen sein. Der Netto-Neugeldzufluss im Private Banking dürfte um etwa ein Viertel auf rund zehn Milliarden Franken abgenommen haben.
Dass Analysten von einem schwachen Quartalsergebnis ausgehen, hat auch mit einer Reihe von Sonderkosten zu tun. Im September kaufte sich die Bank mit 150 Millionen Euro (umgerechnet 180 Millionen Franken) aus einem Steuerverfahren der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft heraus. Ein im Sommer aufgelegtes Programm, mit dem die Kosten um zwei Milliarden Franken gesenkt werden sollen und das rund 2000 Arbeitsplätze kostet, dürfte im Berichtsquartal mit Restrukturierungskosten von etwa 300 Millionen Franken zu Buche geschlagen haben. Die britische Bankenabgabe könnte die Quartalsrechnung mit etwa 60 Millionen Franken belasten.
Auch wenn die jüngsten Brüsseler Krisen-Beschlüsse der Credit Suisse-Aktie am Donnerstag zu einem Kurssprung von elf Prozent verhalfen, haben sich die Aussichten für die Banken noch nicht nennenswert verbessert. Am Freitag sank der Titel, der seit Jahresbeginn Prozent verloren hat, wieder um mehr als ein Prozent auf 27 Franken.
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Willkommen in der wunderbaren Welt der Volatilität der Finanzschulden. Im Grunde eine schöne Erfindung, gleicht sie doch die periodischen Schwankungen des Geschäftes wenigstens ein bisschen aus. Versteht zwar nicht jeder, aber solange man die Methode beibehält ("Kontinuität")... Ein gelber Engel machts möglich.
Ein anderer rettet gerade den Rest des Kontinents. Zum Glück ist dieser in eine missliche Lage geraten, sonst hätte sich das Business-Model "Schweizer Bank" mittlerweile von selbst erledigt. An der Performance und Effizienz liegt es sicherlich nicht (Wäre mal ein netter Versuch, welcher Nicht-Schweizer bekommt auf Anhieb fehlerfrei eine Überweisung hin: Oranger Einzahlschein, Roter Einzahlschein, Vertragsnummer, IBAN, Clearing-Nr., ...).