Deutsch-britischer Zahlungsdienstleister Fintech Sumup kauft US-Handelsspezialisten Fivestars für mehr als 300 Millionen Dollar

Der britisch-deutsche Zahlungsdienstleister Sumup hat viele kleine Händler sowie Restaurants und Cafés als Kunden. Sie nutzen Sumups mobile Kartenlesegeräte.
Frankfurt Das deutsch-britische Finanz-Start-up Sumup stemmt eine große Übernahme in den USA. Der Zahlungsdienstleister kauft den Marketingspezialisten Fivestars, der Händlern unter anderem ebenfalls Zahlungsabwicklung anbietet, für 317 Millionen Dollar (274 Millionen Euro). Das teilte Sumup am Donnerstagmorgen mit.
Sumup, gegründet von mehreren Deutschen, vertreibt mobile Lesegeräte für das Bezahlen per Bank- und Kreditkarte. Das Fintech mit Hauptsitz in London richtet sich vor allem an kleine Händler, Restaurants und Cafés. Es bietet außerdem die Abwicklung von Onlinezahlungen an.
Mit Fivestars will Sumup in den USA Fuß fassen. Co-Gründer und Finanzchef Marc-Alexander Christ sagte: „Jetzt ist es an der Zeit, dass die Präsenz in den USA genauso stark wird wie in Europa.“ Der gebürtige Frankfurter hat Sumup im Jahr 2012 mit an den Start gebracht. Die Zahl der aktiven Nutzer beziffert die Firma auf drei Millionen, sie ist in 34 Ländern aktiv.
Fivestars wiederum hilft kleinen Händlern beispielsweise bei der Kundenakquise. Christ, der als einziger der Gründer noch bei Sumup ist, zeigte sich zuversichtlich, dass sich die wirtschaftliche Situation der Kunden weiter verbessere – gerade mithilfe der Fivestars-Übernahme.
Viele kleine Händler wurden in der Coronakrise stark durch die Lockdowns getroffen. Auch Sumup selbst spürte daher die Folgen der Pandemie und drosselte zwischenzeitlich die Wachstumsziele. Die Übernahme zahlt Sumup einerseits mit Bareinlagen. Andererseits erhalten die Fivestars-Eigentümer Anteile an Sumup.
Finanzspritze von Goldman Sachs und Temasek
Der Zahlungsdienstleister hat im März einen Kredit in Höhe von 750 Millionen Euro aufgenommen – ein ungewöhnlicher Schritt. In der Regel finanzieren sich Start-ups über Investitionen von Wagniskapitalgebern, die sich am Unternehmen beteiligen. Die Mittel des jüngsten Darlehens stammten unter anderem von der US-Beteiligungsfirma Bain Capital, der US-Investmentbank Goldman Sachs und Singapurs Staatsfonds Temasek.
Insgesamt hat Sumup nach eigenen Angaben mehr als eine Milliarde Euro an Fremd- und Risikokapital eingesammelt. So sind weitere Darlehensvergaben in Höhe von fast 400 Millionen Euro aus den Jahren 2019 und 2020 bekannt. Der Kredit vom März diente auch dazu, bestehende Darlehen zu refinanzieren.
Über seine Bewertung schweigt Sumup. Auch zu den Geschäftszahlen äußert sich die Firma nicht. Der Branchendienst „Finanz-Szene“ berichtete jüngst mit Verweis auf den Luxemburger Konzernabschluss, dass Sumup im Jahr 2020 einen Umsatz von fast 390 Millionen Euro erzielt hat. Das Fintech verdient demnach durch Gebühren für die Zahlungsabwicklung und den Verkauf der mobilen Zahlungsterminals.
Sumup gilt seit Längerem als Kandidat für einen Börsengang. Ende 2020 sagte Christ der Nachrichtenagentur Reuters allerdings, ein Börsengang sei „noch mindestens drei bis fünf Jahre entfernt“. Wie andere Zahlungsdienstleister profitiert Sumup davon, dass weltweit immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher mit Karte oder Smartphone statt mit Bargeld zahlen. Auch das Einkaufen per Internet wächst rasant.
Gleichwohl ist der Markt schwer umkämpft. Zu den Konkurrenten in Sumups Kerngeschäft zählt unter anderem iZettle, eine Tochter des US-Bezahldienstes Paypal.
In Deutschland versuchen zudem mehrere Banken und andere Paymentfirmen verstärkt, kleine Händler zu gewinnen – zunehmend auch mit mobilen Bezahlgeräten. Hinzu kommt, dass sich auch die Technik ändert und statt extra Kartenterminals nach und nach auch Smartphone-Apps zur Annahme von Handyzahlungen angeboten werden, im Fachjargon „Smart POS“. POS steht für „Point of Sale“.
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