Deutsche Bank Henning Kagermann lässt Manager-Magazin abblitzen

Der Zeitpunkt der Absage von Kagermann kommt überraschend, dürfte aber im Lichte der bevorstehenden Hauptversammlung der Deutschen Bank am 19. Mai zu sehen sein.
Hamburg Von Hubert Burda, Friede Springer bis zum Medienmagneten Reinhard Mohn- seit 1992 zeichnet der zum Spiegel-Verlag gehörende Wirtschaftstitel Manager-Magazin herausragende Persönlichkeiten der deutschen Wirtschaft aus. In diesem Jahr fällt die Veranstaltung ins Wasser. Wenige Wochen vor dem ursprünglich für den 1. Juni anberaumten Ereignis sagt Chefredakteur Steffen Klusmann das Event ab.
Der Grund: Der ehemalige SAP-Chef Henning Kagermann, der auch im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, will von der Nominierung nichts mehr wissen. „Vor dem Hintergrund unserer Berichterstattung über die öffentlich ausgetragene Personaldiskussion im Aufsichtsrat der Deutschen Bank fühlt sich Professor Kagermann wohler damit, seine Zusage zur Nominierung für die Hall of Fame zurückzuziehen“, heißt es in einem Brief von Klusmann, der Meedia vorliegt. Der Chefredakteur habe die Entscheidung mit Kagermann „im gegenseitigen Einvernehmen“ getroffen. „Auch wenn unsere Positionen beim Thema Deutsche Bank auseinanderliegen, so ändert dies nichts an der grundsätzlichen Wertschätzung, die sowohl wir als auch die Jury Herrn Professor Kagermann entgegenbringen“.
Der Zeitpunkt der Absage von Kagermann kommt zwar überraschend, dürfte aber vor allem im Lichte der bevorstehenden Hauptversammlung der Deutschen Bank am 19. Mai zu sehen sein. Denn bei dem größten Geldhaus Deutschlands geht es derzeit hoch her. Öffentlichkeitswirksam hat erst vor Kurzem das Aufsichtsratsmitglied Georg Thoma nach einem Streit über die Aufklärung der Skandale bei der Bank seinen Hut genommen. Mehrere Investoren wollen daher die Fehde im Kontrollgremium auf dem bevorstehenden Aktionärstreffen thematisieren. Sie befürchten, dass das Interesse der Bank an der Aufklärung diverser Skandale – darunter Zinsmanipulationen – nachlässt.
Für Steffen Klusmann ist die Absage des prestigeträchtigen Ereignisses allerdings misslich und kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Denn die Hall of Fame ist für die Vermarktung des Wirtschaftsmagazins ein sehr wichtiges Ereignis, um die Erlössituation der Zeitschrift zu verbessern. Das Magazin ist offenbar gezwungen, deutlich zu sparen. Erst jüngst hatte der Betriebsrat von Spiegel Online geplante Kostenmaßnahmen beim Digitalableger des manager magazins scharf kritisiert. Denn die Chefredaktion plant, sich hier von drei Mitarbeitern zu trennen. Ihnen wurde offenbar ein Abfindungsangebot unterbreitet, um sie freiwillig zum Ausscheiden zu bewegen. Die Kostenmaßnahmen bei Wirtschaftsblatt stehen im Zusammenhang mit dem geplanten Konsolidierungsprogramm der gesamten Spiegel-Gruppe. Damit will der Verlag seine Ertragslage verbessern, die durch rückläufige Anzeigen- und Vertriebserlöse geprägt ist.