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Deutsche Bank John Cryan warnt vor Brexit

Eigentlich hatte sich die Deutsche Bank gerade einen Maulkorb in Sachen Brexit verpasst. In einem Interview mit der „Financial Times” äußert jetzt Co-Chef John Cryan Bedenken zum möglichen EU-Austritt Großbritanniens.
15.04.2016 - 09:45 Uhr
Der Co-Chef der Deutschen Bank denkt darüber nach, im Falle eines Brexits dien Londoner Mitarbeiter in die Zentrale nach Frankfurt zu holen. Quelle: AFP
John Cryan

Der Co-Chef der Deutschen Bank denkt darüber nach, im Falle eines Brexits dien Londoner Mitarbeiter in die Zentrale nach Frankfurt zu holen.

(Foto: AFP)

Düsseldorf Der Co-Chef der Deutsche Bank John Cryan hat öffentlich vor den Folgen eines EU-Austritts Großbritannien („Brexit“) gewarnt. London werde seine starke Position als wichtiger Finanzstandort, insbesondere für den Handel mit europäischen Staatsanleihen und Währungen, verlieren, sagte Cyran der „Financial Times“. Es wäre seltsam, europäische Staatsanleihen und Währung in einem Nicht-EU-Land zu handeln. Er erinnerte aber daran, dass man dort präsent sein müsse, wo die Investoren seien.

Die Aussagen des Chefs von Deutschlands größter Bank sind eine der jüngsten und wichtigsten Warnung vor dem EU-Referendum am 23. Juni in Großbritannien. Der Chef der US-Großbank Morgan Stanley, James Gorman, hatte im Interview mit dem Handelsblatt zuletzt keinerlei Zurückhaltung mit Bezug auf den „Brexit“ geübt. „Als Unternehmen sprechen wir uns dafür aus, dass Großbritannien in der EU bleibt, was unserer Ansicht nach gut für das Land und gut für Europa wäre“, sagte er. „Wenn ich den Briten ein wenig schmeicheln darf, dann würde ich sagen, dass sie im Laufe der Geschichte ein ungewöhnliches Maß an gesundem Menschenverstand bewiesen haben. Und ich hoffe, dass sie das auch dieses Mal beweisen werden.“

Auf die Frage, wohin die Deutsche Bank ihre Londoner Aktivitäten mit mehr als 12.000 Mitarbeitern im Falle eines Brexits verlagern könnte, sagte Cryan in dem Interview: „Für uns würde es, wenn überhaupt, Frankfurt werden.“ Cryan erläuterte erstmals auch die klare Position der Bank zum Referendum: „Aus unserer Sicht schauen die Menschen zu wenig auf die andere Seite der Medaille und fragten sich, was ein Brexit für Europa bedeuten würde. Denn es würde alles andere als gut werden.“

Die klare Positionierung der Bank und die Aussagen des Chefs kommen nur wenige Tage nach Berichten über einen offiziellen Maulkorbs des Geldhauses. In der heißen Phase vor der britischen Abstimmung über einen Austritt des Landes aus der Europäischen Union will die Bank nach Recherchen der WirtschaftsWoche „proaktiv“ keine Analysen mehr zum Thema veröffentlichen. Vom 15. April bis zum Wahltag sollen von der Deutschen Bank nichts mehr kommen, was die Öffentlichkeit in irgendeiner Weise bei ihrer Wahlentscheidung beeinflussen könnte. Ein Grund: Die Vorgaben einer britischen Wahlkommission sind diskussionswürdig und werden unterschiedlich ausgelegt.

Die Deutsche Bank hatte bereits im vergangenen Jahr eine Arbeitsgruppe gestartet, die verschiedene Szenarien für den Falle eines Brexits entwickelte. Dabei wurde auch die Frage gestellt, ob die Aktivitäten der Bank in Großbritannien in die Eurozone, vor allem in die Frankfurter Zentrale, verlagert werden könnten. In einem Brief an die Mitarbeiter schrieb Cryan zuletzt: „Aber was auch immer das Ergebnis sein wird, wir werden gut darauf vorbereitet sein und reagieren können.“

Cryan ist der neue starke Mann
Die Vorstandschefs der Deutschen Bank
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Hermann Josef Abs (1957-1967, oben links): Der gelernte Banker handelt in den 50er Jahren das Londoner Abkommen über deutsche Auslandsschulden aus. Ministerangebote von Bundeskanzler Konrad Adenauer (CDU) schlägt er aus. Als Aufsichtsratsvorsitzender von zeitweise bis zu 30 Aktiengesellschaften erlangt Abs später enormen wirtschaftlichen Einfluss in der Bundesrepublik.

Franz Heinrich Ulrich (1967-1976) und Karl Klasen (1967-1969): Die erste Doppelsitze besteht, bis Klasen 1970 Präsident der Bundesbank wird. Ulrich setzt sich gegen den „Ausverkauf“ der deutschen Wirtschaft ins Ausland ein. Die Deutsche Bank übernimmt etwa 29 Prozent des Grundkapitals der Daimler-Benz AG von der Familie Flick.

(Foto: dpa)
John Cryan (Seit Juli 2015)
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Anfang Juli löste der Brite John Cryan zunächst Anshu Jain in der Doppelspitze mit Jürgen Fitschen ab. Seit Mai 2016 führte er die Deutsche Bank allein. John Cryan war von 2012bis 2014 Präsident Europa von Temasek, dem Staatsfonds Singapurs. Von 2008 bis 2011 war er Finanzvorstand der UBS. Er hatte die Bank als Finanzchef durch die Krise nach der Lehman-Pleite geführt. Als klar war, dass der damalige Chef Oswald Grübel den heutigen CEO Sergio Ermotti befördern würde, trat Cryan bei der Schweizer Großbank „aus persönlichen Gründen“ zurück. Seit 1987 hatte Cryan verschiedene Funktionen im Corporate Finance-Geschäft und in der Kundenberatung von UBS und SG Warburg inne. Er verfügt über einen Abschluss der Universität Cambridge.

(Foto: Reuters)
Anshu Jain und Jürgen Fitschen (2012-2015/16)
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Jain (l.) verdiente jahrelang als oberster Investmentbanker Milliarden für die Deutsche Bank. Viele Probleme des Hauses haben ihre Wurzeln in der von ihm geführten Sparte. Fitschen musste sich im Strafprozess vor dem Landgericht München gegen den Vorwurf des versuchten Prozessbetrugs im Schadenersatz-Verfahren um die Kirch-Pleite wehren. Mittlerweile ist er Senior Advisor der Bank, Aufsichtsratsvorsitzender des Handelsunternehmens Ceconomy und sitzt im Verwaltungsrat von Kühne & Nagel in der Schweiz. Fitschen leitet außerdem ab dem Frühjahr 2018 den Aufsichtsrat des Dax-Konzerns Vonovia.

(Foto: ap)
Josef Ackermann (2002-2012)
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Der Schweizer polarisiert wie kaum ein anderer Bankmanager. Im Mannesmann-Prozess zeigt er 2004 im Gerichtssaal das Victory-Zeichen, 2005 streicht er tausende Stellen und verkündet zugleich ein Renditeziel von 25 Prozent. Die Deutsche Bank wird unter Ackermann eine weltweit führende Investmentbank, er steuert sie ohne Staatshilfen durch die Finanzkrise.

(Foto: dpa)
Rolf-Ernst Breuer (1997-2002)
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Als „Mister Finanzplatz“ baut er Frankfurt zu einem internationalen Finanzstandort aus. Ein Rückschlag ist 2000 die gescheiterte Fusion mit der Dresdner Bank. Später äußert sich Breuer kritisch zur Kreditwürdigkeit Leo Kirchs. Der Medienkonzern bricht zusammen, der Unternehmer verklagt Breuer und die Deutsche Bank. Eine juristische Dauerfehde beginnt.

(Foto: dpa)
Hilmar Kopper (1989-1997)
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Kopper baut das Investmentbanking aus und richtet die Bank zunehmend international aus. Eine der größten Pannen ist der Crash des Immobilien-Imperiums von Jürgen Schneider. Aus Koppers Bemerkung, offene Rechnungen in Höhe von 50 Millionen Euro seien „Peanuts“, wird das Unwort des Jahres 1994.

(Foto: dpa)
Alfred Herrhausen (1985-1989)
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Der Politikwissenschaftler will die Deutsche Bank zu einem Institut mit Weltstatus umbauen. Er fädelt große Übernahmen anderer Geldhäuser ein. Das „Allfinanz“-Konzept (Finanzprodukte aus einer Hand) wird zum Vorbild für andere deutsche Banken. Herrhausen kommt 1989 durch ein Attentat der RAF ums Leben.

(Foto: ap)
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