Deutsche Bank John Cryans chinesisches Mittagessen

Der Chef der Deutschen Bank traf seinen wichtigsten Aktionär.
Frankfurt John Cryan und Adam Tan, der Vorstandschef des chinesischen Mischkonzerns HNA, haben sich nach Informationen des Handelsblatts vor kurzem in Frankfurt zum Mittagessen zusammengesetzt und ihre Gedanken ausgetauscht. Die Atmosphäre sei sehr freundlich gewesen, und Tan habe dem Briten an der Spitze des Frankfurter Geldhauses grundsätzliche Unterstützung für dessen Strategie signalisiert, auch wenn noch nicht alle Fragen zur aktuellen Lage und künftigen Ausrichtung des Geldhauses beantwortet seien, hieß es.
Eigentlich wäre ein solches Treffen nichts Besonderes, schließlich hat sich HNA bereits im März dieses Jahres mit mehr als drei Prozent an der Deutschen Bank beteiligt. Seit Mai ist der Konzern mit 9,9 Prozent der größte Aktionär des Geldhauses. Und die Chinesen haben sogar einen Vertreter in den Aufsichtsrat entsandt, den Chef des Wiener Vermögensverwalters C-Quadrat, Alexander Schütz.
Allerdings hatte das Verhältnis der Deutschen Bank zu ihrem wichtigsten Anteilseigner in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen gesorgt. Einige Manager der Bank stellten sich die Frage, ob der chinesische Konzern sein Engagement nicht vor allem als opportunistisches Finanzinvestment sieht und nicht wie versprochen als strategische Beteiligung.
Umgekehrt war auch das Verhältnis der Bank zu einigen ihrer wichtigsten Aktionäre angespannt. Einige große Anteilseigner bezweifelten, dass der als Sanierer geschätzte Cryan auch der richtige Manager ist, um die Bank nach den Aufräumarbeiten der vergangenen beiden Jahre wieder auf Wachstumskurs zu bringen. Die Kritiker hat vor allem der Rückgang der Erträge der Bank im ersten Halbjahr alarmiert. In dieser komplexen Gemengelage hatte es für Aufsehen gesorgt, dass sich Cryan bislang noch nicht mit dem Topmanagement von HNA getroffen hatte. Nach Informationen des Handelsblatts hatte Cryan zwei geplante Abendessen mit HNA-Chef Tan abgesagt.
Am gleichen Tag, an dem die Informationen über das Mittagessen der beiden Konzernchefs durchsickerten, wurde bekannt, dass die Deutsche Bank zumindest formal einen neuen Großaktionär hat. Die US-Investmentbank Morgan Stanley machte öffentlich, dass ihre Beteiligung an dem Frankfurter Geldhaus auf 6,86 Prozent gestiegen ist und damit die Meldeschwelle von fünf Prozent überstiegen hat. Finanzkreise gehen aber davon aus, dass sich Morgan Stanley nicht selbst am deutschen Konkurrenten beteiligt hat, sondern im Auftrag von einem oder mehreren Kunden handelt.
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