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Deutsche Bank „Wir haben hier eine geordnete Hauptversammlung“

Die Deutsche Bank predigt Kulturwandel. Sie will einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen, wieder für Integrität und Glaubwürdigkeit stehen. Die Hauptversammlung zeigt: Der Plan geht nicht so leicht auf.
18.05.2017 - 14:46 Uhr 6 Kommentare

„Investoren sind wieder an der Deutschen Bank interessiert“

Frankfurt Pünktlich zur Hauptversammlung präsentiert Deutsche Bank-Vorstandschef John Cryan einen brandneuen Imagefilm der Deutschen Bank, unter dem neuen Slogan „Positive Impact“, zu deutsch: „Positiver Beitrag“ – mit Hashtag davor, weil man das nun mal heutzutage so macht. Wirkt hip, jung und steht ja auch irgendwie für diese Digitalisierung, von der alle reden. Aber vor allem symbolisiert der Slogan den groß angekündigten Kulturwandel bei der Deutschen Bank.

„Die Deutsche Bank wird wieder für Integrität und Glaubwürdigkeit stehen!“, kündigt Cryan an. Dann startet der Film: Seichte Musik im Hintergrund, entrückt lächelnde Mitarbeiter, die vom „positiven Beitrag“ der Deutschen Bank schwärmen. Im Zeitraffer werden Wolkenkratzer hochgezogen, man sieht Menschen im friedlichen Einklang mit Robotern, auf Baustellen oder in hippen Start-up-Lofts. Dazwischen werden immer wieder erklärende Schlagworte eingeblendet, etwa „Digitalisierung“ oder „Baufinanzierung“, natürlich mit Hashtag. „Die machen nicht nur was für die Finanzwelt, sondern auch für die gesamte Gesellschaft“, sagt ein Mitarbeiter mit völlig authentischem und unverkrampftem Lächeln.

Bereits Anfang Mai war der neue Slogan bekannt geworden, der das alte Motto „Leistung aus Leidenschaft“ ablöst. Die Kampagne ist Teil des Kulturwandels bei der Deutschen Bank. Statt riskanter Zockergeschäfte sollen jetzt die Kunden an erster Stelle stehen. Simple Produkte statt komplexe Derivate. Bodenständigkeit statt Arroganz. So richtig kauft das der Deutschen Bank niemand ab. Das wird auch bei der Hauptversammlung deutlich.

Schon bei der Begrüßungsrede am Morgen wird Aufsichtsratschef Paul Achleitner immer wieder von wütenden Zwischenrufen aus dem Publikum unterbrochen. „Es lohnt sich, für die Deutsche Bank zu kämpfen!“, ruft er den etwa 3.600 Aktionären in der Frankfurter Festhalle zu. Ein demonstrativ höhnisches Auflachen tönt aus der Menge. Achleitner spricht betont ruhig weiter. Später wendet er sich dann doch an die Pöbler im Publikum. „Wir haben hier eine geordnete Hauptversammlung“, rügt er. Wer sich zu Wort melden wolle, habe dazu später die Gelegenheit.

Noch bevor Achleitner zur Tagesordnung übergehen kann, stellt der kritische Aktionär Michael Bohndorf einen Abwahlantrag gegen den Aufsichtsratschef. Achleitner sei befangen und handle im Eigeninteresse, poltert der Aktionär. Es sei nicht zulässig, sich selbst zur Wiederwahl in den Aufsichtsrat zu stellen. Außerdem habe er seine Pflichten grob verletzt, als es um die Aufarbeitung des Libor-Skandals ging.

Die Libor-Affäre ist nur eine der vielen Skandale der Finanzkrise, in die die Deutsche Bank verwickelt war. 2012 war bekannt geworden, dass zahlreiche Banken den Referenzzins Libor jahrelang systematisch manipuliert hatten, um höhere Gewinne zu scheffeln. Die britische Finanzaufsicht FCA hatte Achleitner mangelnde Kooperation bei der Aufklärung des Libor-Skandals vorgeworfen.

Doch 99,75 Prozent der 3600 Aktionäre lehnen den Abwahlantrag ab. Für Anwalt Klaus Nieding, der für die DSW spricht, war das klar: „Es gäbe nur einen Grund, den Versammlungsleiter abzuwählen: wenn er bei der Leitung der Hauptversammlung Fehler gemacht hat.“

Angespannte Stimmung bei der Hauptversammlung
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6 Kommentare zu "Deutsche Bank: „Wir haben hier eine geordnete Hauptversammlung“"

Das Kommentieren dieses Artikels wurde deaktiviert.

  • "Sie will einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen, wieder für Integrität und Glaubwürdigkeit stehen."
    Wollten die das nicht schon vor Jahren? Fitschen/Jain....da war doch was.

    Man müsste sich halt entscheiden. Entweder mit den US Banken mitzocken und die Chance auf hohe Gewinne und ein bißchen Macht weltweit haben ODER ne ehrlichere, bodenständige weltweit vernetzte Bank werden, die im Konzert der Großen halt garnicht mehr mitspielt.
    Ich kann nicht das zweitere sein und hohe Renditen versprechen. Genau an diesem Spagat arbeiten sie sich ja seit jahren erfolglos ab.
    Hier konkurrieren einfach Systeme weltweit. Und jetzt mit dem Brexit wird man in London auch munter weiterspekulieren dürfen.

  • @ Herr Helmut Metz18.05.2017, 15:23 Uhr

    Ja, das würde grundsätzlich Sinn machen und Spekulations- und Boni-Exzesse limitieren. Die USA haben den Act allerdings 99 unter Clinton aufgehoben - er gilt in den USA also nicht mehr. Trump gab im Wahlkamp 2016 an, ihn wieder einführen zu wollen. Ob was draus wird, angesichts der Berater, die er da (von GS) ins Beraterteam genommen hat??

    Und Glass-Stegall mach m.E. nur dann Sinn, wenn die gesamte Schattenbankenszene gleich mit an die Kette gelegt wird, derzeit verlagert sich das Problem nur. Von der regulierten Bank-Brnache in die unregulierte Hedge-Fonds-Szene. Schauen Sie sich mal den Eigenkapitaleinsatz z.B. von Blackrock an.

  • @Lothar Bitschnau 18.05.2017, 15:35 Uhr

    "Mit destruktivem Einsatz wird nichts besser."

    Am Besten, alles abnicken, Mittagessen und Kuchen mitnehmen , brav klatschen und dann heimgehen. Oder per Internet-/Briefwahl alles mit "Ja" ankreuzen und sich die Fahrt nach Frankfurt sparen.

    Allerdings wird es so auch nicht besser.

  • Vom Aktionär zum Schikane
    .. mich würde die Teilnahme an der HV zu sehr nerven,
    da einige geltungsbedürftige Schikane teils sinnlose Beiträge vortragen und
    Anträge stellen. Mit destruktivem Einsatz wird nichts besser.

  • @Helmut Metz18.05.2017, 15:23 Uhr

    "Die Risiken und evtl. Verluste durch Investment-Zockereien können dann nämlich nicht mehr über die Kundeneinlagen (wie bei Universalbanken) finanziert - und im ungünstigsten Falle (bei (systemrelevanten)"Too-Big-To-Fail-Banken) sozialisiert werden. "


    Exakt deswegen wird die Trennung nicht geschahen.

  • Vorschlag von mir:
    Wie wäre es denn zur Wiederherstellung von "Integrität und Glaubwürdigkeit" damit, ein TRENNBANKENSYSTEM (ähnlich dem US-amerikanischen Glass-Steagall-Act) einzuführen, d.h. die Abschaffung von Universalbanken und Trennung in Investment- und Geschäftsbanken ("Commercials?) Das wäre nämlich eine der ganz, ganz wenigen sinnvollen Regulierungen.
    Die Risiken und evtl. Verluste durch Investment-Zockereien können dann nämlich nicht mehr über die Kundeneinlagen (wie bei Universalbanken) finanziert - und im ungünstigsten Falle (bei (systemrelevanten)"Too-Big-To-Fail-Banken) sozialisiert werden. Für 25% Eigenkapitalrendite (gelle, Joe!) muss man nämlich "gewisse Risiken" eingehen - und der "Moral Hazard" ist bei systemrelevanten Universalbanken einfach viel, viel höher als bei Trennbanken...

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