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Deutsche Börse Börsenchef Weimer baut das Management radikal um

Der neue Börsenchef trennt sich von hochrangigen Managern und holt einen Vertrauten als Strategiechef an seine Seite.
18.04.2018 - 17:46 Uhr Kommentieren
Der neue Chef der Deutschen Börse bei einer Rede im eigenen Hause. Derzeit lässt der Banker beim Personal seinen Worten Taten folgen. Quelle: Reuters
Theodor Weimer

Der neue Chef der Deutschen Börse bei einer Rede im eigenen Hause. Derzeit lässt der Banker beim Personal seinen Worten Taten folgen.

(Foto: Reuters)

Frankfurt Theodor Weimer ist bekannt für klare Ansagen und schnelle Entscheidungen. „Es wurden Fehler gemacht. Und natürlich werden Konsequenzen daraus gezogen werden müssen“, sagte er bereits wenige Wochen nach seinem Amtsantritt als Chef der Deutschen Börse. „Das ist nicht schön, aber meine Aufgabe ist es, primär nach vorne zu blicken.“ Mittlerweile steht Weimer gut 100 Tage an der Spitze von Deutschlands größtem Börsenbetreiber – und lässt seinen Worten Taten folgen.

Nach Informationen des Handelsblatts hat der Börsenchef den obersten Produktentwickler Ashwin Kumar und Marketingchefin Simone Reinhold vor die Tür gesetzt. Zuvor hatte der 58-Jährige bereits den erweiterten Vorstand der Deutschen Börse abgeschafft und sich von Vertriebschef Rob Jolliffe und Chefjurist Roger Müller getrennt.

Darüber hinaus hat Weimer einen Vertrauten installiert, der nun mit an der Neuausrichtung des Unternehmens feilt: Christoph Hansmeyer habe seinen Job als Strategie- und Stabschef am 9. April angetreten, heißt es in einer Mitteilung im Intranet der Börse, die dem Handelsblatt vorliegt. Der Manager, der von der Allianz kommt, berichtet direkt an Weimer und wird Konzernkreisen zufolge auch an Vorstandssitzungen teilnehmen.

„Mit Christoph Hansmeyer konnten wir einen ausgewiesen Experten im Bereich Mergers & Acquisitions sowie der Strategieentwicklung gewinnen“, erklärte Weimer in der Mitteilung. „Er ergänzt damit unsere Führungsmannschaft auf ausgezeichnete Weise.“

Wegbegleiter des Börsenchefs

Hansmeyer hat wie Weimer viele Jahre für die Investmentbank Goldman Sachs gearbeitet. Der heutige Börsenchef war von 2001 bis 2007 für das Institut aktiv und wechselte anschließend zur Hypo-Vereinsbank nach München. Auch Hansmeyer zog es im Sommer 2012 in die bayerische Landeshauptstadt. Beim Versicherer Allianz war der groß gewachsene Manager zunächst für Fusionen und Übernahmen zuständig, anschließend für die Strategie und das Portfoliomanagement.

Der bisherige Stabschef Jens Hachmeister soll bis Jahresmitte weiter an der neuen Strategie mitarbeiten „und danach eine neue Verantwortung in der Gruppe übernehmen“, erklärte Weimer. Was genau Hachmeister künftig machen soll, ist bisher unklar. „Aber im Rahmen der neuen Strategie könnten sich ja neue Aufgaben ergeben“, sagt eine mit den Personalrochaden vertraute Person. Weimer will seine „Roadmap“ Ende April mit dem Aufsichtsrat diskutieren und sie dann am 30. Mai auf einem Investorentag präsentieren.

Die Deutsche Börse wollte sich zu den Personalien nicht äußern. Die meisten Mitarbeiter finden es gut, dass Weimer nach dem Horrorjahr 2017 alles überprüfen will. Angesichts der geplatzten Fusion mit der London Stock Exchange und des Ermittlungsverfahrens gegen Ex-Chef Carsten Kengeter hoffen sie auf einen Neustart.

Dass Weimer stärker aufräume als bei Chefwechseln in anderen Unternehmen üblich, sei nach den Vorfällen in der jüngeren Vergangenheit gerechtfertigt, sagt ein Konzerninsider. „Der neue Vorstandschef muss die Schwachstellen erkennen und beseitigen.“ Dazu zählt aus Weimers Sicht auch die Begrenzung der Kosten, die für seinen Vorgänger nicht höchste Priorität hatte.

Hohe Zahl an Topmanagern

Die Zahl der gut bezahlten Managing Directors ist unter Kengeter beispielsweise von 24 auf 31 gestiegen, was für eine Firma wie die Deutsche Börse mit rund 5.000 Mitarbeitern relativ viel ist. Weimer will gegensteuern und sieht auch bei der Struktur Verbesserungsbedarf.

„Kengeter hat sich vor allem auf die Fusion konzentriert“, sagt eine mit den Vorgängen vertraute Person. „Weimer guckt sich jetzt die einzelnen Geschäftsbereiche viel genauer an.“ Und dabei hat der neue Chef festgestellt, dass in den Geschäftsbereichen viele nicht glücklich sind mit den zentralen Einheiten für Vertrieb und Produktentwicklung, die Kengeter eingeführt hatte. Beide Einheiten wurden deshalb aufgelöst, ihre Chefs Jolliffe und Kumar mussten gehen.

Kumar hatte lange für den Hedgefonds Meru Capital gearbeitet und stieß erst im September 2015 zur Deutschen Börse. Dort war er unter anderem für das Zukunftsthema Blockchain verantwortlich, bei dem der Konzern unter anderem ein Entwicklungsprojekt mit der Deutschen Bundesbank vorantreibt. Dieses sei jedoch auch nach Kumars Abgang in guten Händen, sagte eine mit dem Thema vertraute Person.

Mögliche Wechsel auch im Vorstand

Bei der Deutschen Börse gehen viele davon aus, dass sich Weimer nach den Aufräumarbeiten auf der zweiten Führungsebene zeitnah auch den Vorstand vornehmen wird. Jeffrey Tessler, der das wichtigste Ressort Kunden, Produkte und Kernmärkte leitet, geht Ende des Jahres in Ruhestand, Vizechef Andreas Preuß vermutlich im Mai 2019.

Preuß war lange für das Derivategeschäft zuständig und übernahm 2016 dann überraschend die Verantwortung für die IT. Innerhalb der Börse fordern viele, dass auf Preuß ein ausgewiesener IT-Spezialist folgen muss. „Wir verstehen uns als IT-Unternehmen. Also müssen wir uns auch so aufstellen“, sagt ein Konzerninsider.

Tesslers Ressort, in dem das Derivategeschäft Eurex und die Wertpapierverwahrtochter Clearstream angesiedelt sind, könnte aus Sicht von Konzernkennern aufgespalten werden, schließlich steht es aktuell für drei Viertel aller Erträge. Hier machen sich interne Kandidaten Hoffnung auf einen Aufstieg zum Vorstand, allen voran die Eurex-Manager Eric Müller und Thomas Book sowie Philippe Seyll und Philip Brown von Clearstream. Weimers Umbau der Deutschen Börse ist noch lange nicht abgeschlossen.

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