Digitale Vermögensverwaltung Targobank startet Robo-Advisor

Die Targobank wirbt mit einem blauen Sparschwein für „Pixit“.
Frankfurt Ein blaues Sparschwein, das ein bisschen verpixelt ist und eine schwarze Brille trägt – mit diesem Werbemaskottchen will die Targobank am Mittwoch ihre Online-Vermögensverwaltung starten.
„Pixit“ soll sie heißen – eine Wortschöpfung aus „Pixel“ als Symbol für die digitale Welt und „Pig“ als Symbol für ein Sparschwein.
Wie das Handelsblatt vorab von der Bank erfuhr, zeichnet sie für die Anlagestrategie selbst verantwortlich, hat sich für die Technologie aber ein Finanz-Start-up zu Hilfe geholt. Damit folgt sie gleich mehreren Trends.
Experten sind sicher: Sogenannte Robo-Advisors werden zum Standardprodukt für Geldhäuser. „Alle Banken sollten ihren Kunden eine digitale Vermögensverwaltung ermöglichen“, sagt Theodor Schabicki, Partner im Bereich Financial Services bei BearingPoint. „So können insbesondere technisch affine Kunden gewonnen werden, die bisher eine klassische Anlageberatung in der Filiale abgelehnt haben.“
Beim Robo-Advisor klicken sich die Anleger durch einen Fragenkatalog, erhalten einen Anlagevorschlag, der Anbieter setzt diesen um und überwacht das Portfolio. Fintechs haben es vorgemacht.
Die notwendige Technologie selbst zu bauen ist für Banken jedoch teuer und zeitaufwendig. Deshalb steigt die Zahl sogenannter White-Label-Kooperationen: Start-ups stellen Banken ihre Technologie zur Verfügung, treten gegenüber den Kunden aber nicht in Erscheinung.
So hat auch die Targobank schnell ihre Online-Vermögensverwaltung bekommen, berichtet Lars Brennholt, der bei der Bank mit rund vier Millionen Privatkunden unter anderem die Entwicklung von Pixit verantwortet: „Nur zwei Monate nachdem wir uns mit dem Fintech geeinigt hatten, war die Plattform fertig. So schnell hätten wir das alleine nicht bauen können.“ Dabei sei vieles individuell für die Bank angepasst worden.
Technik von Scalable Capital
Das Fintech ist Scalable Capital. Der Münchener Robo-Advisor betreibt seit 2016 eine eigene Plattform für Endkunden, positioniert sich aber zunehmend auch als Technologieanbieter, so auch für die Openbank, die Digitalbank der Santander. Bei der Anlagestrategie vertraut die Targobank allerdings lieber auf ihre eigene Expertise und die Analysen ihres Chefvolkswirts Otmar Lang.
Die Hausmeinung wird mit günstigen börsengehandelten Indexfonds (ETFs) umgesetzt. Aktiv managen will sie die Depots jedoch nicht. Stattdessen werde einmal im Monat geprüft, ob die Gewichtung der einzelnen ETFs noch der Ausgangsallokation entspricht. „Bei Abweichungen von mehr als einem Prozent justieren wir nach“, so Brennholt.
Dieses sogenannte Rebalancing empfiehlt auch Andreas Beck, Vorstand des Instituts für Vermögensaufbau (IVA): „Diese Methode hat den Vorteil, dass man antizyklisch investiert: Wertpapiere mit gesunkenem Kurswert werden nachgekauft und solche, die sich verteuert haben, verkauft.“ Beck hat die Targobank beim Aufbau von Pixit beraten – mit Experten aus der Wissenschaft werben auch die meisten anderen Robo-Advisors.
Dank Aufgabenteilung können sich Banken nach Ansicht von Berater Schabicki auf ihre Kernkompetenzen fokussieren: Wer die Kapitalmärkte selbst analysiert, sollte das Wissen nutzen.
So machen es beispielsweise auch die Privatbanken M.M.Warburg & CO und Donner & Reuschel. Bei ihren Robo-Advisors kommt die Technologie vom Fintech Elinvar zum Einsatz.
Haben Banken dagegen wenig Kapitalmarktexpertise, kann es sinnvoll sein, ein Komplettangebot eines Fintechs zu integrieren: Die Smartphonebank N26 macht das mit Vaamo, die ING nutzt Scalable Capital. Die Deutsche Bank gehört dagegen zu den wenigen Geldhäusern, die die Technologie im Haus entwickelt haben – wenn auch mit Beratern von außen. Ein Ersatz für die persönliche Anlageberatung sind Robo-Advisors indes noch nicht.
„Damit würden wir unsere beratungsaffinen Kunden verprellen“, meint Brennholt.
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