Digitaler Broker Start-up Trade Republic – Per Smartphone an den Aktienmarkt

Anlegern werden neue Dienstleistungen von Start-up-Firmen angeboten.
Frankfurt Christian Hecker hat ein klares Ziel: Er will Anlegern den Einstieg in den Handel mit Wertpapieren erleichtern. Dafür hat er mit zwei Studienfreunden aus München das Unternehmen Trade Republic gegründet, das er selbst als „Deutschlands ersten mobilen und provisionsfreien Broker“ beschreibt.
Die Technologie dahinter haben die Gründer schon im Rahmen eines Börsenspiels namens „Neon Trading“ getestet. Um die rechtlichen Voraussetzungen zu erfüllen, haben sie Partner gewonnen: die Finanzdienstleister Sino und Solarisbank.
Vor einem Monat erhielt Trade Republic zudem eine Lizenz als Wertpapierhandelsbank von der Finanzaufsicht Bafin. Dank Smartphone-App dürfte das Start-up vor allem jüngere Nutzer ansprechen. Die günstigen Gebühren könnten aber auch erfahrene Anleger locken.
Vorbild für Hecker und seine Co-Gründer sind Finanztechnologie-Start-ups wie die Smartphone-Bank N26 aus Berlin. Solche Fintechs suchen sich einzelne Bankprodukte heraus und machen sie für die Kunden einfacher und oftmals auch günstiger.
Bei N26 scheint das zu funktionieren: Mit ihrem modernen Girokonto, das mit Anlage- und Versicherungsprodukten von Partnern verknüpft ist, hat die junge Bank nach eigenen Angaben innerhalb von vier Jahren 2,3 Millionen Kunden in 24 Ländern gewonnen.
Auch Trade Republic bietet kein komplett neues Produkt, hat bei der Entwicklung aber großen Wert auf Bedienfreundlichkeit gelegt: „Unsere App ist sehr intuitiv, der Nutzer hat sein Portfolio immer und überall im Blick, und wir bieten zusätzlich einen umfassenden Depotservice“, sagt der 29-jährige Gründer.
Zu den Funktionen gehören kostenlose Echtzeitdaten und ein Preisalarm, der ausgelöst wird, sobald ein Wertpapier einen vorher eingestellten Kurs erreicht hat.
Beim Preismodell hat der neue Broker ebenfalls ein Vorbild: In den USA bietet das Fintech Robinhood bereits seit 2014 kostenlosen Aktienhandel an. Bei Trade Republic sollen Anleger pro Handelsgeschäft einen Euro sogenannte Fremdkostenpauschale zahlen – unabhängig von der Größe der Order.
App noch unter Verschluss
Eine Provision verlangt Trade Republic nicht, sondern lebt von einer kleinen Rückvergütung der Plattform LS Exchange des Finanzdienstleisters Lang und Schwarz, über die der Handel läuft. Möglich ist das laut Hecker dank geringer Kosten für die Infrastruktur: „Wir haben unsere eigene Wertpapierhandelsbank und Technologie aufgebaut und arbeiten daher sehr effizient.“
Andere Anbieter verlangen deutlich höhere Preise. So hat die FMH-Finanzberatung jüngst 18 Onlinebroker verglichen und gezeigt: Wer ein Depot mit durchschnittlich 35.000 Euro Vermögen führt und pro Jahr 16-mal eine Order in Höhe von durchschnittlich je 2500 Euro aufgibt, zahlt pro Handelsgeschäft zwischen 2,65 und 12,95 Euro an den Broker – zuzüglich Fremdkosten.
Anschauen können sich Interessierte Heckers App bisher noch nicht. Wer sie auf seinem Android-Smartphone oder iPhone installiert, kann aktuell nur eine E-Mail-Adresse hinterlegen, um sich einen Platz auf der Warteliste zu sichern. Hecker versichert: „In wenigen Wochen werden wir starten und den Nutzern auf der Warteliste nach und nach unser Angebot bereitstellen.“
Die Depoteröffnung soll weniger als zehn Minuten dauern. Per Computer können die Nutzer ihr Depot aber vorerst nicht steuern. Am Anfang sollen die Anleger über Trade Republic in Aktien von 6100 deutschen und internationalen Firmen sowie in mehr als 250 börsengehandelte Fonds (ETFs) investieren können. Der Handel läuft über LS Exchange, die Großbank HSBC wickelt die Transaktionen ab.
Von Investoren hat Trade Republic insgesamt rund sechs Millionen Euro erhalten. Der Broker Sino agiert als strategischer Investor und ist Mehrheitseigner des Start-ups.
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