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Digitalisierung des Bankgeschäfts Zahl der Filialen sinkt – aber nicht so stark, wie die Bundesbank meldet

Im Jahr der Corona-Pandemie haben viele Geldhäuser in Deutschland Standorte geschlossen – allerdings deutlich weniger, als die Bundesbank veröffentlicht hat.
27.04.2021 Update: 27.04.2021 - 19:00 Uhr Kommentieren
Wegen der fortschreitenden Digitalisierung werden in Deutschland immer mehr Bank-Filialen geschlossen. Quelle: dpa
Aufgegebene Sparkassen-Filiale

Wegen der fortschreitenden Digitalisierung werden in Deutschland immer mehr Bank-Filialen geschlossen.

(Foto: dpa)

Frankfurt Der Trend hin zu weniger Bankfilialen hat sich in der Coronakrise etwas beschleunigt – allerdings weniger stark, als die Bundesbank am Dienstag gemeldet hat. Laut der jüngsten Bundesbank-Statistik sank die Zahl der Zweigstellen in Deutschland um fast zwölf Prozent auf 23.588. Konkret entspricht das einem Minus von 3079 Filialen in Deutschland oder knapp zwölf Prozent.

Tatsächlich ist der von der Bundesbank gemeldete Rückgang wohl deutlich zu hoch. Das liegt an einem Erfassungsfehler, den die Bundesbank am Abend gegenüber dem Handelsblatt bestätigte. Denn die Notenbank meldete, dass allein Großbanken 1600 Standorte dichtgemacht hätten. Doch das ist so nicht korrekt. 

In der Bundesbank-Meldung heißt es: „Alle Großbanken dünnten ihre Filialnetze aus, vornehmlich die Deutsche Bank AG um 1381 (dies entspricht 28,5 Prozent) im Zuge der Eingliederung der früheren Postbank“, so die Bundesbank.

Das kann die Deutsche Bank nicht vollziehen. Sie hat nämlich insgesamt nur 1300 Filialen, inklusive ihrer Marke Postbank, hätte also gar nicht so viele Zweigstellen schließen können, wie von der Bundesbank unterstellt. Lediglich rund 40 der Filialen im Deutsche-Bank-Konzern wurden einem Banksprecher zufolge 2020 geschlossen.

Worin der von der Bundesbank eingeräumte Erfassungsfehler genau besteht, ist noch unklar. Naheliegend ist, dass die Bundesbank Deutsche-Bank-Zweigstellen zuvor doppelt zählte. 

Denn bis zum vergangenen Jahr war das Privatkundengeschäft der Deutschen Bank in der konzerneigenen Tochter DB Privat- und Firmenkundenbank AG gebündelt, die eine eigene Banklizenz besitzt - und deshalb ebenfalls an die Bundesbank Zahlen melden musste.

Im vergangenen Jahr verschmolz die Deutsche Bank ihre separate Privatkundentochter dann auf den Konzern. Wenn das der Grund war, sind durch die Verschmelzung nicht gut 1300 Filialen weggefallen - sondern nur deren Doppelzählung. Offen ist auch die Frage, ob die Übersicht in den Vorjahren auch Verzerrungen aufweist.

Der Fehler der Bundesbank ist jedenfalls erstaunlich. Eigentlich gelten die Erhebungen der Notenbank als sehr zuverlässig.

Am allgemeinen Trend bei der Entwicklung der Filialzahlen ändert das aber nichts: Bereinigt man die Zahlen der Bundesbank um die Doppelzählungen, dann sank die Zahl der Geschäftsstellen 2020 unter dem Strich um rund 1740 und somit um sechs bis sieben Prozent. 

Damit hat sich der Filialschwund noch einmal gegenüber dem Vorjahr beschleunigt. Denn 2019 schlossen die Geldhäuser 1220 Filialen, was einem Rückgang von gut vier Prozent entspricht. Auch davor hatten sie bei Weitem nicht so viele Standorte aufgegeben wie im Corona-Jahr.

BW-Bank kündigt Schließungen von Filialen an

Eine echte Beschleunigung bei den Filialschließungen dürfte es gleichwohl in diesem Jahr geben. So kündigte die BW-Bank, die Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, erst am Montag an, dass von derzeit 100 Filialen bis Ende 2022 rund 40 wegfallen sollen. Auch die Deutsche Bank will etliche Geschäftsstellen streichen.

Von den knapp 500 Filialen der Marke Deutsche Bank sollen bis Jahresende fast 100 Standorte schließen. Die Postbank, die zur Deutschen Bank gehört, zählt rund 800 Filialen. Die Commerzbank wiederum plant, bis 2024 rund 340 Filialen zu streichen. Die Beratungsfirma Investors Marketing prognostiziert, dass die Zahl der Geschäftsstellen bundesweit bis zum Jahr 2025 auf 16.000 absackt.

Schon seit Längerem zeichnet sich ab, dass das Gros der Bankkunden Filialen nur noch selten besucht. Im Zuge der Coronakrise erledigen noch einmal mehr Verbraucher ihre Bankgeschäfte über das Internet – teils zum ersten Mal und teils gezwungenermaßen.

Kunden nutzen digitale Angebote

Schließlich hatten die meisten Geldhäuser im ersten Lockdown im vergangenen Frühjahr viele oder sogar sämtliche Filialen geschlossen. Einige Kreditinstitute öffneten einen Teil ihrer Zweigstellen erst gar nicht wieder. Je nach Umfrage erklären inzwischen bis zu etwa 90 Prozent der Verbraucher, dass sie digitale Bankingangebote nutzen. Die Filialen verwaisen also zusehends.

Investors-Marketing-Chef Oliver Mihm sagte dazu: „Der Kunde hat in Corona-Zeiten entschieden, dass er in Zukunft weniger in die Filiale kommen wird.“ Banken und Sparkassen müssten hier „konsequenterweise mit zunehmenden Filialschließungen reagieren“. Zudem können die Geldhäuser durch weniger Standorte die Kosten drücken.

Beobachtern zufolge wird der Anteil der digitalen Produktabschlüsse rasch zunehmen. Das heißt, dass Verbraucher verstärkt Kreditverträge und Versicherungen komplett digital abschließen oder Konten online eröffnen.
Klar ist, dass die Coronakrise 2020 das Tempo von Fusionen gebremst hat. Die Zahl der Kreditinstitute in Deutschland sank nur um 38 auf 1679 Institute, was einem Minus von etwa zwei Prozent entspricht. „Die Corona-Pandemie trug offensichtlich zur Verschiebung einiger Verschmelzungsabsichten bei“, so die Bundesbank.

Mehr: LBBW-Tochter schließt fast die Hälfte ihrer Filialen.

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