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Direktbank Comdirect-Investor Petrus lehnt Commerzbank-Übernahmeangebot ab

Die Commerzbank muss sich bei der geplanten Übernahme ihrer Direktbank-Tochter auf Gegenwind einstellen. Comdirect-Mitarbeiter fürchten um ihre Jobs.
30.10.2019 Update: 30.10.2019 - 11:38 Uhr Kommentieren
Womöglich stehen Hunderte Stellen zur Disposition. Quelle: dpa
Logo der Comdirect in Quickborn

Womöglich stehen Hunderte Stellen zur Disposition.

(Foto: dpa)

Frankfurt Am Mittwochmorgen hat die Commerzbank ihre offizielle Übernahmeofferte für Comdirect vorgelegt. Doch nur wenige Stunden später gab es für das Frankfurter Geldhaus den ersten Dämpfer. Der zweitgrößte Comdirect-Investor Petrus Advisers lehnt das Angebot, seine Anteile für 11,44 Euro je Aktie an die Commerzbank zu verkaufen, mit deutlichen Worten ab. „Da die Aktie aktuell bei 13,60 Euro handelt und damit circa 19 Prozent über dem Angebotspreis liegt, ist das Angebot unverständlich“, teilte der in London ansässige Investor mit.

Petrus empfiehlt auch allen anderen Minderheitsaktionären, ihre Aktien nicht zum gebotenen Preis anzudienen. „Gleichzeitig bieten wir nicht-institutionellen Minderheitsaktionären kostenfreie Vertretung in dieser Situation an.“ Petrus hält nach eigenen Angaben „deutlich mehr als drei Prozent“ an der Onlinebank und ist damit nach der Commerzbank, die 82 Prozent besitzt, zweitgrößte Aktionär. Die Commerzbank wollte sich dazu nicht äußern.

Petrus hatte die Commerzbank wegen des Umgangs mit Comdirect in denen vergangenen Jahren mehrfach kritisiert. Dass der Investor die Offerte ablehnt, kommt somit nicht völlig überraschend. Die deutliche Reaktion zeigt jedoch, dass es für die Commerzbank nicht einfach werden wird, sich im Rahmen des Übernahmeangebots wie angepeilt mehr als 90 Prozent der Comdirect-Anteile zu sichern.

Auch die Mitarbeiter von Comdirect müssen wegen der geplanten Zusammenlegung mit der Commerzbank zittern. Das hessische Institut erklärte in seinen Angebotsunterlagen, dass es im Rahmen der Verschmelzung beider Banken zu einem Stellenabbau kommen wird. Die Zukunft der Comdirect-Zentrale in Quickborn bei Hamburg ließ die Commerzbank offen.

Bis zur Umsetzung der Verschmelzung werden die Frankfurter Comdirect nichts „zur Verlegung des Sitzes aus Quickborn“ oder zur Schließung von Unternehmensteilen veranlassen, heißt es in der Angebotsunterlage. Im Zuge der Zusammenführung könne es dann jedoch zu einer „Verlegung, Schließung oder Veräußerung von Unternehmensteilen“ kommen.

Details sollen im Rahmen eines Integrationskonzepts festgelegt werden, das die Commerzbank bereits vor dem Wirksamwerden der Verschmelzung zusammen mit dem Comdirect-Vorstand erarbeiten will. Dazu soll es dann auch Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern geben.

Finanzkreisen zufolge sollen im Zuge der Comdirect-Integration Hunderte Stellen wegfallen. Bei vielen Mitarbeitern ist die Nervosität deshalb groß. Comdirect-Chef Arno Walter hat den Beschäftigten empfohlen, sich nicht verrückt zu machen. „Da kann man sich jetzt jeden Tag aufregen oder man kümmert sich um sein Geschäft“, sagte er am Dienstag. „Wir haben uns für Letzteres entschieden.“

Ein Aufschlag von 25 Prozent

Die Commerzbank hatte Comdirect 1994 gegründet und die Direktbank 2000 separat an die Börse gebracht. Da im Zuge der Digitalisierung mittlerweile auch immer mehr Commerzbank-Kunden Bankgeschäft über ihr Handy oder den PC abwickeln, will das Institut seine Tochter nun wieder vollständig integrieren.

Dadurch verspricht sich die Commerzbank Synergien in Höhe von 150 Millionen Euro – unter anderem, weil IT-Lösungen künftig nicht mehr doppelt entwickelt und zentrale Funktionen nicht mehr zweifach vorhanden sein müssen. Darüber hinaus sinken die Kosten, wenn es künftig keine separate Börsennotierung von Comdirect mehr gibt und die Direktbank folglich auch keine eigenen Hauptversammlungen mehr veranstalten muss.

Der Angebotspreis von 11,44 Euro je Aktie entspricht einem Aufschlag von 25 Prozent auf den Schlusskurs der Comdirect-Aktie an dem Tag, bevor die Komplettübernahme angekündigt wurde. Das Angebot läuft bis zum 6. Dezember und wird nur vollzogen, wenn das Institut am Ende auf mehr als 90 Prozent kommt. In der Folge will die Commerzbank die übrigen Aktionäre im Rahmen eines Squeeze-outs gegen eine Barabfindung aus dem Unternehmen drängen.

Die Commerzbank geht nicht davon aus, dass die Barabfindung höher ausfallen wird als 11,44 Euro je Aktie. „Sollte die Barabfindung den Angebotspreis wider Erwarten doch übersteigen, wird die Commerzbank allen Aktionären, die ihre Aktien im Rahmen des Angebots angedient haben, die Differenz nachträglich ausgleichen“, erklärte das Institut.

Plan B ist aufwendiger und teurer

Sollte die Commerzbank trotz dieser Zusicherung nicht auf mehr als 90 Prozent der Aktien kommen, will sie zum Plan B greifen und beide Institute zwangsverschmelzen. Dies ist im Rahmen des Umwandlungsgesetzes bereits aber einer Mehrheit von 75 Prozent der Stimmen möglich.

Comdirect-Aktionäre würden dann Commerzbank-Aktien bekommen, das Tauschverhältnis würde von Gutachtern festgelegt. Dafür müssten Wertgutachten von Comdirect und Commerzbank erstellt werden. Zudem müsste die Verschmelzung von beiden Hauptversammlungen abgesegnet werden – beim Squeeze-out gilt das nur für Comdirect. Insgesamt wäre dieser Weg für die Commerzbank also aufwendiger, langwieriger und teurer.

Ob die Commerzbank im Rahmen des Übernahmeangebots über die Schwelle von 90 Prozent kommt, ist jedoch nicht nur wegen des Widerstands von Petrus völlig offen. Seit der Ankündigung der Offerte Mitte September hat die Comdirect-Aktie fast 50 Prozent zugelegt. Zum Handelsschluss am Mittwoch war das Papier 13,58 Euro wert. Für Comdirect-Aktionäre ist es zumindest aktuell also attraktiver, die Papiere über die Börse zu verkaufen als sie der Commerzbank anzudienen.

„Dass die Comdirect-Aktie zuletzt über dem Angebotspreis notierte, ist aus unserer Sicht Spekulationen über eine mögliche Erhöhung des Angebots geschuldet“, sagte Commerzbank-Chef Martin Zielke. „Weil wir aber an unserem Angebot festhalten, empfehle ich den Comdirect-Aktionären, es anzunehmen. Denn es besteht ein potenzielles Kursverlust-Risiko für die Comdirect-Aktie, falls unser Angebot scheitern sollte.“

Wie attraktiv der Plan B der Commerzbank, ein Aktientausch, für Comdirect-Aktionäre wäre, hängt von vielen Variablen ab, und ist aktuell schwer abzuschätzen. Wichtige Faktoren wären dabei unter anderem die Kursentwicklung der Commerzbank-Aktie sowie die von einem Gutachter ermittelten Unternehmenswerte von Commerzbank und Comdirect.

Mehr: Der Comdirect-Chef Arno Walter glaubt, dass die Direktbank bei der Neuausrichtung der Commerzbank Impulse setzen kann – etwa bei Banking-Apps.

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