„Dominierend und ideenlos“ Londoner Investor attackiert Commerzbank

Zu teure Dienstleistungen für die Online-Tochter?
Frankfurt Martin Zielke ist zufrieden mit Comdirect. Die Online-Tochter, an der die Commerzbank 82 Prozent hält, erzielte im ersten Halbjahr eine Eigenkapitalrendite vor Steuern von 17 Prozent. Davon wagt der von Zielke geführte Mutterkonzern nicht mal zu träumen. Doch aus Sicht des Comdirect-Großaktionärs Petrus Advisers bleibt die Online-Bank weiter hinter ihren Möglichkeiten zurück. Der aktivistische Investor hat deshalb einen Brief an Zielke geschrieben, der dem Handelsblatt vorliegt.
Er nehme die Commerzbank „als dominierenden und ideenlos agierenden Aktionär wahr“, kritisiert Petrus Advisers. Deutschlands zweitgrößte Privatbank bestimme die Unternehmenspolitik von Comdirect – und vernachlässige die übrigen Aktionäre. Die Commerzbank weist die Vorwürfe des Fonds, der nach eigenen Angaben ein Prozent der Aktien hält und damit zweitgrößter Comdirect-Aktionär nach der Commerzbank ist, zurück.
Aus Sicht von Klaus Umek und Till Hufnagel von Petrus Advisers zu Unrecht: „Kleinanleger, die seit dem Comdirect-Börsengang an Bord sind, ersticken in Commerzbank-Kostenstrukturen“, schreiben sie. Das Aufwand-Ertrags-Verhältnis (Cost-Income-Ratio) betrug bei Comdirect im vergangenen Jahr 68,6 Prozent. Um einen Euro zu verdienen, musste Comdirect fast 70 Cent investieren.

Der Partner bei Petrus Advisers ist mit der Commerzbank nicht zufrieden.
Die meisten Dienstleistungen wie etwa die IT bezieht Comdirect direkt von der Commerzbank – und verschwendet damit aus Sicht der Londoner Kritiker Geld: „Herz und Verwaltung der Comdirect sind viel zu teuer bei der Commerzbank aufgehoben“, zentrale Entscheidungen würden „teuer und strategiebefreit bei der Mutter eingekauft“.
Aus Sicht eines Konzerninsiders verlangt die Commerzbank von ihrer Tochter keine extrem übertriebenen Preise für IT- und Verwaltungsdienste. Aber: „Das Problem ist, dass die Commerzbank diese Dienstleistungen teuer produziert“, sagt er. „Das hängt damit zusammen, dass sie eine Filialbank ist und damit naturgemäß eine komplexere IT benötigt als eine Online-Bank.“ Würde die Comdirect diese IT- und Verwaltungsarbeiten von außen einkaufen, ließe sich Geld sparen. Für die Commerzbank wäre es allerdings fatal, wenn die Comdirect ihre Dienstleistungen extern bezöge: Denn dann wären ihre eigenen Systeme schlechter ausgelastet.
Tatsache ist, dass andere Online-Banken deutlich bessere Kennziffern vorweisen: Die Polen-Tochter der Commerzbank, mBank, kam 2016 auf ein Aufwand-Ertrags-Verhältnis von 45,7 Prozent, die BayernLB-Tochter DKB lag bei 45,8 Prozent. Die ING Diba, die mit einer Quote von 40 Prozent an der Spitze liegt, ist mit ihrer IT in Deutschland autark. Angesichts der Differenzen fordert Petrus Advisers bei Comdirect „Kosteneinsparungen von mindestens 25 Millionen Euro“.
Die engen Bande zwischen Commerzbank und Comdirect ärgern den Investor auch an anderer Stelle. Vorstand und Aufsichtsrat der Online-Tochter würden von der Commerzbank dominiert, kritisiert er. Mit einer Ausnahme haben alle Comdirect-Vorstände bei der Commerzbank gelernt, inklusive ihres aktuellen Chefs Arno Walter. Im Aufsichtsrat sitzen auf der Eigentümerseite mit einer Ausnahme auch nur Commerzbank-Manager.
„Die Besetzung des Aufsichtsrats bei Comdirect ist durchaus problematisch“, sagt auch ein großer institutioneller Investor dem Handelsblatt. Petrus Advisers fordert mehr externe Manager im Vorstand und Aufsichtsrat. Auch die Anreizstrukturen müssten sich ändern: Der Comdirect-Vorstand erhält einen Teil seiner erfolgsabhängigen Vergütung in Commerzbank- und nicht in Comdirect-Aktien. Das sei ein „grober Verstoß gegen alle Regeln sauberer Corporate Governance und ein Schlag ins Gesicht aller geplagten Minderheitsaktionäre“, schimpft der Fonds.
Er vermisst zudem eine überzeugende Wachstumsstrategie. „Das Geschäft ist provinziell und nur Deutschland-fokussiert.“ Die Commerzbank müsse für mehr Wachstum, niedrigere Kosten und eine personelle Erneuerung bei Comdirect sorgen. Andernfalls solle die Bank mit ihrer Tochter einen Unternehmensvertrag abschließen. Damit ist ein Beherrschungsvertrag gemeint, der die Bank verpflichten würde, Minderheitsaktionären erlittene Nachteile auszugleichen, etwa in Form einer festen jährlichen Dividende.
Die Commerzbank weist die Kritik zurück. Sie sei mit der Entwicklung von Comdirect sehr zufrieden, erklärt das Institut. Die Anzahl der Kunden und Depots sei 2016 deutlich gestiegen. Bedarf für Änderungen gebe es nicht. Ähnlich äußerte sich kürzlich Martin Zielke, als er im Handelsblatt-Interview zum Beteiligungsverhältnis befragt wurde. „Solange Commerzbank und Comdirect erfolgreich sind, gibt es für mich keinen Grund, das infrage zu stellen.“ Doch wie erfolgreich Comdirect ist, hängt offenbar stark vom Betrachter ab.
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Londoner Investor .. mit 1% bei comdirect :) .. 15,5 Mio €
Versuche das HB Motiv für die Schaltung dieses Artikels herauszufinden.