Ehemalige Krisenbank Hamburg Commercial schafft den Sprung in die Einlagensicherung der Privatbanken

Die ehemalige HSH Nordbank schafft einen wichtigen weiteren Schritt bei ihrem langjährigen Umbau.
Frankfurt Staatliche Rettungen, Skandale, Milliardenverluste für den Steuerzahler: Jahrelang sorgte die HSH Nordbank verlässlich für schlechte Nachrichten. Doch spätestens seit der Privatisierung der Landesbank 2018 scheint es bei dem Institut, das mittlerweile Hamburg Commercial Bank (HCOB) heißt, bergauf zu gehen. Mittlerweile verzeichnet die Bank steigende Gewinne und verfügt über dickere Kapitalpuffer als die allermeisten Konkurrenten.
Am kommenden Montag wird die HCOB nach Informationen des Handelsblatts einen weiteren Meilenstein bei ihrem Umbau erreichen. Der Privatbankenverband BdB werde auf einer Vorstandssitzung in Brüssel der Aufnahme der HCOB in die private Einlagensicherung zustimmen, sagten mehrere mit dem Thema vertraute Personen. Die HCOB erfülle die dafür vorgegebenen Kriterien. Die HCOB und der BdB äußerten sich dazu nicht.
Die HSH wurde als erste Landesbank überhaupt privatisiert und gehört mittlerweile mehrheitlich den Finanzinvestoren Cerberus und JC Flowers. Ein großer Streitpunkt beim Verkauf war die Zugehörigkeit der HSH zur öffentlich-rechtlichen Einlagensicherung.
Im Herbst 2018 einigten sich der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) und der BdB schließlich auf eine Übergangslösung. Die HCOB soll demnach bis Ende 2021 in der öffentlich-rechtlichen Einlagensicherung bleiben und dann zu den Privatbanken wechseln, sofern das Institut bestimmte Anforderungen erfüllt – unter anderem bei der Kapitalausstattung, der Portfolioqualität und der Profitabilität.
Die HCOB bezeichnet 2021 deshalb als letztes und entscheidendes Jahr ihrer Transformation. Die Mitgliedschaft in der BdB-Einlagensicherung sei bedeutsam, weil dadurch auch die Einlagen von Unternehmenskunden umfangreich abgesichert seien. Das sei vielen Firmen wichtig, hatte Vorstandschef Ermisch im vergangenen Mai im Gespräch mit dem Handelsblatt klargemacht.
Konzentration auf profitable Nischen im Firmenkundengeschäft
Ermisch führt das Institut, das sich in der Finanzkrise vor allem mit Schiffsfinanzierungen verspekuliert hatte, seit 2016 und hat das Geldhaus mit harter Hand saniert. Die Zahl der Vollzeitstellen hat sich seit 2015 in etwa halbiert. Im Handelsblatt-Interview im Frühjahr hatte Ermisch angekündigt, dass die Mitarbeiterzahl bis Jahresende auf 750 bis 800 fallen soll. Die Bilanzsumme soll bis dahin auf rund 30 Milliarden Euro sinken und dann bis auf Weiteres auf diesem Niveau verharren.
Heruntergefahren hat die HCOB unter anderem ihr Engagement im Mittelstandsgeschäft. Neben Projektfinanzierungen konzentriert sich die Bank im Firmenkundengeschäft auf profitable Nischen. Dazu zählt Ermisch den internationalen Zahlungsverkehr. Zudem ist das Institut im kleinvolumigen Leasing- und Factoring-Geschäft aktiv und will diesen Bereich sukzessive ausbauen. Darüber hinaus betreibt die Bank weiter Immobilien- und Schiffsfinanzierungen.
Zum Ende des ersten Halbjahrs wies die HCOB eine Eigenkapitalrendite von 29 Prozent aus. Der Gewinn stieg von Januar bis Juni 2021 auf 194 Millionen Euro nach vier Millionen im Vorjahreszeitraum. Das entsprach einer Rendite auf das investierte Kapital von 19,8 Prozent. Ermisch hob die Prognose für 2021 noch einmal um 115 Millionen Euro an und erwartet nun einen Nettogewinn von mehr als 250 Millionen Euro.
Im Gespräch mit dem Handelsblatt hatte der Vorstandschef betont, dass die hohe Eigenkapitalquote „wegen des geplanten Übergangs in das Einlagensicherungssystem des BdB gut ist“ . Es sei aber auch klar, dass die Bank „mittelfristig eine geringere Kapitalquote haben sollte“. Die Kapitalanforderungen der Finanzaufsicht liegen bei zwölf Prozent.
Ermisch: „Offen für kleiner Zukäufe und transformatorische Deals“
Wenn der Wechsel in die private Einlagensicherung endgültig gelungen ist, will sich Ermisch ab 2022 verstärkt mit „strategischen Optionen“ beschäftigen. „Wir sind offen für kleinere Zukäufe und auch bereit, uns an transformatorischen Deals zu beteiligen, sofern unsere Aktionäre dies wünschen“, sagte er im Mai.
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