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Eigenkapital sinkt Griechische Banken stehen vor neuen Herausforderungen

In Griechenland machen die Geldhäuser erstaunliche Fortschritte beim Abbau ihrer Problemkredite. Aber die Erfolgsbilanz hat eine Kehrseite.
12.04.2021 - 17:30 Uhr Kommentieren
Die vier systemrelevanten griechischen Geldhäuser haben im vergangenen Jahr die Summe der notleidenden Forderungen (NPE) von 68,5 auf 47,4 Milliarden Euro reduziert. Quelle: Bloomberg
Bilder von griechische Münzen vor einer Alpha-Filiale

Die vier systemrelevanten griechischen Geldhäuser haben im vergangenen Jahr die Summe der notleidenden Forderungen (NPE) von 68,5 auf 47,4 Milliarden Euro reduziert.

(Foto: Bloomberg)

Athen Das Programm hat einen großen Namen: „Herkules“ nannte George Zavvos den Plan, der den griechischen Banken helfen soll, ihre mit massiven Kreditrisiken belasteten Bilanzen zu bereinigen. Als Vizefinanzminister ist Zavvos im griechischen Kabinett für das Bank- und Versicherungswesen zuständig.

Sein nach dem Kraftprotz der Antike benanntes Konzept zeigt Wirkung: Im vergangenen Jahr haben die vier systemrelevanten griechischen Geldhäuser – Alpha Bank, Eurobank, National Bank of Greece (NBG) und Piraeus Bank – die Summe der notleidenden Forderungen (NPE) von 68,5 auf 47,4 Milliarden Euro reduziert.

Während vor drei Jahren noch jeder zweite ausgereichte Kredit notleidend oder akut ausfallgefährdet war, ging die NPE-Quote nach Angaben der griechischen Notenbank Ende 2020 auf 30,2 Prozent zurück. Das ist allerdings immer noch das Zehnfache des europäischen Branchendurchschnitts von 2,8 Prozent. Bis Ende 2022 wollen die Banken die Quote unter zehn Prozent drücken.

Je weiter die Konsolidierung der Kreditbücher vorangeht, desto deutlicher zeigt sich aber eine gefährliche Nebenwirkung des Sanierungskonzepts: Es kostet die Banken immer mehr Eigenkapital. Die Bereinigung der Kreditbücher könnte letztlich neue Kapitalerhöhungen erfordern, nachdem die griechischen Banken seit Beginn der Staatsschuldenkrise 2010 bereits dreimal rekapitalisiert werden mussten.

Das 2019 eingeführte Herkules-Programm ermöglicht es den Banken, Problemkredite auszulagern. Die notleidenden Forderungen werden in Asset Backed Securities gebündelt, die dann an Investoren verkauft werden können. Der Staat bürgt mit rund zwölf Milliarden für ein Drittel der verbrieften Forderungen, nämlich die vorrangigen Papiere. Die staatlich garantierten Forderungen können so in den Bankbilanzen verbleiben.

Großteil des Eigenkapitals entfällt auf Steuergutschriften

Dennoch zehren die Verbriefungen und Abschreibungen der Problemkredite am Eigenkapital. Mit einer Kernkapitalquote (Tier 1) von 14,3 Prozent im Branchendurchschnitt erfüllen die griechischen Banken zwar bequem die Mindestanforderungen, aber es gibt ein strukturelles Problem: Ein Großteil des Eigenkapitals entfällt auf latente Steuergutschriften aus Verlustvorträgen. 2012 gewährte der Staat damit den Banken eine Kompensation für die Verluste aus dem Schuldenschnitt.

Bei der Alpha Bank machen diese Steuergutschriften aktuell 54 Prozent des Eigenkapitals aus, bei der Eurobank und der Piraeus Bank jeweils über 60 Prozent und bei der NBG sogar 75 Prozent. Mit zunehmenden Abschreibungen erhöht sich der Anteil dieser „weichen“ Kapitalkomponente. Ein Dilemma, auf das der griechische Zentralbankchef Yannis Stournaras bereits mehrfach warnend hingewiesen hat.

Stournaras schlägt als Lösung die Schaffung einer nationalen Bad Bank in Ergänzung zum Herkules-Programm vor. Ihr sollen Problemkredite und als Unterlegung latente Steueransprüche zugeführt werden. Damit würde sich die Qualität des Kernkapitals der Banken verbessern. Im Finanzministerium findet Stournaras aber für seinen Plan bisher kein Gehör. Mit Billigung der EU-Wettbewerbshüter verlängerte die Regierung jetzt ihr Herkules-Programm bis Oktober 2022.

Bank-Chefs hoffen auf bessere Zeiten

Die Piraeus Bank, die Ende 2020 mit einer NPE-Quote von 45 Prozent unter den vier Instituten am schlechtesten dastand, muss sich bereits mit einer Kapitalerhöhung von einer Milliarde Euro stärken. Das beschloss eine außerordentliche Hauptversammlung vergangene Woche. Parallel dazu will die Bank die NPE-Quote innerhalb der kommenden zwölf Monate unter zehn Prozent und mittelfristig auf drei Prozent drücken. Piraeus CEO Christos Megalou hat dem Kraftakt den optimistischen Namen „Sunrise“ gegeben, Sonnenaufgang.

Auf bessere Zeiten hofft man auch in den Chefetagen der anderen drei Institute. Das Wort Kapitalerhöhung spricht dort niemand aus, mit Rücksicht auf den Aktienkurs und die Aktionäre. Man hofft, die entstehenden Kapitallücken anders schließen zu können, etwa durch Veräußerungen von Vermögenswerten oder mit künftigen Gewinnen.

Vorerst steckt Griechenland aber noch tief in der Corona-Rezession. Sie schmälert nicht nur die Gewinnaussichten der Geldinstitute, sondern beschert ihnen auch neue Kreditrisiken. Die Banken haben Tilgungen und Zinszahlungen für Kredite von rund 20 Milliarden Euro ausgesetzt, um Schuldnern entgegenzukommen, die vom Lockdown betroffen sind. Die Regelung läuft in diesem Frühjahr schrittweise aus. Branchenexperten fürchten, dass nach dem Ende des Moratoriums Kredite im Volumen von bis zu fünf Milliarden Euro notleidend werden könnten. Gerd Höhler

Mehr: Wie sich Griechenland mit den Milliarden aus dem EU-Aufbaufonds modernisieren will.

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