EU-Austritt Moody's warnt vor Belastung für deutsche Hypothekenbanken durch Brexit

Der Gewerbeimmobilien-Finanzierer ist besonders stark auf dem britischen Markt engagiert.
Frankfurt Die US-Ratingagentur Moody's hat vor den Gefahren eines „harten Brexit“ für deutsche Hypothekenbanken gewarnt. Drei der fünf größten Gewerbeimmobilien-Finanzierer in Deutschland seien besonders stark auf dem britischen Markt engagiert. Ein ungeregelter EU-Ausstieg Großbritanniens könnte sie daher schwer treffen.
Großbritannien und Deutschland seien als die beiden größten europäischen Volkswirtschaften eng miteinander verbunden. Ein No-Deal-Brexit würde daher zu Handelsstreitigkeiten führen, schreiben die Moody's-Analysten. Besonders betroffen wären Banken, die viele Kredite im Vereinigten Königreich vergeben haben.
Die Analysten verweisen in ihrem Report auf den bereits erfolgten Rückzug vieler Institute: „Die meisten deutschen Banken haben ihre Aktivitäten seit dem Brexit-Votum vom Juni 2016 bereits reduziert“.
So seien die direkten Aktivitäten der deutschen Universalbanken vergleichsweise überschaubar. Die Summe betrug im September 2018 noch 252 Milliarden Euro, was 3,2 Prozent der Gesamt-Assets entsprach. Seit der Brexit-Abstimmung habe die Kreditvergabe an britische Unternehmen um 40 Prozent nachgelassen. Die größten britischen Aktivitäten habe die Deutsche Bank, sie sei aufgrund ihrer starken Verwurzelung in Europa aber gut aufgestellt.
Einige spezialisierte Kreditgeber seien jedoch weiterhin von einem möglichen Negativszenario betroffen: „Geschäftsimmobilien sind die Anlageklasse, die gegenüber einem No-Deal-Brexit am stärksten verwundbar ist.“ Im Fall eines „weichen“ Brexits könnten konjunkturelle Abwärtstendenzen die Immobilienmärkte belasten – im Fall eines „harten“ Brexits drohe gar ein starker Preisverfall, vor allem in London.
Drei von fünf deutschen Hypothekenbanken sind laut Moody's in Großbritannien stark vertreten: die Aareal Bank, die Deutsche Pfandbriefbank und die Deutsche Hypothekenbank.
4,0 Milliarden Euro der Aareal-Anlagen haben demnach einen Großbritannien-Bezug, das Gesamtportfolio umfasst 26,4 Milliarden Euro. 4,3 (von 29,9) Milliarden Euro sind es bei der Deutschen Pfandbriefbank, 1,5 (von 12,1) Milliarden Euro bei der Deutschen Hypothekenbank.
Die unmittelbaren Risiken aus dieser Verwundbarkeit hat Moody's in seinem Rating schon eingepreist. Als Basisszenario gehe man nach wie vor von einer Austrittsvereinbarung mit der EU aus, die eine Übergangsperiode beinhaltet. So arbeite die Europäische Kommission darauf hin, einen abrupten Abriss der Geschäftsbeziehungen zu verhindern. Auch der Bundestag habe das Pfandbriefgesetz entsprechend angepasst.
Die beiden anderen spezialisierten Banken, Berlin Hyp und die DZ Bank, seien nur zu einem geringen Ausmaß in Großbritannien engagiert.
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