Europäische Geldhäuser Zahl der Einkommensmillionäre unter Bankern steigt – Fast 500 Hochbezahlte in Deutschland

Großbritanniens Hauptstadt ist nach wie vor das Mekka der Spitzenverdiener der Finanzbranche.
Frankfurt Die Zahl der Großverdiener unter europäischen Banken ist auch im Jahr 2019 gestiegen, zeigt ein Bericht der EU-Bankenaufsichtsbehörde Eba. Sie zählte im Berichtsjahr insgesamt 4963 Banker aus der Europäischen Union und dem Europäischen Wirtschaftsraum, die mehr als eine Million Euro im Jahr verdienten. Das entspricht einem Zuwachs von 0,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Seit 2010 ist die Zahl der Vielverdiener sogar um 42 Prozent gestiegen.
London bleibt mit insgesamt 3519 Hochbezahlten das Mekka der Spitzenverdiener der Finanzbranche, auch wenn ihre Zahl um 95 Personen sank. Besonders markant fiel der Zuwachs von Großverdienern dagegen in Deutschland, Italien und Frankreich aus: In Deutschland stieg die Zahl der Einkommensmillionäre von 450 auf 492, in Frankreich waren es 270 Banker statt 234 und in Italien 241 Einkommensmillionäre statt 206.
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Diese überdurchschnittlichen Zuwächse in Deutschland, Frankreich und Italien könnten aus Sicht der Eba mit dem Ausstieg Großbritanniens aus der EU zusammenhängen. Im Zuge des Brexits mussten viele Institute Aktivitäten aus London in die verbleibenden EU-Mitgliedsstaaten verlagern. Zu dieser These passt, dass sich die Zahl der Einkommensmillionäre in Großbritannien erstmals seit 2015 leicht rückläufig entwickelt hatte. Der Rückgang entspricht in etwa den Zuwächsen, die es in Deutschland, Italien und Frankreich gab.
Die Eba berücksichtigt in ihrer Zählung, wo Gutverdiener stationiert sind, egal aus welchem Land ihr Arbeitgeber stammt. Ein Londoner Mitarbeiter der Deutschen Bank oder BNP Paribas würde also in die Statistik für Großbritannien einfließen – und nicht in die Rechnung für Deutschland oder Frankreich.
Neben dem Brexit führt die Eba als Gründe für den Verdienstanstieg, den es insgesamt in der Branche gab, die guten Ergebnisse im Corporate Banking einiger Institute an sowie ungewöhnlich hohe Abfindungszahlungen im Zuge von Sparmaßnahmen.
Ein Banker verdiente mindestens 64 Millionen Euro
Die meisten Einkommensmillionäre arbeiten im Investmentbanking, das gilt insbesondere für Großbritannien mit dem Finanzplatz London. Allerdings nimmt Deutschland in der Statistik eine Sonderrolle ein: Von den 492 Großverdienern war eine Mehrheit von 298 Personen im Management aktiv, nur 108 Personen waren Investmentbanker. Das unterscheidet Deutschland auch von Frankreich und Italien, wo es mehr hoch bezahlte Investmentbanker als Manager wie etwa Vorstände gibt.
In den meisten Fällen – das gilt für etwa 3599 der Spitzenverdiener – liegt das Gehalt in einer Spanne zwischen ein und zwei Millionen Euro. Es gab in Großbritannien aber auch einen Ausreißer, der 2019 zwischen 64 und 65 Millionen Euro erhielt.
Das durchschnittliche Verhältnis zwischen variabler und fixer Vergütung aller Gutverdiener ist von 139 Prozent im Jahr 2018 auf 129 Prozent im Jahr 2019 gesunken, wie die EBA mitteilte. In Deutschland liegt die variable Vergütung bei relativ niedrigen 59 Prozent der fixen Vergütung. Die Korrelation zwischen der Bedeutung der variablen Vergütung und der durchschnittlichen Eigenkapitalrendite der Banken ist laut Eba „moderat“, wobei diese wechselseitige Beziehung in Großbritannien „relativ stark“ sei.
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