Ex-UBS-Banker Brad Birkenfeld Ein Whistleblower teilt aus

Whistleblower: Der ehemalige USB-Banker kurz vor seiner Festnahme 2010. Er musste zweieinhalb Jahre hinter Gitter.
Berlin Gleich zu Beginn: eine Attacke gegen das System. „Niemand in den USA wollte mein Buch herausbringen. Ich war bei sechs großen Verlagen und immer, wenn es die Chefs von der Idee hörten, wurde es abgelehnt“, echauffiert sich Bradley Birkenfeld. Niemand, so die Hypothese, wolle sich mit seinem ehemaligen Arbeitgeber, der UBS, anlegen. Die Schweizer Großbank sei mit ihren Verbindungen in die Politik und in die Wirtschaft einfach zu mächtig. Schließlich brachte er sein Buch in den USA auf eigene Faust auf den Markt.
Der große, stämmige Mann mit der lauten Stimme und dem überdimensionalen Ring am Finger sitzt auf einer braunen Ledercouch im Berliner Restaurant Borchardt und redet sich in Rage. Das kann er gut. Schließlich kämpft er seit Jahren gegen die amerikanische Politik, die Behörden und die UBS.
Als Privatbanker der UBS warb Birkenfeld einst wohlhabende Kunden in den USA an und ließ später als Whistleblower die ganze Sache auffliegen. Zweieinhalb Jahre musste er wegen Beihilfe zur Steuerhinterziehung in Haft, es folgten drei Jahre Bewährung. 2012 dann die überraschende Wende: Die US-Steuerbehörde IRS zahlte ihm eine Rekordbelohnung von 104 Millionen Dollar.
Seine bewegte Geschichte hat Birkenfeld in einem provokanten Buch verarbeitet, das am Montag in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein veröffentlicht wird. Für den deutschsprachigen Raum fand er auch einen Verleger, den Finanzbuchverlag. Schon mit dem Titel, „Des Teufels Banker“, macht er deutlich, dass er auf Rache aus ist. 15 Milliarden Dollar an Steuergeldern konnten die US-Behörden dank seiner Tipps zurückholen. In Deutschland waren es laut Birkenfeld mehrere hundert Millionen Euro. Birkenfeld war jedoch der einzige, der im Zusammenhang mit dem Skandal ins Gefängnis musste. Alle anderen, darunter Vorstandschefs und Politiker, seien verschont worden.
Er verweist auf die engen Kontakte zwischen der UBS und der Politik. Robert Wolf etwa, der einstige Amerika-Chef der Bank, war ein großer Wahlkampfspenden-Eintreiber für Präsident Obama. Das sei mit ein Grund, glaubt Birkenfeld, dass das Institut der US-Regierung nur rund ein Viertel der insgesamt 19.000 Kunden mit illegalen Konten in der Schweiz nennen musste.
„Klar, ich war vier Jahre lang Teil des Systems“, räumt er ein und setzt sofort zur Verteidigung an. „Ohne mich wäre das Ganze nie ans Licht gekommen. Man braucht Leute, die mit den Vorgängen involviert sind. Wer soll solche Skandale aufdecken? Der Hausmeister?“
Doch Birkenfeld ist auch in anderer Mission nach Berlin gekommen. Er will anderen Whistleblowern helfen, drängt auf Schutzprogramme für Tippgeber, die es in Deutschland bislang nicht gibt. „Whistleblower setzen ihre Karriere, ihre Familie und manchmal auch ihr Leben aufs Spiel“, stellt er klar. Dass es im Dieselskandal bei Volkswagen keinen Whistleblower gab, treibt ihn um. Das Timing für seine Mission hat er geschickt gewählt. Frankreich hat Ende 2016 umfassende Gesetze zum Schutz von Tippgebern verabschiedet. Auch die Europäische Kommission befasst sich gerade mit dem Thema.
Birkenfeld hat noch viel vor. Sein Buch soll auch in anderen Sprachen veröffentlicht werden, darunter Griechenland, Rumänien und Japan. Der Ex-Banker, der mittlerweile auf Malta wohnt, hält Vorträge in ganz Europa. Er schult auch Regierungen, die Steuerhinterziehern auf die Schliche kommen wollen. Zwei Beamte aus Nordrhein-Westahlen, erzählt er in Berlin, seinen schon vor Jahren bei ihm in den USA gewesen um sich zu informieren – nicht über die USB konkret, sondern eher über die Methoden der Steuerhinterzieher Allgemeinen.
Und er will, dass seine Geschichte verfilmt wird. Der frühere Bertelsmann-Manager Martin Schürmann arbeitet gerade mit der renommierten kalifornischen Talent-Agentur CAA an zwei Konzepten für eine Serie. Die eine währe eher eine Talk-Show-Reihe, bei der Birkenfeld andere Whistleblower als Gäste begrüßt, die andere im Stil von „House of Cards“. Material dafür gäbe es genug.
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