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Exklusive Studie Europas Banken halten an Filialen fest

Trotz Digitalisierungsschub durch die Coronakrise wollen nur die wenigsten europäischen Banken Filialen dauerhaft schließen. In Deutschland zeigt sich jedoch ein anderes Bild.
20.09.2021 - 04:00 Uhr Kommentieren
Deutsche Banken schließen immer mehr Bankfilialen – die europäische Konkurrenz ist beim Ausdünnen der Zweigstellennetze deutlich zurückhaltender. Quelle: dpa
Bankenviertel in Frankfurt am Main

Deutsche Banken schließen immer mehr Bankfilialen – die europäische Konkurrenz ist beim Ausdünnen der Zweigstellennetze deutlich zurückhaltender.

(Foto: dpa)

Frankfurt Während einige deutsche Banken einen signifikanten Filialabbau planen, wollen die Geldhäuser in anderen Ländern ihr Filialnetz nach dem Corona-Schock weitgehend erhalten. Als die Pandemie im Frühjahr 2020 Europa erreichte, mussten die Banken schnell reagieren. Filialen wurden geschlossen und Mitarbeiter ins Homeoffice geschickt. Die Unternehmensberatung Roland Berger befragte europäische Banken zu den Trends im Privatkundengeschäft für eine Studie.

Das Ergebnis: Im Pandemiejahr 2020 mussten 58 Prozent der befragten Banken einen Teil ihrer Filialen vorübergehend schließen. Zu permanenten Schließungen kam es allerdings nur bei elf Prozent. Auch für die kurz- und mittelfristige Zukunft gehen 80 Prozent der Befragten davon aus, dass nur ein geringer Anteil ihrer Filialen geschlossen wird.

In Deutschland zeigt sich ein anderes Bild: Hier ist die Zahl der Bankniederlassungen bereits deutlich zurückgegangen. Die Beratungsfirma Investors Marketing schätzt, dass die Zahl der Filialen bis 2025 um ein Drittel auf 16.000 sinkt.

Ende 2020 registrierte die Bundesbank gut 24.000 Zweigstellen. Vor 15 Jahren waren es noch nahezu doppelt so viele. Laut einer Studie der Förderbank KfW kommt Frankreich mit 5,3 Zweigstellen pro 10.000 Einwohner auf die höchste Filialdichte in Europa. Deutschland liegt mit einem Wert von 3,2 auf Rang sieben, was exakt dem Durchschnitt in der EU entspricht.

Für die unterschiedlichen Trends in Sachen Filialabbau in Deutschland und Europa sieht Roland-Berger-Partner Sebastian Steger mehrere Gründe: Da sei zum einen die deutlich niedrigere Profitabilität im deutschen Privatkundengeschäft. „Dadurch ist hierzulande auch der Spardruck größer“ meint der Berater.

Eine Studie von McKinsey aus diesem Sommer zeigt, dass Privatkunden in Deutschland im Schnitt lediglich 135 Euro für alltägliche Bankdienstleistungen bezahlen. Der europäische Durchschnitt liegt dagegen bei 256 Euro. Während die Einnahmen der heimischen Geldhäuser im Privatkundengeschäft laut einer Untersuchung der Beratung ZEB in den zehn Jahren bis 2020 um zwölf Prozent sanken, legten sie in Großbritannien und Spanien um über 20 Prozent zu. In Schweden und den Niederlanden lag das Plus sogar bei über 60 Prozent.

Vergleichsplattformen machen den Banken Konkurrenz

Als weiteren Grund für den schnelleren Filialabbau in Deutschland nennt Steger die Tatsache, dass hier Vertriebsmodelle über Vergleichsplattformen und deren Online-Beratungsdienste bereits weiter verbreitet sind. Während in Südeuropa der Anteil solcher Plattformen beim Vertrieb von Ratenkrediten oder Baufinanzierungen teilweise noch bei rund fünf Prozent liege, betrage der Vergleichswert in Deutschland im Neugeschäft 30 bis 40 Prozent.

„Die Ergebnisse der Studie sprechen dafür, dass die europäischen Banken, was die Filialdichte angeht, zumindest für den Moment eine Art Gleichgewicht gefunden haben“, meint Steger. Das werde sich aber mittelfristig sicher wieder ändern. Steger rechnet für die kommenden Jahre mit grundlegenden Veränderungen im Privatkundengeschäft.

Zum Teil gehen diese Veränderungen auf die Pandemie zurück: Ein Viertel bis zur Hälfte der Belegschaft im europäischen Privatkundengeschäft wird auch nach der Coronakrise weiter im Homeoffice arbeiten, glauben rund 90 Prozent der befragen Banken. Außerdem wollen über 60 Prozent der Institute agile Arbeitsbedingungen für ausgewählte Bereiche oder Projekte schaffen. Dies wird nach Einschätzung von Steger die künftigen Mitarbeiterprofile stark verändern: weg vom klassischen Projektmanager hin zum Spezialisten für Data-Management.

Laut der Studie wollen über 80 Prozent der befragten Banken auch in Zukunft als zentrale Analaufstelle für die Endkunden fungieren. Nach Stegers Meinung ist das allerdings unrealistisch. „Längst nicht alle Banken, die das heute wollen, werden die Rolle als Kundenexperte verteidigen können“, prophezeit der Berater.

Viele müssten sich am Ende auf die Rolle von Produktentwicklern und -produzenten konzentrieren, den Kontakt zum Kunden und den Vertrieb würden dann andere Plattformen übernehmen. Beziehungsweise eine kleinere Anzahl von Banken, die sich im digitalen Wettbewerb behaupten könnten.

Mehr: Banker bleiben lieber zu Hause: Banken und Belegschaft ringen um das Recht auf Homeoffice

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