EZB-Bankenaufsicht Höhere Kapitalanforderungen für Institute der Euro-Zone

Bei der Durchleuchtung der Geldhäuser im vergangenen Jahr gingen die EZB-Bankenwächter erstmals nach einheitlichen Methoden vor.
Frankfurt Die großen Banken der Euro-Zone starten im Schnitt mit höheren Kapitalvorgaben in das neue Jahr. Alles eingerechnet steigen die Mindestkernkapitalquoten der Geldhäuser von 2015 auf 2016 graduell um 0,5 Prozentpunkte, wie die EZB-Bankenaufsicht am Dienstag auf ihrer Webseite mitteilte. Viele Geldhäuser erholten sich immer noch von der Finanzkrise und seien nach wie vor mit Risiken und Gegenwind konfrontiert, erklärten die Bankenwächter.
Die bei der Europäischen Zentralbank (EZB) angesiedelte Aufsicht prüfte 2015 die 120 größten Institute der Währungsunion und deren Geschäftsmodelle im Zuge des sogenannten „Supervisory Review and Evaluation Process“ (SREP). Anschließend gab sie den Häusern neue Mindestkernkapitalquoten vor. Die individuellen Vorgaben veröffentlichte die EZB nicht.
Im Schnitt steigen für die Banken 2016 die Mindestquoten um 0,3 Prozentpunkte. Hinzu kommt ein höherer Puffer durch die schrittweise Umsetzung der härteren Basel-III-Regeln um 0,2 Prozentpunkte. Die Kapitalvorgaben der Aufseher sind auch für Anleger relevant. Denn die Mindestquoten wirken sich auf den Betrag aus, den Banken als Dividende an ihre Aktionäre und als Bonuszahlungen an ihre Beschäftigten ausschütten dürfen. Bei der Verteilungsobergrenze (MDA) müssen die Banken auch weitere Kapitalvorgaben („Pillar 2“) beachten. Die EZB stellte sich am Dienstag hinter eine entsprechende Richtlinie des EU-Regelsetzers EBA.
Bei der Durchleuchtung der Geldhäuser im vergangenen Jahr gingen die EZB-Bankenwächter erstmals nach einheitlichen Methoden vor. Zuvor legten nationale Aufsichtsbehörden unterschiedliche Maßstäbe an. Die EZB ist erst seit Herbst 2014 für die Überwachung der größten Institute im Währungsraum zuständig. Die Zahl der direkt beaufsichtigten Banken stieg zuletzt auf 129 Institute an.