EZB-Umfrage Banken verschärfen die Richtlinien für Firmenkredite

Auch in Deutschland verschärften die Kreditinstitute in den ersten drei Monaten ihre Vergaberichtlinien für Firmendarlehen.
Frankfurt Der Kreditzugang für Unternehmen im Euro-Raum und auch in Deutschland erschwert sich. Denn die Finanzinstitute in der Euro-Zone haben ihre Vergabestandards für Firmendarlehen im ersten Quartal erneut leicht verschärft, wie die Europäische Zentralbank (EZB) am Dienstag mitteilte.
Auch für das zweite Quartal gingen die Geldhäuser von härteren Richtlinien aus. „Das spiegelt die Unsicherheit der Banken wider hinsichtlich der wirtschaftlichen Folgen der dritten Pandemiewelle und des Fortschritts der Impfkampagne“, erklärten die Euro-Wächter.
Auch in Deutschland setzte sich der Trend zu schärferen Vergaberichtlinien weiter fort. „Als Hauptgrund gaben die Banken ein nach ihrer Einschätzung erhöhtes Kreditrisiko an“, erklärte die Bundesbank. In Deutschland hatten Banken seit Anfang 2020 die Standards kontinuierlich verschärft. Anders als im gesamten Euro-Raum planen die Geldhäuser in Deutschland allerdings für das zweite Quartal keine Verschärfung ihrer Standards im Firmenkreditgeschäft.
Firmen waren je nach Branche und Unternehmensgröße unterschiedlich hart getroffen, zeigt die KfW-Ifo-Kredithürde. Dieser Indikator gibt den Prozentanteil der Unternehmen an, die das Bankverhalten in Kreditverhandlungen als „restriktiv“ bezeichnen.
Danach ist die Kredithürde für den Mittelstand seit März 2020 stetig angestiegen und liegt mittlerweile bei 22,5 Prozent. Im Vorquartal waren es noch 21,9 Prozent. „Wie zu erwarten war, sind die Banken vor allem bei von der Pandemie hart getroffenen mittelständischen Dienstleistern (27 Prozent) und mittlerweile auch dem Einzelhandel (27,9 Prozent) besonders restriktiv“, sagte die KfW-Chefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib.
Die EZB hat umfangreiche Konjunkturhilfen aufgelegt, um den Kreditfluss im Euro-Raum während der Krise aufrechtzuerhalten. Darüber hinaus will sie günstige Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, Staaten und Haushalte sicherstellen. Dazu gehört auch ein Notfall-Anleihekaufprogramm, das auf 1,85 Billionen Euro angelegt ist und bis mindestens Ende März 2022 laufen soll.
Weniger Nachfrage nach Firmenkrediten zu Jahresbeginn
Die Nachfrage nach Firmendarlehen ist im Euro-Raum laut EZB-Umfrage in den ersten drei Monaten des Jahres gesunken. Unternehmen aus Sektoren der Wirtschaft, denen die Pandemie besonders zugesetzt habe, hätten Investitionen verschoben. Zudem nutzten Firmen der Umfrage zufolge vorhandene Liquiditätspuffer oder nahmen staatliche Hilfen in Anspruch, was insbesondere auf kleinere Gesellschaften zugetroffen habe.
Zu einem ähnlichen Ergebnis für Deutschland kommt die KfW-Ifo-Kredithürde für das erste Quartal. Danach verharrte die Nachfrage der Unternehmen in Deutschland nach Bankkrediten zu Beginn des Jahres „auf schwachem, unterdurchschnittlichem Niveau“.
Der Anteil mittelständischer Firmen, die sich in Kreditverhandlungen befanden, ging um 1,5 Prozentpunkte auf 20,6 Prozent zurück. Das ist der KfW zufolge der niedrigste Wert seit Beginn der Befragung im Jahr 2017. Bei Großunternehmen blieb die Nachfrage laut KfW „verhalten“. Der Anteil der Firmen in Kreditverhandlungen stieg nur minimal um 0,2 Prozentpunkte auf 29 Prozent.
Für Banken ist die geringe Kreditnachfrage ein Problem, weil sie dann mit geringeren Zinserträgen rechnen müssen. Die Banken gehen laut EZB aber davon aus, dass die Nachfrage nach Firmendarlehen im zweiten Quartal wieder anziehen wird.
Die EZB befragte zwischen dem 11. und 26. März 143 Geldhäuser aus der Währungsunion zu ihrem Kreditgeschäft, darunter befanden sich 34 deutsche Institute, die auch Basis für die Bundesbank-Umfrage sind.
Die Notenbanken befragen viermal im Jahr Banken der Euro-Zone zu ihrem Kreditgeschäft, um sich so einen Überblick über die Finanzierungsbedingungen zu verschaffen. Die Ergebnisse liefern ihnen wichtige Anhaltspunkte für ihre geldpolitischen Überlegungen. Die nächste EZB-Zinssitzung ist am Donnerstag.
Mehr: Größte Kreditausfälle drohen den Banken in den Jahren 2022 und 2023.
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